Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
Vom Netzwerk:
Mann spielen?
    »Gryf, Sie…«
    Er hob die Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber Zandt und diese anderen Torfnasen hier haben nicht Ihr Feuer, Andy. Denen fehlt das Gespür für den Fall. Und - nun ja, sie haben mich nicht als Assistenten.« Gryf schmunzelte. »Aber die Zeit drängt. Das NYPD muss handeln. Roslins Leben ist in Gefahr.«
    Andy seufzte, schüttelte den Kopf und setzte mehrfach zu einem Widerspruch an. Doch der wollte ihm schlicht nicht über die Lippen kommen. Schließlich nahm der Sergeant einfach Platz. »Und was schlagen Sie vor?«, fragte er resignierend.
    Mit wenigen Worten beschrieb Gryf, was in Gracie Mansion vorgefallen war. »Die Spur führt zu diesem Anruf«, schloss er. »Der, in dem Roslin etwas verkaufen wollte. Ich hab das im Gefühl.«
    »Instinkt«, sagte Andy und nickte. »Gute Cops besitzen so, etwas. Und sie wissen, wann sie sich auf ihn verlassen können.«
    Gryfs Schmunzeln wurde breiter. »Das nehm ich dann mal als Kompliment.«
    Es war zum Davonlaufen: Die Sache machte diesem seltsamen Gesellen tatsächlich Spaß! Gryf benahm sich, als wäre er ein Tourist im Urlaub, lugte neugierig in alle Töpfe und freute sich des Abenteuers. Eigentlich, hätte er ihn achtkantig rausschmeißen und Zandt alle Informationen offenlegen sollen. Doch wenn er dieser Telefonspur nachgehen wollte, musste Andy dem Lieutenant auch erklären, woher die Information stammte.
    Und das… Nein. Das wäre zweifelsfrei das Ende seiner Karriere.
    Vermutlich sogar seines Lebens als freier Mann.
    »Okay, ich hör mich mal um«, sagte er. Keine zehn Sekunden später hing er am Telefon.
    Es dauerte eine Weile, bis die Telefongesellschaft ihm die Verbindungsdaten gemailt hatte, doch dann erschienen sie auf Andys PC-Monitor. Schnell überflogen Gryf und er die Seiten des PDF-Dokuments. Schließlich blieben ihre Blicke an einem Vermerk hängen, der wie ein Leuchtfeuer aus den Einträgen ragte: Ellman & Sons, Auktionshaus. Fifth Avenue. Ein teures, edles Pflaster.
    Gryf pfiff leise zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ein Auktionshaus, schau mal an. Roslin sagte ja, er wolle etwas verkaufen.«
    Andy notierte sich die Adresse. »Das ist nicht weit von hier. Im Zweifelsfall können wir mal hinfahren, aber vielleicht geht's ja auch einfacher.« Damit griff er erneut zum Hörer und ließ sich mit Ellman & Sons verbinden.
    Nach dem dritten Klingeln meldete sich ein Mann.
    »Bedaure, Sergeant«, sagte dieser, nachdem Andy sein Anliegen vorgebracht hatte. »Es geht gegen die Ehre unseres Berufsstandes, über die Transaktionen unserer Klienten Auskunft zu geben. Vertraulichkeit ist in dieser Branche das A und O.«
    Gryf hob die Brauen. Derartige Worte - und die schnöselig klingende Stimme, die sie aussprach - schienen dem Druiden zu missfallen.
    »Aber Sie bestreiten nicht, dass Bürgermeister Roslin zu diesen Kunden gehört«, wagte Andy einen Schuss ins Blaue. »Dass er Ihnen aufgetragen hat, etwas in seinem Namen zu veräußern. Etwas, dass zu verkaufen Sie oder ein Mitarbeiter Ihres Hauses als - ja, als Sakrileg ansehen, Mister…«
    Es war ein riskanter Vorstoß, ließ sich Andy doch stark in die Karten schauen, indem er so offen sprach. Aber hin und wieder musste ein Cop auf sein Bauchgefühl hören.
    Der Auktionator zögerte merklich. »Ellman«, sagte er schließlich. »Hubert Ellman III. um genau zu sein. Was Ihre Unterstellungen anbetrifft, Sergeant, irren Sie sich. Ich sage überhaupt nichts. Und damit Ihnen einen guten Tag.«
    Ein Klicken machte deutlich, dass Ellman die Verbindung getrennt hatte.
    Als Andy aufblickte, sah er in Gryfs respektvoll weit geöffnete Augen. »Hut ab, Sergeant. Ihr Instinkt ist aber auch nicht zu verachten. Und was machen wir jetzt?«
    Sipowicz lächelte. »Na, weiter. Dieser Fall scheint gerade erst richtig interessant zu werden. Was immer Roslin umtreibt und so nervös macht, es muss mit dem Geschehen bei Ellman & Sons zu tun haben.«
    »Und nicht mit den Stadtvätern.«
    »Tut mir leid, Gryf. Aber je weiter wir stoßen, desto mehr entfernen wir uns von übernatürlichen Elementen, finden Sie nicht?« Andy hielt inne, sah den Druiden kurz an und grinste dann. »Anwesende natürlich ausgenommen«, fügte er schließlich hinzu.
    Diesmal mussten sie beide lachen.
    ***
    Das war das Reich des Todes und sie seine Gefangene.
    Es konnte nicht anders sein. Jenny Moffat schaute aus weit aufgerissenen Augen auf, suchte einen Halt, doch die Welt um sie herum wandelte sich von Sekunde

Weitere Kostenlose Bücher