Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
Vom Netzwerk:
schilderte kurz seine Erlebnisse auf dem Flug von Dakar nach Paris. „Obendrein“, fügte er hinzu, „hat mich sein Schatten bis hierher verfolgt. Ich sah gestern von einer Seine-Brücke aus, wie sich die Fratze im Wasser spiegelte und dann in wallenden Konturen Richtung Eiffelturm verschwand. Und im Falle Patoux, der allerdings tatsächlich tot zu sein scheint, ist die Sache auch nicht viel erfreulicher. Ich habe die Gewebsprobe, die ich der Leiche an Ort und Stelle entnehmen konnte, gestern aus dem Alkohol genommen.“
    Professor Juillard beugte sich auf einmal interessiert vor. Seine etwas schläfrige Gleichgültigkeit schien völlig von ihm abgefallen.
    „Und?“ wollte er wissen.
    „Das Gewebe weist Bestandteile und eine Zusammensetzung auf, die dem menschlichen Organismus und seinen Elementen völlig zuwiderläuft. Es muß eine totale und nach dem Stande der heutigen Humanmedizin nicht erklärbare Verwandlung des gesamten Organismus stattgefunden haben. Darin dürfte auch die Todesursache zu suchen sein. Wer oder was diesen abnormen Zustand aber herbeigeführt haben könnte, da tappe ich völlig im dunkeln.“
    „Sehr interessant“, sagte der Professor. „Überlassen Sie mir bitte Ihr Sektionsmaterial im Institut, wir werden das noch genauer prüfen. Immerhin besteht hier die Möglichkeit außerirdischer Einwirkungen, und die verdienen ernst genommen zu werden.“
    Der Arzt spann den Faden sinnend weiter. „Legrand hat sich… äh, also es gab da sehr, sehr merkwürdige Vorkommnisse um seine Person. Ich meine jetzt nicht sein schroffes und anmaßendes Auftreten, sondern die Eigentümlichkeiten, die um ihn waren.“
    Juillard hob die Brauen. „Eigentümlichkeiten? Das müssen Sie mir näher erklären. Kommen Sie, trinken Sie, ich schenke Ihnen noch etwas nach.“
    Er griff zu der kunstvoll geschliffenen Flasche, und leise glucksend floß die tabakbraune Flüssigkeit in das Glas.
    Laparouse berichtete, was ihm und Patoux an Merkwürdigkeiten aufgefallen war, und der Professor hörte ihn an, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.
    „Hm“, meinte er dann nachdenklich, „auch ich habe es noch nie als sehr glücklich empfunden, daß man ausgerechnet diesen Mann an die Spitze der Unternehmung gesetzt hat. Aber die Ministerialbürokratie bestand darauf, angeblich aus politischen Gründen, und da wir ohne beträchtliche Mittel der Öffentlichen Hand nicht operieren konnten, mußte ich mich wohl oder übel fügen.“
    „Halten Sie es für möglich, Herr Professor, daß Legrand irgendwie… manipuliert ist? Daß sich hinter ihm etwas verbirgt, das …“ Er führte seinen Gedanken nicht zu Ende.
    Juillard sah lange nachdenklich vor sich hin. „Man kann da gar nichts sagen. Aber wissen Sie, die gegenwärtigen Unternehmungen sind ja praktisch abgeschlossen. Da sie erfolgreich verlaufen sind, kann ich jetzt mit Riesenschritten mein Lieblingsprojekt der Verwirklichung entgegenführen: den Versuch der Urbarmachung großer Wüstengebiete der Sahara durch künstliche Beregnung. Das hier war gewissermaßen eine Probe. In ein paar Monaten werden wir starten können, denke ich. Die Expeditionsleitung übernehme ich dann selbst.
    Ich hoffe, daß ich dabei wieder auf Sie zählen kann, Dr. Laparouse.“
    „Sie wollen mich wirklich wieder mitnehmen, Herr Professor?“ fragte der Arzt freudestrahlend. „Sie sind nicht der Meinung, daß es stimmt, was Legrand von mir behauptet hat?“
    „Das lassen Sie nur meine Sorge sein, Doktor“, war die Antwort.
    Das Gespräch drehte sich jetzt noch um Detailfragen und persönliche Dinge, dann brach Dr. Laparouse auf. Es war schon Mitternacht vorbei.
    Er fühlte sich glücklich und gleichzeitig ein klein wenig benebelt und schwindlig, aber das kam wohl von dem Cognac. Laparouse spürte außerdem einen eigenartigen, schwer zu definierenden Geschmack auf der Zunge, wie er ihn auch während der Expedition manchmal nach dem Genuß von Tee oder Wein empfunden hatte.
    Er drehte sich noch einmal um und winkte dem Professor zu, der an seiner Gartentür stand. Dann stieg er in seinen Wagen. Sekundenlang zögerte er, denn er fühlte sich nicht fahrtüchtig. Aber er hatte doch gar nicht viel getrunken. Er startete und gab vorsichtig Gas.
    Zuerst war alles ganz normal, dann jedoch begann sich plötzlich ein leichter Nebel auszubreiten. Die Häuser traten zurück, die Konturen verwischten sich zu bleichen und verfließenden Linien. Plötzlich formten sich aus den kreisenden Nebeln Figuren

Weitere Kostenlose Bücher