095 - Das Ungeheuer von Loch Ness
sein. Luguri zaubert uns nur was vor. Sein Monster lebt nach wie vor."
Er hatte seine Stimme leicht angehoben, als Coco neben ihm erschien. Er wollte ihr das Fernglas reichen, doch sie wehrte ab.
„Ich kann mir gut vorstellen, was passiert ist", sagte sie. „Noch ist sein Ungeheuer nur Magie. Jeff, er will uns in den See locken. Ich glaube, wir sollten ihm diesen Gefallen bald tun. Miß Mclntosh kann uns dabei sogar behilflich sein."
„Man hat es mir vor Monaten überlassen, aber ich weiß damit nichts anzufangen."
Pattrick Mclntosh deutete auf das riesige Untier, das bis knapp unter das Dach einer Fabrikremise reichte und insgesamt ein, wenig lächerlich wirkte.
„Woher stammt denn das Monster?" erkundigte sich Jeff Parker lächelnd.
„Hier am Loch Ness erscheinen immer wieder Forschergruppen, die Nessie aufspüren wollen", schickte der alte Herr voraus. „Ihnen dürfte ja bekannt sein, welche Belohnungen für das Auffinden Nessies ausgesetzt sind, oder?"
„Ich weiß davon nur oberflächlich."
„Gut, Mr. Parker. Beginnen wir damit, daß Nessie inzwischen sogar so etwas wie eine wissenschaftliche Fachbezeichnung hat: Nessiteras rhombopteryx, was etwa so viel heißt wie: das Ness- Ungeheuer mit der dreieckigen Flosse."
„Hört sich beeindruckend an, Sir." Jeff Parker lächelte.
„Beeindruckend sind auch die ausgesetzten Geldpreise", berichtete der alte Herr weiter, der sich wieder mit seinem Zwicker beschäftigte. „Eine schottische Whiskyfirma hat zum Beispiel einen Millionenbetrag für den ausgesetzt, der es schafft, Nessie lebend und unverletzt an Land zu schaffen. Bedingung ist, daß Nessie eine Mindestlänge von sechs Meter aufweist. Gift und Elektrofanggeräte dürfen dabei nicht verwendet werden."
„Sie könnten also bereits Millionär sein, Mr. Mclntosh, oder?"
„Mehrfacher", bestätigte der alte Herr und wurde endlich etwas aufgelockerter. „Immer wieder werden neue Bedingungen ausgesetzt, Mr. Parker. Allein mit Fotos von Nessie hätte ich ein Vermögen machen können. Bis zu zweihundertfünfzig Pfund zahlt man für ein nur halbwegs gelungenes Konterfei von Nessie, und diese Aufnahmen hätte ich am Fließband liefern können."
„Seit wann wird eigentlich von Nessie gesprochen, Sir?"
Jeff Parker verstand sich ausgezeichnet mit dem alten Herrn, der Zutrauen zu seinen neuen Freunden hatte. Er war inzwischen gut bekannt mit Yoshi und Abi, vor allen Dingen aber mit Coco, deren seltsame und geheimnisvolle Ausstrahlung er sofort gespürt hatte.
„Nessie wurde zum erstenmal um 565 erwähnt", erklärte Pattrick Mclntosh, der nun ganz in seinem Element war. „Ja, Sie brauchen gar nicht so erstaunt dreinzusehen. So alt ist der erste Bericht. Ein Mönch namens Columba, der später heiliggesprochen wurde, berichtete von einem Ungeheuer, das einen Fischer angegriffen und gebissen haben soll. Seit dieser Zeit ranken sich Gerüchte um Nessie. Seit 1933 aber gab es förmlich einen Boom. Nessie war von einem Touristenehepaar genau beobachtet worden. Die Geschichte machte Schlagzeilen in aller Welt, wie Sie sich vorstellen können. Die Vorstellung, daß es sich um ein lebendes Fossil aus der Kreidezeit handeln könne, elektrisierte natürlich die Menschen." Man glaubte an eine riesige Seekuh, an einen verirrten Killerwal und schließlich, an eine Seeschlange. Die Theorien überschlugen sich."
Parker nickte lächelnd.
„Man einigte sich - wenn man es so ausdrücken darf - auf einen Plesiosaurus", nahm der alte Herr den Faden wieder auf. „Diese Riesenechsen dürften vor etwa einhundertfünfzig Millionen Jahren gelebt haben. Auf ein paar Millionen Jahre mehr oder weniger soll es nicht ankommen. Wie gesagt, seit 1933 wird Nessie immer wieder gesehen. Von Einheimischen, von Touristen und sogar von Experten. Die Fotos, die zum Beweis dienen sollten, zeigen leider nur recht wenig. Sie lassen eine genaue Identifikation nicht zu."
„Dann begann die Jagd auf Nessie."
„Eine japanische Expedition erschien hier am Loch Ness mit einem Einmann-U-Boot, das erstklassig ausgerüstet war. Ich selbst habe dieses Ding gesehen. Es war mit Unterwasserkameras, Blitzlichtgeräten und Unterwassermikrofonen ausgestattet. Das Ergebnis der kostspieligen Suche war gleich Null."
„Haben sich nicht sogar britische Universitäten eingeschaltet?" erkundigte sich Parker weiter. „Oxford und Cambridge", bestätigte der alte Herr und lächelte wieder. „Man fand eine alte Dreimastfregatte, wahrscheinlich aus der Zeit
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