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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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wo die Sonne glutrot auf die Kämme der gelbbraunen Hügelketten fiel. Es würde höchstens noch fünfzehn Minuten dauern, dann war sie dahinter verschwunden, und in einer reichlichen halben Stunde läge die Nacht über der Wüste.
    Laparouse durchquerte die Zeltreihen und kam in freies Gelände. Seltsam farblose Blitze aus der Richtung des Operationsgebietes fesselten jetzt seine Aufmerksamkeit. War das überhaupt möglich? Mußte der Abschuß nicht schon längst beendet sein? Er erwartete die Männer bald wieder im Lager.
    Doch das Glitzern undefinierbarer Strahlen nahm jetzt an Intensität zu, es war anzusehen wie ein weit entferntes, aber doch klar erkennbares bengalisches Feuerwerk mit grellen Farben. Und in diesem Feuerwerk formten sich drachenähnliche Ungeheuer, die drohend ihre Tatzen schwenkten und Flammen aus ihren langzähnigen Rachen spien. Zwei, drei Minuten vielleicht, dann war die seltsame Vorführung beendet, und es war alles so unverfänglich wie zuvor. Laparouse war betroffen, denn diese Feuerwerk-Reptilien sahen aus wie seine Mikrolebewesen und die etwa kreuzottergroßen Würmer, mit denen sie es unten am Niger zu tun gehabt hatten. Nur waren sie von furchterregenden Dimensionen…
    Von weiteren Überlegungen wurde der Arzt durch die Rückkehr des Konvois abgehalten. Schlagartig war das Lager mit Leben erfüllt, und schon eine knappe Stunde später saß man beim Abendessen. Laparouse hatte seinen Platz in der Nähe des Professors, der bester Laune schien, und sich wortreich über die eben durchgeführten Manöver ausließ.
    „Es wird in schätzungsweise achtzehn bis zwanzig Stunden anfangen zu regnen“, erklärte er. „Es wird eine Wasserflut geben, wie sie die Sahara noch nicht erlebt hat. Der ausgelaugte Boden hat überreichlich Gelegenheit, alles in sich hineinzusaugen. Und dann werden wir mal abwarten, wie viele solcher Güsse noch nötig sind, um aus dieser verdammten verbrannten Erde wieder brauchbares Kulturland zu machen.“
    Laparouse schüttelte bedenklich den Kopf. „Wie ist es, Herr Professor, wenn Sie es mit der bemessenen Dosis zu gut gemeint haben, und plötzlich Wassermassen auf uns zukommen, die uns alle mitsamt dem Lager hinweg spülen?“
    „Da lassen Sie sich nur keine grauen Haare wachsen, mein lieber Doktor!“ Juillard griff nach seinem Rotweinbecher und schien in der guten Laune über sein Experiment gar nicht zu bremsen. „Ich habe für alles bestens vorgesorgt!“
    Die Tischrunde dauerte noch weit über eine Stunde und Laparouse versuchte es nach aufgehobener Tafel nochmals. „Ich muß Sie unbedingt sprechen, Herr Professor!“ begann er, als Juillard auf sein Zelt zusteuerte. Mit wenigen Worten berichtete er ihm von seinen Wahrnehmungen und den Befürchtungen, die er nach seinen Studien und Experimenten hegte. Doch Juillard schien für nichts zugänglich zu sein.
    „Lassen wir es erst mal regnen, lieber Freund“, verabschiedete er ihn. „Dann werden wir weitersehen. Und jetzt möchte ich schlafen. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir.“
    Dr. Laparouse wandte sich resigniert ab. Kurz vor dem Eingang zu seinem eigenen Zelt erschrak er plötzlich. Ein ungewöhnlich häßliches Kind mit einem großen Wasserkopf hockte da und grinste ihn höhnisch an. Dabei bleckte es scheußliche gelbe Zähne.
    Bei dem Arzt kam das Erinnern blitzartig: es war derselbe Wechselbalg, der ihn damals bei den Harak Dada gekratzt und seine Armwunde verursacht hatte, die dann unter ebenso mysteriösen Umständen wieder verschwunden war.
    Pierre Laparouse merkte, wie er am ganzen Leib zitterte. Er wollte nach der widerwärtigen Erscheinung treten, aber als er zum zweitenmal hinsah, war sie verschwunden. Der Arzt stand noch ein paar Minuten wie angewurzelt, dann ging er mit hölzernen Schritten ins Zelt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er warf sich auf das Lager, fand aber keinen Schlaf.
     

     
    Fernes Donnergrollen weckte Laparouse gegen Morgen aus unruhigem Schlummer. Von bösen Ahnungen geplagt, trat er vor das Zelt. Am nordwestlichen Horizont wetterleuchtete es, der klare Nachthimmel bezog sich rasch. Offensichtlich wirkte Juillards Experiment schneller als erwartet.
    Der Arzt stand noch beobachtend da, als ein krachender Donnerschlag mitten ins Lager fuhr. Laparouse wurde von einer unbekannten Gewalt zu Boden geschleudert. Als er sich wieder aufrichtete, sah er in einiger Entfernung eine senkrechte Flammensäule stehen, die von der Wüste bis zum Himmel reichte. An

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