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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingefallen. Er hatte es geschrieen, und alle Personen, außer ihm, waren nach Rufen dieses Wortes für die Dauer von fünf Sekunden bewegungslos.
    Diesmal hatte es nur eine getroffen - Shao!
    Sie stand in ihrer schon nach vorn gebeugten Haltung auf der Fensterbank, bereit zum Sprung, und Suko wünschte sich, jetzt fliegen zu können. Das schaffte er nicht mehr. Er jagte quer durch das Wohnzimmer, die ablaufende Zeit trieb ihn an wie ein Motor. Vergessen und verschwunden waren seine wahr gewordenen Phantasien. Er mußte einfach weiter, er mußte sie retten, auch wenn ihm ein Stuhl im Weg stand, den er zur Seite schleuderte und noch einmal zu einem gewaltigen Sprung ansetzte. Er wußte auch, daß er Shao richtig zu fassen bekommen mußte; er durfte ihr auf einen Fall den letzten, noch entscheidenden Stoß geben. Und plötzlich waren seine Hände zu Greif armen geworden.
    Die hinter ihm liegenden Sekunden hatte er bereits aus seinem Gedächtnis gestrichen, es ging um Shao, deren Hüften er umfaßt hielt. In diesem Augenblick kippte sie nach vorn.
    Sie wäre zehn Stockwerke in die Tiefe gefallen, hätte sich Suko nicht mit aller Macht zurückgeworfen, wobei er das Gleichgewicht verlor, auf dem Rücken landete und Shaos Körper ebenfalls rücklings auf sich spürte, aber hart festhaltend, als wollte er sie nie wieder loslassen. Er pustete ihre Haare aus seinem Gesicht und drehte den Kopf so, daß er nach vorn schauen konnte.
    Das Fenster geriet in sein Blickfeld. Der Wind spielte noch immer mit den Gardinen. Er wehte sie in den Raum hinein, als wären es flattrige Geister aus einer anderen Dimension, aber das war ihm alles egal. Auch die Kälte, die über ihn hinweghuschte. Er hatte Shao retten können, er spürte ihren Druck und ihre Steifheit. Ein Zeichen, daß sie noch unter Schock stand.
    Nur sehr langsam löste er den Griff, immer noch bereit, sofort wieder nachzufassen, was nicht nötig war, denn Shao blieb auch ohne den Haltegriff liegen.
    Er rollte sie behutsam von sich weg. Sie blieb jetzt auf dem Bauch liegen, die Beine leicht angezogen, so daß sich Suko erhob und auf das offene Fenster zuging.
    Er war kein Mensch, der seine Emotionen großartig nach außen dringen ließ, in diesem Fall aber spürte er irgendwie einen Haß auf das verdammte Fenster. Er packte den Metallgriff so hart, als wollte er ihn zerdrücken, dann rammte er das Fenster wieder zu und drehte brutal den Griff herum, so daß es richtig geschlossen war.
    Suko schritt zur Seite. Er ging dabei nicht normal, sondern taumelte, als hätte er mehrere Schläge bekommen, aber er fühlte sich einfach zu benommen und mußte erst einmal damit zurechtkommen, was in den letzten Sekunden passiert war.
    Shao hatte sich zur Seite gedreht. Sie zitterte jetzt. Auch ihre Lippen und die Zähne bebten. Sie brauchte die Sitzfläche eines Rattansessels, um sich in die Höhe ziehen zu können. Dann endlich stand sie auf ihren eigenen Beinen, drehte sich um, sah, daß Sukos Zustand kaum anders war als der ihre, und ließ sich rücklings in den Sessel fallen, der unter dem plötzlichen Gewicht ächzte.
    Auch Suko sagte nichts. Er stand vor ihr, lehnte dabei mit dem Hinterteil am Eßtisch, und schaute sie an, als wäre sie neu geboren, dabei hatte er Mühe, die Fassung zurückzufinden.
    »Das war knapp«, sagte er keuchend. »Was war knapp?«
    »Du weißt es nicht?«
    Shao fror. Sie hob die Schultern und strich mit den Armen darüber hinweg. »Nein, ich bin mir nicht sicher.« Sie blickte zum Fenster. »Es ist hier so kalt in der Wohnung. War das Fenster denn offen?«
    »Das war es…«
    Die Chinesin stutzte. »Hör mal, du sagst es mit einem so seltsamen Unterton in der Stimme. Warum?«
    »Nun ja - du hast es schließlich geöffnet.«
    »Ich?« Shao wollte lachen, aber irgendwie klappte das nicht. »Warum sollte ich es geöffnet haben?«
    Das war der Zeitpunkt, an dem auch Suko nicht mehr an sich halten konnte. Plötzlich sprudelte es aus ihm heraus. »Weil ich es so gewollt habe, Shao. Ja, ich wollte, daß du das Fenster öffnest. Ich wollte es so haben.« Er zeigte dorthin, und sein Arm zuckte dabei vor und zurück. »Ich wollte, daß du auf die Fensterbank steigst und die zehn Stockwerke in die Tiefe springst.«
    »Suko!« rief die Chinesin und klammert sich an den Stuhllehnen fest. »Das ist doch…«
    »Ich weiß, was das ist, Shao. Ich weiß alles, verdammt noch mal! Ich bin darüber informiert, ich bin okay, wenn du das meinst, aber ich wollte, daß du aus dem

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