0954 - Die Phantom-Jagd
Freiheit. Der letzte Ausbruchsversuch auf Ferrol hatte nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Und jetzt, wo sich eine einmalige Chance bietet, habt ihr auf einmal Bedenken. Was steckt dahinter?"
„Es ist unser Selbsterhaltungstrieb, sonst nichts", sagte Panika. „Man könnte es auch einen Arterhaltungstrieb nennen, Markon. Was nützt es uns, wenn wir unser erbärmliches Leben retten und die Orbiter inzwischen die Menschheit vernichten? Wenn wir fliehen, dann sollen unsere Erfahrungen auch der Allgemeinheit zugute kommen. Das solltest du doch inzwischen begriffen haben, Markon."
„Mir ist das schon klar", sagte Axe. „Wen sollen wir Flibustier beklauen, wenn es keine Menschheit mehr gibt? Also müssen wir unsere potentiellen Opfer beschützen, um auch in Zukunft aus dem vollen schöpfen zu können."
„So sehe ich das eigentlich nicht", warf Körn „Dezibel" Brack ein.
„Axe steht mit dieser Meinung auch alleine da", sagte Josto ten Hemmings, der seine Hände knetete, um ihr Zittern zu unterdrücken. Er hatte schon eine Ewigkeit keinen Alkohol mehr bekommen, genauer gesagt, seit Axes Quelle versiegt war. Darum grollte ihm ten Hemmings. Er fuhr giftig fort: „Unsere Moral mag doppelbödig sein, aber irgendwo spielt auch das Gewissen mit. Nur Axe ist da weniger belastet. Er würde zu seinem persönlichen Vorteil auch mit den Orbitern zusammenarbeiten."
„Halt’s Maul oder ich schlage dir den Schädel ein!" schrie Axe und machte Anstalten, sich auf ten Hemmings zu stürzen.
Doch da steIlte sich Brush Tobbon dazwischen.
- „Nur ruhig Blut, mein Junge", sagte er und hielt Axe mit seinen Pranken an den Schultern fest. „Willst du uns nicht lieber erklären, was Josto gemeint hat?"
Axe begann zu schwitzen. Man merkte ihm an, wie es hinter seiner niedrigen Stirn fieberhaft arbeitete.
„Dieser Trunkenbold weiß ja gar nicht, wovon er spricht", sagte er dann. „Er will mich als Verräter hinstellen, dabei würde er für Schnaps uns alle verkaufen. Ich dagegen habe eine reine Weste. Was ich getan habe, geschah nur aus ..."
„Sprich nur weiter", forderte der Epsaler ihn auf. „Was hast du getan?"
„Ich habe ...", begann Axe und schluckte. „Ich bin zum Schein auf Derschts Forderungen eingegangen. Er versprach mir alles mögliche, wenn ich ihm Informationen beschaffte. Aber ich habe ihn hingehalten und belogen, wenn es nicht mehr anders ging. Ich kann schwören, daß er von mir nichts erfahren hat."
„Weil du nichts wußtest", sagte Tobbon und verstärkte den Druck seiner Hände um Axes Schulter, daß diesem das Blut aus dem Gesicht wich. „Oder hast du vielleicht doch etwas herausgefunden und es Derscht brühwarm erzählt? Kann es sein, daß wir diesen Zwischenstopp dir zu verdanken haben?"
„Nein ...", brachte Axe ächzend hervor.
„Was soll Axe eigentlich nicht gewußt haben?" mischte sich da Markon Treffner ein. „Gibt es etwas zu wissen, das ihr drei uns anderen vorenthalten habt?"
„Laß Axe los, Brush", sagte da Kayna Schatten mit schneidender Stimme. „Ich glaube, die Stunde der Wahrheit hat geschlagen. Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob wir einander wieder vertrauen und eine verschworene Gemeinschaft sein wollen oder ... Nun, im anderen Fall können wir sowieso das Handtuch werfen. Wir haben euch gegenüber bisher geschwiegen, um unseren Verbündeten nicht zu gefährden."
„Ihr habt mir mißtraut", sagte Markon Treffner verbittert. „Mir! Und Dezibel und Josto und Axe auch."
„In Axes Fall hat sich unsere Vorsicht als berechtigt erwiesen", sagte Simudden. „Wir waren über seine Verbindung zu Derscht informiert."
„Das war doch nur Schein", verteidigte sich Axe und zog sich aus Tobbons Reichweite zurück. „Ich habe Derscht hinters Licht geführt. Leider hat er mein Doppelspiel durchschaut, sonst ..."
„Erspar uns deine Lügen", fuhr Kayna Schatten ihn an. „Wir wissen Bescheid, Axe, aber wir geben dir noch eine Chance. Es ist allerdings deine letzte. Wenn du noch einmal auf Abwege gerätst, dann hast du endgültig verspielt."
Axe duckte sich unter ihren Worten wie unter Schlägen und wagte es nicht, irgendeinen der Kameraden anzublikken.
„Was ist nun eigentlich los?" fragte Markon Treffner ungeduldig.
„Der Vario ist an Bord der KURELBAL", antwortete Panika. „Wir haben uns die ganze Zeit über an seine Anweisungen gehalten. Aber wir haben schon sine geraume Weile nichts mehr von ihm gehört. Durch die Evakuierung der KUREL-BAL könnte die Verbindung zu ihm
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