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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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quälen. Denn Belzarasch besaß die Berechtigung, über zwei gut belegte Seelenhalden zu gebieten und so konnte sie ihren Soldaten von den Peinteufeln jede Menge Seelen zum Zeitvertreib anliefern lassen. Manchmal töteten sich die Dämonischen auch untereinander oder lieferten sich Scharmützel mit den Truppen anderer Erzdämonen.
    Für einen Moment stieg der Neid in Stygia hoch, als sie das sah. Denn sie selbst konnte nicht über eigene Legionen gebieten, da sie als emporgestiegene Hexe kein Anrecht darauf besaß. Sie konnte Truppen nur dank ihres Status als Ministerpräsidentin einsetzen, musste aber auf das Wohlwollen der jeweils befehlenden Erzdämonen hoffen - im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Lucifuge Rofocale, der stark genug gewesen war, seine Interessen mit purer Kraft und Autorität durchzusetzen, wenn es nicht anders ging.
    Nun, dem jeweiligen Wohlwollen kann man im Zweifelsfall natürlich auch nachhelfen.
    Eine Phalanx aus skelettierten, saurierähnlichen Dämonen stieg hoch und machte flatternd Front vor Stygia. »Was ist dein Begehr?«, schnarrte einer und blickte sie aus rot glühenden Augen an.
    Stygia erstarrte. »Kennst du mich nicht?«, brüllte sie den Sauroiden fast hysterisch an. »Ich bin es, die Ministerpräsidentin! Fallt alle vor mir nieder in den Staub und zittert!«
    Die Skelettierten fixierten sie. »Herrin, wir haben den Befehl unserer eigenen Herrin, dies nicht zu tun.«
    »Waaaas?« In Stygias hohler Hand erschien ein Feuerball. Wutentbrannt schleuderte sie ihn auf die Sauroiden. Doch er erreichte sie nicht. Der Ball zerplatzte an einer unsichtbaren Wand, das magische Feuer floss langsam daran hinab.
    »Genug jetzt!«, schrie Belzarasch, die vor dem Eingang ihres Palastes erschienen war. »Du wirst dich unterstehen, auch nur einen aus meinen Truppen zu vernichten, Stygia! Sonst könnte es sein, dass ich ziemlich böse werde. Was willst du hier?«
    Eine unübersehbare Anzahl an Soldaten zog sich hinter der Fauligen Monarchin zusammen.
    Stygia wusste, wann sie ihre Wut bezähmen und taktieren musste. Auch hier bemerkte sie wieder überdeutlich, dass seit ihrer Demütigung durch Asael der Respekt vor allem der höher gestellten Dämonen geschwunden war. »Ich will mit dir reden, Belzarasch.«
    Die Erzdämonin, die die Gestalt eines übergroßen menschlichen Skeletts besaß, um dessen Knochen eine pergamentfarbene, dürre Haut gespannt war, die an vielen Stellen faulte, schüttelte ihre schlaffen Brüste, von denen die eine wesentlich weiter nach unten hing als die andere und stieß ein wildes Fauchen aus. Es kam aus dem Rachen des übergroßen Saurierschädels, der im Gegensatz zum Körper nicht schlaff und skelettiert, sondern voll und wohl proportioniert wirkte. Eine lange, klebrige Zunge peitschte durch die Luft.
    »Du willst mit mir reden? Aber ich nicht mit dir, Stygia. Ich nehme auch keine Befehle mehr von dir entgegen, denn deine Zeit als Ministerpräsidentin ist ohnehin abgelaufen. Du bist ein Schwächling, aber das haben wir schon immer gewusst. Asael, dein eigenes Balg, war nun so nett, es uns eindrucksvoll zu demonstrieren. Ich habe es immer gesagt, dass dein Sieg über Svantevit nichts als Glück war. Das Glück der Dummen. Also, schau, dass du schnell wegkommst. Sonst kann es sein, dass ich dich bereits hier einen Kopf kürzer mache.«
    In Stygias Augen rotierten Feuerräder. Sie starrte auf das tief rote Herz, das unter der spröden Haut Belzaraschs pulsierte und wie durch einen Vorhang hindurchschien. »Ein schönes Herz, Faulige. Ich frage mich allerdings, ob es dein richtiges ist.«
    Belzarasch schien zu erstarren. Ihre Zunge peitschte stärker als zuvor. Die Dämonen, die in ihrer Nähe standen und davon getroffen wurden, gingen kreischend in Flammen auf. Die akut Gefährdeten schauten, dass sie genügend Abstand zu ihrer Herrin bekamen. »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht hast du nun doch Lust, mit mir zu reden, Faulige?«
    »Komm mit.« Die Erzdämonin drehte sich und ging voraus zu ihrem Palast. Stygia folgte ihr mit einem zufriedenen Grinsen. Gleich darauf saßen sich die beiden Dämoninnen in einem der zahlreichen Säle des Palastes gegenüber. Stygia war noch nie hier gewesen, wusste aber, dass Belzaraschs Gäste normalerweise Menschenblut oder Seelen zum Schlürfen bekamen, ihr jedoch wurde nichts angeboten.
    »Was willst du also, Stygia?«
    Die Ministerpräsidentin bemerkte mit steigender Zufriedenheit, dass Belzaraschs Hochmut einen Dämpfer bekommen hatte. Aber

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