095 - Das Ungeheuer von Loch Ness
Ness doch nun wirklich echte Sensationen und Greuel zu erwarten waren, hatten sich verhältnismäßig wenig Journalisten angemeldet. Die offiziellen Nachrichten hatten eine deutliche Sprache gesprochen. Man schien zu wissen, daß es hier am Loch Ness keineswegs um ein neu aufgemöbeltes Gerücht ging. Grauen und Tod warteten auf den neugierigen Besucher.
Die vier Freunde bewohnten Zimmer in einem Obergeschoß, dessen Türen auf einen gemeinsamen Korridor hinausführten. Jeff Parker hatte Trinkbares organisiert. Man hatte sich in seinem Zimmer versammelt und hielt eine Art Kriegsrat.
„Ich habe mir dieses schwimmende Monster angesehen", berichtete Parker. „Es ist noch völlig intakt und könnte leicht zu Wasser gelassen werden."
„Zum Auftauchen braucht man Preßluft", schaltete Abi sich ein.
„Dafür könnte Mignone sorgen", erwiderte Parker. „Fragt sich nur, ob wir diese Maschine benutzen sollen oder nicht."
„Das beschossene Monster löste sich in Nebelschwaden auf', meinte Coco. „Es handelt sich also um eine Schöpfung Luguris. Er will uns ins Wasser locken."
„Wir könnten auf dieses mörderische Angebot eingehen." Jeff Parker war aufgestanden und wanderte im Zimmer auf und ab. „Luguri muß völlig in Sicherheit gewiegt werden. Wir könnten das Pappmonster mit Symbolen der Weißen Magie bemalen. Und dann werden wir ein Tauchmanöver durchführen und auf seinen Angriff warten."
„Aber in Wirklichkeit nehmen wir handfeste Waffen mit, die das Monster unschädlich machen können." Abi schien sich ehrlich darüber zu freuen, daß er die Zusammenhänge jetzt klar erkannte. „Genau das ist unser Plan", sagte Parker und nickte Abi zu.
„Welche Waffen?" fragte Yoshi knapp und höflich.
„Mit 'ner Harpune allein werden wir's nicht schaffen." Abi lächelte verschmitzt.
„An Bord der Sacheen habe ich ein paar sehr handfeste Feuerspritzen", erklärte Parker. „Und wie ich Andrea Mignone einschätze, sind da auch noch andere Sachen, über die er sich bisher ausgeschwiegen hat."
„Warum holen wir die Sacheen nicht ins Loch Ness?" wollte Abi wissen.
„Die Brücken über dem River Ness bei Inverness sind einfach zu niedrig. Da kommen wir mit der Yacht nicht durch."
„Gibt es denn dort keine Schleusen?"
„Wir brauchen die Sacheen nicht", ließ Coco sich jetzt vernehmen. „Ich kenne mich in seemännischen Dingen zwar nicht besonders gut aus, aber solch eine große Yacht ist doch relativ unbeweglich. Wir haben es mit einem sehr wendigen Monster zu tun. Wir müssen schneller und wendiger sein."
„Dann ist Mignone unser Mann." Parker nickte nachdrücklich. „An Bord der Yacht haben wir ein paar erstklassige Schlauchboote und schnelle Außenbordmotoren. Mignone könnte das alles bis zum Morgengrauen leicht hierher nach Urquhart Castle schaffen. Ein Lastwagen wird sich ja wohl auftreiben lassen."
„Und mit einem der Schlauchboote könnten wir das Pappungeheuer durchs Wasser ziehen", warf Abi ein.
„Also, alle Klarheiten wieder mal restlos beseitigt."
Jeff Parker war mit dem Ergebnis der Aussprache mehr als zufrieden. Ihre Chancen, sich gegen Luguri durchsetzen zu können, standen nicht schlecht.
Sie brauchten übrigens nicht zu befürchten, von ihrem Erzfeind abgehört zu werden. Coco hatte den Raum mit Weißer Magie abgeschirmt. Dies war auch draußen am See der Fall gewesen, als sie sich über die vermutlichen Absichten Luguris unterhalten hatten. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
„Jetzt macht mir nur noch der alte Herr Sorgen", schloß Jeff Parker. „Er fürchtet um Nessie. Er möchte es am liebsten aus der Gefahrenzone herausschaffen."
„Seine Enkelin will mich sofort benachrichtigen, falls Mclntosh irgend etwas unternimmt", beruhigte Coco Jeff Parker.
„Ob Nessie überhaupt noch lebt?" überlegte Abi laut. „Könnte doch sein, daß Luguris Monster sich mit Nessie befaßt hat - falls das Ding wirklich im See ist."
„Mclntosh hat Nessie seit Jahren immer wieder gesehen. Er glaubt sogar an eine Art Vertrauensverhältnis zwischen Nessie und ihm. Hoffentlich macht der alte Herr keine Dummheiten."
Coco schloß die Augen und legte den Kopf etwas zurück. Sie machte wieder einen geistesabwesenden Eindruck. Die drei Männer verhielten sich vollkommen ruhig und beobachteten nur das Gesicht dieser ungewöhnlichen Frau.
Plötzlich öffnete Coco die Augen, doch sie sah die Männer nicht. Sie schaute durch sie hindurch. Ihre Augen wirkten jetzt fast schwarz, schienen
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