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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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der Metropole lagen längst hinter ihnen und hatten dunklen Wäldern und gut befestigten Forstwegen Platz gemacht. Durch die Löcher in der Scheibe pfiff der Fahrtwind, und die nächtliche Kälte ließ Jenny frösteln.
    »Und jetzt fahren wir zu diesem Manderbilt?«, fragte die Journalistin. »Ist er Roslins anonymer Käufer?«
    »Menderbit«, antwortete Andy. »Und davon gehe ich aus. Was immer Roslin besaß, es war zwei Morde wert. Und wenn wir es nicht verhindern, vielleicht sogar noch mehr.«
    Sie hatten eine Kreuzung erreicht. Andy verlangsamte den Wagen. »Verflucht«, murmelte er.
    »Was ist?«
    »Ich fürchte, hier stimmt was nicht. Dem Weg nach müssen wir nach rechts, um Menderbits Anwesen zu erreichen, aber unsere Limousine ist gerade ganz woanders lang gefahren. Die Sache gefällt mir nicht.«
    Er hatte den Satz kaum beendet, da schoss ein schwarzer Transporter aus einem Waldweg. Seine Scheinwerfer waren ausgeschaltet gewesen, sodass ihn niemand im Dunklen hatte ausmachen können. Der Wagen hatte ihren Ford erreicht, noch bevor Jenny reagieren konnte. Türen flogen auf, und in dunkle Kapuzenshirts gekleidete Gestalten sprangen heraus. In ihren Händen trugen sie Schusswaffen.
    »Ein Hinterhalt!« Andy zuckte zusammen und griff zur Glock. »Die Limo muss sich telefonisch Verstärkung geholt haben. Und ich dachte, sie hätte uns aus den Augen verloren!«
    Die Fahrertür schwang auf, und eine der vermummten Gestalten schlug dem Sergeant die Glock aus der Hand. »Ganz langsam, Freundchen«, knurrte eine tiefe Männerstimme aus den Schatten, die die Kapuze über sein Gesicht warfen. »Und jetzt aussteigen, klar? Mit erhobenen Händen. Das gilt für euch alle.«
    Während Jenny, Gryf und Andy dem Befehl nachkamen, waren fünf Pistolen auf sie gerichtet, und fünf Augenpaare beobachteten jede ihrer Bewegungen. Wieder und wieder warf die Journalistin dem Druiden einen Blick zu, doch Gryf schien gar nicht an einen zeitlosen Sprung zu denken. Stattdessen wollte der jungenhaft wirkende Mann die Situation wohl auskosten, bis sie wirklich brenzlig wurde. Außerdem: Ein Sprung hätte nur ihn und eine weitere Person gerettet. So oder so hätte er einen seiner zwei Begleiter zurücklassen müssen - und ihn oder sie somit dem sicheren Tod ausgesetzt.
    Die Männer zwangen ihre Gefangenen dazu, sich auf den kalten Teer der verlassenen, mondbeschienenen Landstraße zu knien und die Hände hinter dem Rücken zu verschränken. Jenny stöhnte, als sich Kabelbinder um ihre Gelenke schlossen und ihr die Bewegungsfreiheit raubten. Menderbit schien nichts dem Zufall überlassen zu wollen.
    »Und jetzt?«, fragte Andy gereizt, nachdem die peinliche Prozedur vorüber war. »Erschießt ihr uns auf offener Straße?«
    Einer der Vermummten lachte rau und öffnete die Hecktür des schwarzen Transporters. In seinem Inneren sah Jenny silbern schimmernde Ketten an den Wänden. »Jetzt«, sagte der Mann leise, »steigt ihr um. Eure Reise ist noch längst nicht beendet - nur haben wir ab sofort das Ruder übernommen!«
    Grobe Hände packten die Journalistin unter den Armen, zerrten sie auf die Füße und schubsten sie in den Wagen. Und in eine ungewisse Zukunft.
    Kapitel 10 - Nächtliche Besucher
    Das Anwesen war ein Traum. Weitläufige Grünanlagen umsäumten ein dreistöckiges, lang gezogenes Gebäude, das halb architektonische Künstlerselbstverwirklichung und halb Herrenhaus im Stil vergangener Generationen war. Kalter Mondschein erhellte die Szenerie und raubte dem Betrachter den Atem. Selbst die Luft roch an diesem Ort förmlich nach Geld - und nach den hohen Bäumen, die das Gelände umgaben.
    Aus hohen Fenstern fiel warmes, helles Licht hinaus in die Nacht. Durch eine nur angelehnte Terrassentür, hinter der sich ein geräumiges und edel eingerichtetes Wohnzimmer zu befinden schien, drang Jazzmusik, die so echt und so nach Vinyl klang, dass es sich zweifelsfrei um eine Originalaufnahme des großen Paul Robeson handeln musste.
    Und Gryf hörte das Meer. Irgendwo hinter dem Haus musste es gegen sanfte Klippen schlagen. Für einen Moment fühlte sich er an seine eigene Behausung auf der walisischen Insel Anglesey erinnert.
    »Weiter.«
    Die Stimme des Verhüllten machte deutlich, dass sie nicht gekommen waren, um die Aussicht zu genießen. Kalter Stahl presste sich gegen Gryfs Hinterkopf - eine unmissverständliche Erinnerung daran, wer hier das Sagen hatte. Oder zumindest: wer das glaubte.
    Der Druide gab sich eingeschüchtert und

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