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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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wie aus Feuer oder blutigem Rauch, es reckten sich krallenartige Hände, die nach Laparouse und seinem Wagen griffen.
    Ganz mechanisch trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch, der Wagen machte einen Satz und schoß heulend um die Ecke. Doch die Flucht war vergeblich. Vor sich gewahrte er riesengroß die Fratze eines Vampirs, der seinen Rachen aufriß, um den Arzt mitsamt Auto zu verschlingen. Die scheußliche Erscheinung trug die Gesichtszüge von Molard, Patoux, Legrand und Professor Juillard in einem, und war zudem plötzlich von einem Heer der afrikanischen Schreckenswürmer umtanzt, die aus dem Boden zu wachsen schienen.
    Laparouse merkte nicht mehr, daß er auf seiner Flucht mit fast hundert Stundenkilometern schräg in die Kreuzung hineinraste. Er vernahm nur noch ein berstendes Krachen und sah einen Regen feuriger Sterne um sich. Dann wußte er nichts mehr.
    Als er wieder zu sich kam, erwachte er dick bandagiert in der sterilen Atmosphäre eines Krankenzimmers.
    Er hatte jede Orientierung und jeden Zeitbegriff verloren und erlebte einen steten Wechsel zwischen Wachsein und Dahindämmern. Dabei wurde er zeitweise von schaurigen Visionen erschreckt, die ihn in die Welt der Vampire und Satanswürmer führte.
    Zwischendurch sah er manchmal die Gesichter von Besuchern, wie etwa das seiner Frau, die sich besorgt über ihn beugte.
    Aber auch Professor Juillard war da. Er gab sich wohlwollend väterlich.
    „Sie haben mehr Glück als Verstand gehabt, guter Freund! Leicht hätten Sie sich dabei Hals und Beine brechen können!“
    „Und was habe ich mir gebrochen?“ fragte Laparouse matt.
    „Nur die Beine“, versicherte der Professor mit einem Versuch, zu lachen. „Sie hatten einen oder mehrere Schutzengel, wie gesagt. Ich mache mir schon die allergrößten Vorwürfe, daß mein guter Cognac schuld war. Ich habe Ihnen wohl doch ein bißchen zuviel angeboten. Nun, ein paar Wochen müssen Sie hier noch aushalten, aber wie mir die behandelnden Ärzte erklärten, sind Sie über dem Berg. Wenn wir in zweieinhalb Monaten nach Algerien aufbrechen, werden Sie aller Voraussicht nach mit von der Partie sein können.“
    „Hoffentlich“, lächelte Dr. Laparouse matt. Er versuchte, den Kopf zu heben, aber jede Bewegung bereitete ihm immer noch Schwierigkeiten. Es war ihm zumute, als habe er Blei in den Gliedern.
     

     
    Der Südwesten der algerischen Sahara war von unbeschreiblicher Öde und Trostlosigkeit. Im Erg-Schech-Gebiet, wo die Grenzen Algeriens, Mauretaniens und Malis zusammenliefen, war auch nicht die Spur irgendwelchen Lebens zu erkennen. Sanddünen über Sanddünen, eine wie die andere anzusehen, höchstens gelegentlich unterbrochen von einer felsigen Erhebung.
    Verstreut über das weite trostlose Land lagen ein paar Oasen und Karawansereien, Plätze, an denen die Bohrung von Brunnen Erfolg hatte und somit die Ansiedlung menschlichen Lebens denkbar war. Hier reckten dann auch Palmen ihre schlanken Stämme in die Höhe, und unter dem Schatten ihrer Kronen gediehen Obst und Gemüse neben plätschernden Quellen. Diese Stellen waren die einzigen Stützpunkte für die Durchquerung des ungeheuren Wüstengebietes. Wer sie auf seiner Route verfehlte, war unweigerlich dem Untergang preisgegeben.
    Über diese Gedanken memorierte gerade Professor Juillard, der Dr. Laparouse auffällig bevorzugte, und ihn sogar in seinem Wagen neben sich hatte. Sehr zum Verdruß von Commandant Legrand, den die Expedition wieder in Kauf nehmen mußte, weil die Regierung es so verordnet hatte. Diesmal fungierte er aber nur als Stellvertreter des Professors und ‚Allgemeiner Berater’ mit wenig Einfluß. Dementsprechend war er auch mürrisch und verdrießlich. Zwar bemühte er sich nach Kräften, seinen Ärger darüber an den anderen auszulassen, aber die Möglichkeiten dafür waren nicht mehr so groß.
    Der stattliche Zug der Expedition mit sechzehn Fahrzeugen bewegte sich von Bou Djebilja, das noch auf algerischem Gebiet lag, jetzt südöstlich nach Mali hinein. Juillard hatte sich nach sorgfältigen Überlegungen das Salzwüstengebiet von Hamada el Haricha als Standort für seine erste Versuchsreihe ausgewählt.
    „Wenn man sich vorstellt, daß unter dieser verbrannten Erde Wasser liegen soll, Herr Professor“, bemerkte Laparouse, „ein See, nein, ein Ozean, dann kann man den Widersinn ermessen, den die Natur walten läßt.“
    „Es ist weniger die Natur als der Mensch, der in den meisten Fällen für diese Anomalien

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