095 - Rebellion der Regenwuermer
Meteorologe. Beide Männer verharrten völlig reglos, wie Wachspuppen. Das Schrecklichste aber war eine Erscheinung, die auf einem etwas erhöhten Sessel an der Stirnwand saß.
Es war ein unheimlicher bärtiger Mann, in einen schwarzen Kaftan mit einer spitzen Kapuze gehüllt, die mit einem Wurm verziert war, der blausilbern glänzte. Auf der Brust der Robe leuchtete ein Flammenzeichen, das demjenigen glich, das Laparouse damals bei der Landung an dem Helikopter bemerkt hatte. Das Schlimmste aber war, daß dieser furchteinflößende Mann die Gesichtszüge des Professors Juillard trug!
„Sie?“ stieß Dr. Laparouse hervor, als er sich wieder gefaßt hatte, „Sie, Professor Juillard, sind…?“
Der böse Mann lachte zynisch und gemein.
„Jawohl, Sie haben recht, Doktor“, versetzte er kalt. „Ich bin Professor Satanicus, der Mann, der die Welt erobern wird. Professor Juillard“, er machte eine wegwerfende Handbewegung, „existiert schon lange nicht mehr. Ich habe ihn aus dem Weg geräumt, genauso neutralisiert wie Commandant Legrand, der schon lange meine Kreatur ist, und dazu ausersehen, den Verdacht auf sich zu lenken. Da staunen Sie, was?“
Er machte eine kleine Pause und sah sich wohlgefällig um.
„Übrigens muß ich mich ein wenig korrigieren“, fuhr er dann fort. „Als ich vorhin in dem zum Untergang erkorenen Lager meine Stimme ertönen ließ, gab ich vor, nicht schlecht zu sein, und daher gewillt, der Welt noch eine Chance zu geben. Das stimmt jedoch nicht. Ich bin die Verkörperung des Bösen und dazu ersehen, des Teufels Mission zu erfüllen. Darum wird die Menschheit keine Chance mehr bekommen.
Was ich alles vermag, haben Sie in der Vergangenheit am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Ich kann Regenwürmer schaffen, Vampire und tödliche Regengüsse, Sandstürme, und viele Trugbilder. Ich kann Leute sterben lassen und wieder aufwecken, ich kann sie manipulieren und verwandeln. Ich kann geheimnisvolle Krankheiten erzeugen, Seuchen mit Beulen und eitrigen Wunden, und alles wieder ungeschehen machen. Ich lasse das völlig sinnlos und ungereimt ablaufen, so wie Sie es erlebt haben. Da mühen sich die armen Menschen umsonst ab, das mit ihrer Logik zu enträtseln, sie werden nicht dahinterkommen. Ich weiß die richtigen Männer zu finden, die mir dienen können, und sie mit meinem Drudikum zu behandeln, bis sie mir willenlos ausgeliefert sind und ihr Geist sich verwirrt.“ Er lachte schauerlich.
„Ich habe eine Höllenmixtur, die meine Kreaturen zu essen, zu trinken, zu atmen bekommen, um mir dienstbar zu sein.“
„Was haben Sie jetzt vor, Professor Jui…, Verzeihung, Professor Satanicus?“ erkundigte sich Laparouse.
„Ich werde die Welt erobern mit meinen Drachenwürmern, meiner Schöpfung, den Früchten meines Geistes, die ich erdacht und konstruiert habe. Und Sie werden mir dabei helfen.“
Er machte eine weitausholende Bewegung, und plötzlich erschienen auch noch der verstorbene Dr. Jambert sowie Michel Molard, der Vampir.
„Sie werden meine Würmer-Armeen befehligen und führen, Sie alle, die Sie hier versammelt sind. Für jeden Erdteil brauche ich einen Befehlshaber. Molard übernimmt Afrika, Commandant Legrand Europa. Sie, Dr. Laparouse, bekommen das große Amerika zugeteilt. Sobald es regnet, und es wird regnen, werden auch dort die Würmer erscheinen und unaufhaltsam vorrücken.
Dr. Patoux wird sich um Asien kümmern, und Dr. Jambert erhält Australien und Ozeanien als Revier.
Ich selbst habe das Oberkommando und koordiniere alles von meiner Zentralstelle aus.“
„Daher also Ihre Idee mit der Rekultivierung öder- und versteppter Landstriche dieser Erde“, murmelte Laparouse tonlos. „Statt der vorgegebenen edlen Absichten nichts als höllischer Betrug.“
„Die Idee“, korrigierte ihn Satanicus, „stammt nicht von mir, sondern Professor Juillard hat sie gehabt. Ich habe sie nur von ihm übernommen und für meine Zwecke umgeformt, als ich ihn ausgeschaltet hatte. Nebenbei bemerkt, warum sollte ich sie nicht doch noch verwirklichen, sobald ich die Weltherrschaft errungen habe?“
„Wo ist Professor Juillard jetzt?“ wollte Laparouse wissen. „Ist er tot?“
Der Hexenmeister lachte. „O nein, er ist Ihnen sogar viel näher als Sie denken.“
Der Arzt sah sich um, aber er konnte niemand sonst im Raum entdecken. Sein Blick blieb an dem Vampir hängen, der tatendurstig die Zähne fletschte, wobei ihm gelblichgrüner Geifer aus den Mundwinkeln tropfte.
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