0964 - Königin der Toten
in Verbindung gesetzt und ihm erklärt hatte, was im Bad seiner Wohnung geschehen war.
Der Superintendent hatte ihm jedes Wort abgenommen. Zwar gehörte er nicht zu denen, die selbst an die Front gingen, aber er wußte schon, wie der Hase lief, denn nicht grundlos hatten ihn John Sinclair und Suko nach den Einsätzen einweihen müssen.
So waren ihm die Tore zwischen den Welten nicht unbekannt, auch wenn er sie selbst noch nicht so in Aktion erlebt hatte. Da seine Leute ausgeschaltet waren, blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst aktiv zu werden. Deshalb auch der Besuch bei Jarrel, vor dem ihm Glenda zwar abgeraten hatte, doch was sich Sir James einmal in den Kopf setzte, das führte er auch durch, und mochte es Backsteine regnen.
Er hatte auch nicht vor, diesen Mann so rasch zu verlassen. Und wenn er eine ganze Nacht dort verbrachte, er würde es durchziehen, das stand für ihn fest.
Auf der Fahrt zum Ziel hatte er Zeit genug zum Nachdenken. Sir James war ein Mensch, der die Probleme gern analysierte, und das tat er auch jetzt.
Er nahm sich vor, zunächst allein mit James Jarrel zu reden. Sollte sich herausstellen, daß er sich zuviel vorgenommen hatte, was durchaus möglich war, wollte er jemanden als Helfer bei sich wissen, und er wußte auch, wer das sein würde.
Ein Handy trug Sir James zwar nicht bei sich, aber im Fond des Dienstwagens gab es ebenfalls ein Telefon. Die Nummer der Detektivin und ehemaligen Hexe kannte Sir James auswendig. Zeit genug war noch, und so tippte er die Zahlenfolge ein.
Jetzt mußte Jane nur noch zu Hause sein…
Sie hob nach dem zweiten Läuten ab und wunderte sich über den Anruf von Sir James.
»Sie - Sir?«
»Ja, ich.«
»Das ist aber eine Überraschung. Damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn Sie mich anrufen«, Jane räusperte sich, »dann brennt es.«
»So ähnlich.«
»Kann ich helfen?«
»Das hoffe ich.«
»Um was geht es?«
Der Mann war froh, daß Jane so schnell zur Sache kam. »Es ist eine relativ lange Geschichte, ich fasse deshalb zusammen.« Er lehnte sich zurück und schob die Brille zurecht. Dann hörte Jane, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte. Sie war sprachlos, deshalb wurde Sir James auch nicht unterbrochen. Erst als er um Janes Meinung bat, hörte er sie scharf atmen.
»Da muß ich nachdenken, denn im Moment fehlen mir einfach die Worte.«
»Das ist verständlich, Miß Collins.«
»Puh - was machen wir denn da? John und Suko sind wie vom Erdboden verschluckt.«
»Ich denke an eine Entführung.«
»Und die einzige Spur ist dieser James Jarrel, beziehungsweise sein Badezimmer?«
»Davon gehe ich bisher aus. Oder ist Ihnen etwas eingefallen, nachdem Sie zugehört haben?«
»Leider nicht, Sir.«
»Dann möchte ich Sie doch bitten, meinem Wunsch Folge zu leisten. Ich will nicht sagen, daß ich mich direkt überfordert fühle, aber in diesem Fall begebe ich mich auf unsicheres Gebiet, wenn Sie verstehen.«
»Ist mir schon klar, Sir. Ich werde so rasch wie möglich bei Ihnen sein.«
»Das wäre nett.«
»Es wird aber wohl eine Stunde dauern, der Verkehr ist ziemlich dicht.«
»Das geht schon in Ordnung. Wir sehen uns dann bei Mr. Jarrel.«
»Gut, Sir, bis später.«
Der Superintendent konnte sich vorstellen, wie es jetzt in Jane Collins aussah. Bestimmt würde sie auch mit Lady Sarah, der Horror-Oma, über den Fall reden, das aber war zweitrangig. Es zählte eigentlich nur, daß sie bald eintraf und Sir James unterstützte.
Er wünschte sie sich auch aus einem anderen Grund mit dabei. Zwar lag Janes Hexendasein schon lange zurück, aber gewisse Kräfte schlummerten noch immer in ihr. Möglicherweise schaffte sie es dank dieser Kräfte, einen Kontakt zu John aufzunehmen. Möglich war alles, und Sir James wollte auch nichts unversucht lassen.
Sie hatten die kleine Siedlung, in der auch Jarrel wohnte, mittlerweile erreicht. Bis vor das Haus konnten sie nicht fahren, deshalb stoppte der Chauffeur am Rande eines Gehwegs.
Sir James schaute sich um, bevor er ausstieg. Der Fahrer hielt ihm dabei die Tür auf.
»Soll ich warten, Sir?«
»Nein, Mr. Torring, es wird länger dauern. Sie können ruhig wieder fahren.«
»Danke, Sir.«
Der Superintendent ging den schmalen Fußweg und orientierte sich anhand der Hausnummern. In seiner Kleidung fiel er schon auf. Es wurde auch über ihn gesprochen oder geflüstert, und ein Junge war der Meinung, daß er zu einer Beerdigung wollte.
Der Besucher mußte schmunzeln, als er den Satz hörte,
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