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0959 - Der Fallbeil-Mann

0959 - Der Fallbeil-Mann

Titel: 0959 - Der Fallbeil-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu beten. Bis zum Morgengrauen war sie in eine tiefe Andacht versunken. Erst dann kehrte sie zu den anderen zurück, aber sie hatte sich verändert. Sie war ernster geworden, sie war mehr in sich versunken, denn die schreckliche Entdeckung ging ihr nicht aus dem Kopf.
    Einen Plan hatte sie sich schon zurechtgelegt. Nur behielt sie ihn für sich, mit keiner anderen Person wollte sie darüber reden.
    Sie traf auch Bucheron, der an diesem Morgen so ungewöhnlich zufrieden aussah, seiner Arbeit fröhlich nachging und in der glühenden Sonne die reifen Erdbeeren erntete.
    Alles ging gut, bis zum Abend des Tages, als die Nonnen Besuch bekamen.
    Es war Carlos, der Geliebte der Baroneß. Er klopfte an die Pforte des Klosters. Da man ihn kannte, ließ man ihn eintreten, und er verlangte, die Oberin zu sprechen.
    Anna und Carlos saßen lange zusammen. Der Mann berichtete von der Vergewaltigung der Baroneß, und er verlangte eine Aufklärung. Anna tat noch immer ahnungslos, aber Carlos ging davon aus, daß der Vergewaltiger von den Nonnen versteckt wurde. In seiner Rage hatte er davon gesprochen, und das war von Edwina Mosley genau gehört worden.
    Die Oberin stritt alles ab, und Carlos ging mit dem Versprechen, zurückzukehren, aber nicht allein, sondern mit der Familie Mosley. Sie würden das Kloster bis in den letzten Winkel durchsuchen und diesen Hundesohn finden.
    Die Oberin wußte, daß er die Ankündigung wahrmachen würde. Sie gab ebenfalls zu, Fehler gemacht zu haben. Jetzt ging es nur darum, das Kloster zu retten, wobei ihr Plan, den sie gefaßt hatte, immer deutlichere Züge annahm.
    Sie wollte den Henker loswerden und ihm deshalb eine Falle stellen.
    Dazu wartete sie nicht lange. Am nächsten Tag schon fing sie damit an.
    Sie war eine sehr weise Frau, die sich mit Kräutern und Giften bestens auskannte. Während des Gebetes, an dem der Mann niemals teilnahm, weihte sie die anderen Schwestern in ihren Plan ein, die der Oberin natürlich zustimmten.
    Und so griff Anna zum Gift.
    Sie verteilten es auf verschiedene Mahlzeiten bis zum Abend hin. Im Gegensatz zu den Nonnen bekam Bucheron viel zu essen, und schon gegen Mittag wurde er grau im Gesicht und fühlte sich überhaupt nicht wohl.
    Er bat darum, sich hinlegen zu dürfen, was die Oberin nur zu gern erlaubte.
    Bucheron aber schlich in seine Kammer. Schmerzen peinigten ihn so heftig, daß er befürchtete, seine Eingeweide würden zerreißen. Jetzt, wo er allein war und auf seinem Lager lag, bekam er Zeit, über seine Krankheit nachzudenken, und er wunderte sich, daß nur er sie allein bekommen hatte.
    Er war schon immer mißtrauisch gewesen, hatte sich immer nur auf sich selbst verlassen und war der Meinung, daß da einiges nicht mit rechten Dingen zuging.
    Trotz seiner Schmerzen war er bereit, das zu tun, was er am besten konnte. Er wollte köpfen.
    Und er wollte mit der Oberin beginnen. Deshalb öffnete er die Truhe und baute unter unsäglichen Mühen seine Guillotine auf, die von der Höhe her soeben in die Kammer hineinpaßte.
    Die Oberin hatte ihm versprochen, am Abend noch einmal nach ihm zu schauen. Sie würde kommen, und er wartete auf sie. Auf einem Schemel sitzend, keuchend, in Schweiß gebadet, aber voller Haß auf die normale Welt.
    Henker gehören dem Teufel!
    Das hatte er mal gehört, und es war auch nicht so dahingesagt worden, wie er am eigenen Leibe erfahren hatte. Einige Monate später, er hatte bereits die ersten Menschen getötet, war ihm dann die Flucht nach vorn gelungen. In einer stürmischen Nacht hatte er eine Kirche entweiht, den Priester auf brutalste Weise getötet, und so war ihm die Chance gegeben worden, in die Nähe des Teufels zu gelangen. Hinein in seinen Dunstkreis, und er hatte gespürt, welch eine Macht dieses böse Tier hatte. Er hatte ihm viele Seelen versprochen, seine eigene mit eingeschlossen, und das Tier, der Teufel oder wer immer es war, hatte zugestimmt, sich aber ausgebeten, über die Zeit selbst verfügen zu können.
    Damit war der Henker zufrieden gewesen, nur nicht mit dem Verlauf der Revolution, denn er hatte zur anderen Seite gehört und im Namen des Königs geköpft.
    Er war dann geflohen. Zusammen mit seiner Guillotine. Geld genug besaß er, und ein Fischer hatte sich mit zwei Goldmünzen bestechen lassen und ihn über das Meer nach England gebracht.
    Die Leiche des Fischers hatte er anschließend verbrannt und die Seele dem Teufel geweiht.
    In England hatte er Unterschlupf gefunden. Er würde später wieder

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