Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
Vom Netzwerk:
kühnsten Befürchtungen und veränderte alles.
    Zombies, so berichtete es die Zentrale, seien in die Innenstadt Manhattans eingefallen!
    Kapitel 6 - Nacht der lebenden Toten
    Die Tavern on the Green war eine Legende unter den Fresstempeln der amerikanischen Ostküste. Ein Restaurant am Rande des Central Parks, wie es edler nicht sein konnte. Dort dinierten die Reichen und Schönen, Wall Street, Vogue und Hollywood, Seite an Seite - sei es im prunkvoll verzierten Gastraum mit Blick auf den Park, im mit kostbaren Hölzern vertäfelten Kamin- und Zigarrenzimmer, in dem man qualmend und beim Cognac auf seinen Tisch wartete, oder direkt an der Hausbar, wo drei livrierte Lakaien darauf trainiert waren, einem jedem Getränkewunsch von den Lippen abzulesen. Die Küche des Hauses wurde in jedem Restaurantführer in den Himmel gelobt, der Service stellte selbst das Personal des sagenumwobenen Ritz Carlton in den Schatten. Wer einmal im Tavern essen durfte, hatte es hier geschafft. Dem lag New York zu Füßen. Jeder, wirklich jeder, wollte dort hinein.
    Wobei… Nun wollte jeder raus.
    Andy Sipowicz parkte seinen Dienstwagen am Rand der sechsundsechzigsten Straße West, biss ein letztes Mal in das Käsebrot, das er sich aus der Krankenhauskantine stibitzt hatte, und sah aus weit aufgerissenen Augen in die Dämmerung und zum Eingang des teuren Lokals. Eine wahre Menschenmasse strömte aus ihm hinaus. Schlipsträger ohne Jackett, Damen in feiner Abendgarderobe. Sie alle waren, das sah er ihnen an, spontan aufgebrochen, ohne ihre Habseligkeiten zu ergreifen. Sie flohen. Panisch.
    »Was haben wir, Greg?«, fragte er, nachdem er Sanders erblickt hatte und zu ihm getreten war. Der Kollege war gerade damit beschäftigt, im Abstand von etwa fünf Metern zum Haus eine Sperre aus rotweiß gestrichenen Holzböcken rund um das Anwesen zu errichten.
    Nun sah er Andy an, als sei dieser ein Gespenst. »Was machen Sie denn hier? Sollten Sie nicht im Krankenhaus liegen?«
    »Und den ganzen Spaß verpassen? Nichts da. Ich habe diesen Fall begonnen, ich werde auch dabei sein, wenn er endet, klar?« Andy unterdrückte ein Stöhnen. Seine Rippen machten ihm nach wie vor zu schaffen, und wenn er Sanders gestand, wie viele Verbände und noch nicht einmal ansatzweise verheilte OP-Narben er unter seiner frischen Uniform hatte, würde dieser ihn sofort wieder in die Notaufnahme schicken. Doch soweit durfte es nicht kommen. Andy hatte sich nicht auf eigene Verantwortung ausweisen lassen, um nach einer halben Stunde in Freiheit und auf zwei Beinen beschämt aufzugeben.
    Sanders blickte mehr als skeptisch. »Weiß Zandt davon?«
    »Zandt ist nicht hier, richtig?«, erwiderte er schlicht und versuchte nicht an die Aufputschmittel und anderen Medikamente zu denken, aus denen sein Blut mittlerweile zum Großteil bestehen musste. »Also, was haben wir?«
    Der gebürtige Kalifornier, der in seiner Freizeit bevorzugt grellbunte Hawaiihemden trug, seufzte. »Das wird Ihnen nicht gefallen, Sipowicz: einen Zombie.«
    Andy lachte. »Verscheißern kann ich mich selbst, ja? Ich habe mitbekommen, dass unser Kring in Wahrheit ein Schauspieler war, ein alberner Mummenschanz. Also…«
    »Verzeihen Sie, aber da muss ich Ihnen widersprechen.« Ein Mann von vielleicht dreißig Jahren war zu ihnen getreten und unterbrach Andy. »Albern ist das da drin ganz und gar nicht, glauben Sie mir.« Sein blondes Haar war zerzaust, doch in seinen grauen Augen lag eine Intelligenz, die Andy überraschte. Der Mann war nicht panisch wie die anderen. Im Gegenteil.
    Er wirkte, als erlebe er etwas Derartiges - was immer das war - nicht zum ersten Mal.
    »Und Sie sind…?«, fragte Andy und musterte die Garderobe des Fremden. Im Gegensatz zu den anderen Gästen des Lokals war er überraschend normal gekleidet. Den anderen Gästen , wiederholte Andy in Gedanken. Das impliziert ja, dass er Gast war. Aber irgendwie kommt er mir vor, als sei er aus einem anderen Grund hier. »Arbeiten Sie hier?«, setzte er eine zweite, spontanere Frage hinterher.
    Der Mann winkte ab, wirkte ungeduldig. »Nennen Sie mich einfach Larry, okay?«, antwortete er. »Hier geht es nicht um mich. Sondern um das, was da drin vorgefallen ist. Ich vermute, Sie haben Erfahrung mit derartigen Dingen? Andernfalls könnte ich Ihnen die Hilfe einiger patenter Unterstützer anbieten.« Dabei deutete er auf eine Gestalt in einigen Metern Entfernung, die tatsächlich aussah, als könne sie es auch mit Zombies aufnehmen.
    Der Kerl

Weitere Kostenlose Bücher