096 - Der grüne Leichnam
in ein nahegelegenes Restaurant, während Abi vor dem Krankenzimmer Wache hielt. Wir aßen eine Kleinigkeit und waren eine Stunde später zurück.
McClusky trat aus dem Krankenzimmer.
„Mansfield ist wach", sagte er. „Sie können mit ihm sprechen, aber nur ein paar Minuten lang. Er fühlt sich ziemlich schwach."
Ich nickte dem Arzt zu und trat ins Zimmer. Coco und Abi folgten mir. Vor dem Bett blieben wir stehen.
„Wie geht's, George?" fragte ich.
Mansfield versuchte ein Lächeln, was ihm aber kläglich mißlang.
„Ich fühle mich müde", flüsterte er. „Ich will schlafen."
„Ich habe nur ein paar Fragen an dich, George, dann lassen wir dich schlafen. Die Operation verlief erfolgreich. Der Arzt holte zwei Alraunenwurzeln aus deinem Bauch. Du stehst nicht mehr in Hekates Bann. Kannst du dich jetzt erinnern, was in deinem Haus geschah?"
Mansfield schloß die Augen.
„Nur undeutlich", flüsterte er. „Muriel läutete. Ich rief dich an, dann lief ich ins Schlafzimmer. Sie sprang mich an. Ihr Gesicht und ihr Körper waren ganz grün. Sie schleuderte mich aufs Bett, und ihr Atem lähmte mich. Dann verschwimmt alles. Ja, sie warf sich über mich, und aus ihren" - er strich sich mit der Zunge über die Lippen - „aus ihren Brustwarzen wuchsen dünne Nadeln, die in meinen Bauch eindrangen. Dann wurde ich bewußtlos."
„Da pflanzte sie dir den Samen ein. Trat Hekate irgendwann mit dir in Kontakt?"
„Nein. Zumindest kann ich mich nicht erinnern. Ich fühlte mich recht wohl. So richtig beschwingt. Als ob ich schweben würde. Es war ein angenehmes Gefühl."
„Das war es, George. Wir lassen dich jetzt allein. In ein paar Tagen kannst du das Krankenhaus verlassen. Abi Flindt wird vor deiner Tür wachen. Du brauchst also keine Angst haben, daß Hekate nochmals zuschlägt."
„Danke", hauchte Mansfield.
Als wir das Krankenzimmer verließen, war er schon eingeschlafen. Leise schloß ich die Tür.
„Wenn ich ehrlich sein soll, dann glaube ich nicht, daß Hekate oder eines ihrer Geschöpfe auftauchen wird, aber sicher ist sicher. Wann wirst du abgelöst, Abi?"
„Henry Patrick kommt so gegen neun Uhr."
„Hast du Waffen mit?"
Abi nickte. „Zwei Pistolen, eine ist mit Sprengpatronen geladen. Außerdem ein Amulett."
„Gut. Wir gehen jetzt."
„Was habt ihr vor?"
„Wir können nichts unternehmen", antwortete Coco. „Wir werden nach Hause fahren."
Ich winkte Abi zu. Coco hing sich bei mir ein.
„Hekate hat eine neue Methode entwickelt, um sich Opfer zu holen. Und ihr Samen scheint viel schneller aufzugehen. Es dauerte kaum zwei Stunden, und aus dem Samen hatten sich Alraunenwurzeln gebildet."
„Hekate ist dadurch noch gefährlicher geworden. Sie braucht diese Alraunenwurzeln. Aus ihnen bezieht sie ihre Lebenskraft. Aber was hat sie vor? Bis jetzt unternahm sie keinen direkten Angriff auf uns", sagte ich und ging zum Wagen.
„Ich fürchte, daß dieser Angriff bald erfolgen wird", meinte Coco leise.
„Hoffentlich irrst du dich", seufzte ich und rutschte hinters Lenkrad.
Ich fuhr langsam auf die Straße. Mansfield hatten wir gerettet. Damit war der Beweis geliefert, daß zumindest im Anfangsstadium Hekates Opfer nicht untrennbar mit ihr verbunden waren. Ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, Mansfield in die Jugendstilvilla zu bringen?
Martha Pickford war froh, daß endlich wieder Leben in die Jugendstilvilla gekommen war. Meist war sie mit Trevor Sullivan allein gewesen, der sich kaum sehen ließ, da er fast den ganzen Tag in seinen Büroräumen zubrachte. Lange hatte sie es nicht verwinden können, daß Phillip nicht mehr im Haus war. Sie vermißte den Hermaphroditen sehr, dem ihre ganze Sorge gegolten hatte. Doch Phillip hielt sich jetzt auf dieser alten Burg in Andorra auf. Wenn Martha Pickford daran dachte, schnaubte sie verächtlich.
Die Warnung des Dämonenkillers, daß sie die Villa auf keinen Fall verlassen sollte, hatte sie in den Wind geschlagen. Ihr war der Lesestoff ausgegangen. Es sind ja nur ein paar Schritte bis zur Buchhandlung, die in der Nähe der Bahnstation Grove Park lag, dachte sie. Sullivan war in seinem Büro.
In einer halben Stunde bin ich zurück, dachte Miß Pickford.
Sie griff nach ihrem altertümlichen Mantel, schlüpfte hinein und nahm eine große Einkaufstasche mit. Sorgfältig sperrte sie die Eingangstür ab, stieg die drei Stufen hinunter und betrat den feuchten Kiesweg, der zwischen kahlen Bäumen und Sträuchern zum Gartentor führte. Als sie das
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