0964 - Königin der Toten
wußte auch Jane Collins. In Sicherheit befanden sie sich hier nicht. Noch immer hallten die Echos der Schläge durch den Flur, aber in sie mischte sich auch ein anderes Geräusch.
Als Jane das Krachen und Splittern hörte, hatte sie das Gefühl, jeder Splitter würde sich einzeln in ihren Körper drücken. Es war der Gong für die letzte Runde, und keiner von ihnen wußte, wer als Sieger hervorgehen würde.
Sir James blieb nicht zurück, als Jane in den Flur sprang. Sie sah, daß die Tür zum Bad nach außen gewellt war, aber noch irgendwo festklemmte. Nicht mehr lange, denn die aus der anderen Dimension kommenden Gestalten nahmen noch einmal Anlauf und wuchteten sich nach vorn.
Die Tür hielt dem Druck nicht mehr stand. Sie fiel in den Flur hinein. Über sie hinweg quoll die Meute dieser stinkenden Alptraumgestalten, die endlich freie Bahn hatten. Noch lagen sie übereinander und mußten sich erst entflechten.
Janes Gesicht verzog sich. Die Gedanken standen dort beinahe wie festgeschrieben. Am liebsten hätte sie sich eine mit geweihten Silberkugeln geladene Maschinenpistole gewünscht, um in die Masse hineinschießen zu können, denn mit ihren wenigen Geschossen konnte Jane nicht effektiv eingreifen.
So blieben die Monstren, wie sie waren. Körper, an denen nur wenig Haut hing. Das meiste davon verfault. Die Wesen standen jetzt auf. Ungelenk waren dabei ihre Bewegungen, sie stützten sich gegenseitig mit den bleichen Klauenhänden ab oder schubsten sich zur Seite, um Platz zu haben.
Von dieser Masse strahlte eine Wolke des widerlichsten Gestanks ab, den man sich vorstellen konnte.
Jane Collins japste nach Luft. Ihre Augen waren aus den Höhlen gequollen. Sie selbst fühlte sich wie von den Backen einer Zange umklammert, und sie merkte, daß sich ihr Herzschlag beschleunigt hatte.
Wenn sie sich jemals hilflos gefühlt hatte, dann in dieser verdammten Lage.
Sir James sah, was in der Frau vorging. Er zerrte Jane zurück in das Wohnzimmer. In dieser Tür steckte kein Schlüssel. Sie konnten also nicht abschließen, aber Sir James hatte schon eine Idee.
»Bitte, helfen Sie mir!« Er stand an einem Sessel und hatte seine Hände auf die Lehne gelegt.
Jane erwachte wie aus einem Traum. Nur kurz schüttelte sie den Kopf. Sir James schob bereits den Sessel auf die Tür zu, und jetzt wußte Jane, was er vorhatte.
Sie holte einen zweiten Sessel. Er war ziemlich schwer. Sie mußte sich anstrengen, aber sie war auch froh, daß dieses Möbelstück keine Rollen hatte. So würden sie wieder eine kleine Galgenfrist bekommen, bis die Meute es geschafft hatte, die Tür aufzubrechen und die Sessel zur Seite zu schieben.
Es war nicht viel Zeit vergangen seit der Entdeckung des grauenvollen Anführers, aber für Sir James und die Detektivin hatte sie ihre Objektivität verloren. Alles kam ihnen drei oder viermal so lang vor.
»Die Sessel werden sie nur kurze Zeit aufhalten«, sagte Sir James, bevor er sich dem Fenster zuwandte. Er wollte nachschauen, ob es einen günstigen Weg nach unten gab. Zur Not mußten sie eben springen, auch wenn es aus der ersten Etage war.
Es gab kein Vordach, wie er es sich gewünscht hatte. Sein Blick fiel auf das gegenüberliegende Haus. Es war von dem ihren durch einen schmalen Grünstreifen getrennt.
Er öffnete das Fenster. Lehnte sich hinaus und schaute nach unten. Es war schon hoch, vor allen Dingen für einen untrainierten Mann wie ihn, aber in der Not fraß der Teufel auch Fliegen. Lieber sich ein Bein brechen, als sein Leben grausam unter den Klauen dieser Zombies auszuhauchen. Nur waren sie leider nicht allein. Es gab da noch den verletzten James Jarrel.
»Sie sind da!«
Sir James ließ das Fenster offen, als er sich umdrehte. Er war nicht erschrocken, aber er nahm unwillkürlich eine steife Haltung an, als er die Detektivin anschaute.
Jane wischte fahrig mit dem Handrücken über ihre Stirn. »Wenn Sie zu mir kommen, werden Sie die Unholde auch riechen können. Dieser verfluchte Leichengestank durchdringt alles.«
Sir James nickte und sagte dann: »Hin und wieder frage ich mich, ob wir das alles in der Wirklichkeit erleben oder uns nur in einem verfluchten Alptraum befinden.«
»Es ist die Realität, Sir, das wissen Sie.«
»Sicher. Jetzt begreife ich auch, was Männer wie John und Suko oft durchmachen müssen.«
»Das ist ihr Job.«
Sir James schaute sich nach einer Waffe um. Er selbst trug keine Pistole, da mußte er sich schon mit einer Schlagwaffe behelfen. Auf der Couch
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