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0960 - In den Nebeln

0960 - In den Nebeln

Titel: 0960 - In den Nebeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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dachte sie schmunzelnd und spürte Vorfreude in sich aufsteigen. Dieses Unterfangen würde viel von ihrer alten Finesse erfordern, die sie schon viel zu lange nicht mehr richtig eingesetzt hatte. Mit der ihr eigenen magischen Sicht, mit deren Hilfe sie tief in die Seele eines Wesens blicken und seine innigsten Wünsche und Sehnsüchte erfahren konnte, sah sie sein Verlangen danach, hier etwas zu finden, dass er verloren geglaubt hatte. Konnte es sein, dass er sich die Schuld an etwas gab? Und hier etwas zu finden hoffte, dass diese Schuld abtragen konnte? Doch genau konnte sie den Wunsch nicht orten, nicht fassen. Respekt tauchte in ihr auf. Er musste mächtige magische Sperren besitzen, die verhinderten, dass sie tiefer in diesen Wunsch eindrang… Was auch immer es war, Lea fand schon das bisschen Ironie, das sich in dieser vagen Idee zeigte, einfach zu köstlich. Asmodis' Sehnen war stark genug, dass sie es spüren konnte, sprach das nun für große Hingabe oder für unfassbare Dummheit? Sie selbst hätte nicht glücklicher sein können, ihre Herrin endlich los zu sein. Schon während die alte Vettel noch am Leben gewesen war, hatte Lea ihr nie mehr Ergebenheit entgegengebracht, als unbedingt nötig gewesen war, um nicht für einen Mangel an Respekt vernichtet zu werden. Und selbstverständlich war nichts davon aufrichtig gewesen.
    Lea war schon immer nur sich selbst gegenüber loyal gewesen. Es gingen Gerüchte um, dass es Asmodis gewesen war, der an der Vernichtung der Hölle schuld gewesen war. War dies die Schuld, die ihn hierher getrieben hatte? Es hätte gepasst, es war allgemein bekannt, dass der ehemalige Fürst der Finsternis die Hölle schon lange verraten hatte. Vielleicht bereute er sein Tun und hoffte, es hier korrigieren zu können.
    Er sollte froh sein, dass er seinen Herrn endgültig los ist und nun tun und lassen kann, was er will , dachte sie. Er wollte doch offenbar nie anderes, warum sonst hätte er die Hölle schon vor so langer Zeit verraten sollen? Im Grunde genommen ist er genauso verloren wie meine Untertanen, obwohl er es bei seiner Macht gar nicht nötig hätte, irgendeine Schuld zu empfinden oder Dinge gar richtigzustellen. Sie sah seinen starken Willen, der ihn wie eine schimmernde Aura umgab und wahrscheinlich von seiner Überzeugung genährt wurde, hier einen Überrest der alten Schwefelklüfte zu finden - hier im Nebel, in ihrem Reich…
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Oh ja, er würde finden, was er suchte, dafür würde sie schon sorgen. Allerdings würde sie seine Prioritäten dabei ein wenig umlenken. Doch das würde nicht leicht werden. Dieser Dämon würde niemandem freiwillig dienen, daher musste sie listig sein und ihn in eine Falle locken. Sie durfte ihn nicht unterschätzen.
    Asmodis' Begleiter unterschied sich zu Leas Verwunderung sehr von dem Erzdämon. Zwar war auch er ein sehr mächtiges Geschöpf der Dunkelheit - immerhin war er der Fürst der Finsternis, was ihr natürlich bekannt war -, doch in ihm wohnte eine ganz andere Sehnsucht. Vampire waren für gewöhnlich gierige Wesen. Sie nahmen sich, was sie wollten und verhielten sich rücksichtslos. Lea konnte sie deshalb nicht ausstehen. Der Grund dafür war, dass sie sie zu sehr an sie selbst erinnerten, aber das hätte sie niemals zugegeben. Ja, auch sie nahm die Lebensenergie anderer in sich auf und zehrte davon, aber ihre Methode war wesentlich subtiler und eleganter als die der Vampire. Ja, auch sie nahm sich, was sie wollte, doch ihr stand es ihrer Meinung nach auch zu, denn sie war eine Dämonin, ein wahres Kind der Hölle und kein halbblütiges Mischwesen, das selbst ein Mensch mit ein wenig Übung vernichten konnte. In ihren Augen waren Vampire nicht besser als Ungeziefer, halb Mensch, halb Dämon und zu nichts zu gebrauchen.
    Doch dieser hier war anders. Er strahlte Ruhe und Ausgeglichenheit aus, versuchte nicht, mit seiner Macht zu imponieren, sondern nutzte sie weise. Und da war noch etwas, das sie nicht genau benennen konnte, doch es stimmte sie nachdenklich. Sie suchte vorsichtig noch ein wenig weiter, dann sah sie es. Für einen Moment blitzte es in ihrem Geist auf wie eine vergessene Erinnerung. Der Vampir hatte geliebt! Das Schmunzeln auf Leas Gesicht breitete sich zu einem Grinsen aus, das scharfe perlweiße Zähne enthüllte. Eine solche Köstlichkeit war ihr lange nicht mehr - und in dieser Kombination sogar noch nie - untergekommen.
    Wenn sie wirklich und wahrhaftig mit ganzem Herzen

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