097 - Die Knochenkammer der Dämonen
weiter!« verlangte Zep Leggeb, und als sich das Mädchen nicht sofort in Bewegung setzte, gab er ihr einen ungeduldigen Stoß. »Geh!« herrschte er sie scharf an.
»Warum? Was soll ich hier? Ich möchte nicht in diesem Schloß bleiben!«
»Es wird nicht danach gefragt, was du möchtest!« knurrte Zep Leggeb. Er brach ihren Trotz, indem er sie ins Gesicht schlug, so kräftig, daß sie gegen die Wand fiel.
Hinter zum Schutz gehobenen Händen schrie sie mit tränenerstickter Stimme: »Sie… Sie… Wahnsinniger!«
»Geh!« befahl Zep Leggeb schneidend.
Der ganze Mut, zu dem sich das Mädchen noch einmal aufgerafft hatte, war weg. Jetzt hatte sie nur noch Angst. Kalte, bohrende Angst. Und sie gehorchte.
Sie taumelte durch den düsteren Flur, vor Zep Leggeb her, und große Tränen rannen ihr über die Wangen. Eine, die linke, war blutrot. Der Dämon forderte sie auf, die Kellertür zu öffnen.
Linda wollte nicht wieder geschlagen werden. Sie gehorchte. Ihre Hand zitterte, als sie sie auf die Klinke legte.
Feuchter Modergeruch wehte ihr entgegen, als die Tür aufschwang.
Wieder ertönte dieses knappe, herrische »Geh!« hinter ihr, und sie stieg die graubraunen Stufen der Kellertreppe hinunter.
Sie hatte Angst vor dem, was sie in diesem alten Schloßkeller erwartete. Natürlich dachte sie an Flucht, aber sie fühlte sich zu schwach, um wirklich weglaufen zu können.
Außerdem hätte sie an diesem Geisteskranken vorbei müssen, und das war so gut wie unmöglich.
Linda erreichte das untere Ende der Treppe. Sie konnte nicht glauben, daß hinter dem, was mit ihr passierte, tatsächlich Erasmus Buldeo steckte.
Sie hatte diesen Mann einmal kurz gesehen. Er sah sehr gut aus und machte den besten Eindruck. Sie erinnerte sich, daß sie noch gedacht hatte, daß dies ein Mann wäre, bei dem sie schwach werden könnte.
Er konnte unmöglich etwas mit diesem Verrückten zu tun haben. Das war völlig ausgeschlossen.
Fahler Kerzenschein erhellte das feuchte Kellergewölbe. Die Kerzen waren lang und steckten in massiven Leuchtern, und ihre Flammen erhellten eine Szene, wie sie in Lindas schlimmstem Alptraum nicht hätte vorkommen können.
Das rothaarige Mädchen zweifelte an seinem Verstand. Mein Gott, das kann doch nicht wahr sein! dachte sie entsetzt.
Wohin sie blickte, sah sie Skelette. Das war zuviel für sie. Kreischend drehte sie sich um, und sie wollte aus dem Horrorkeller flüchten.
Aber da war Zep Leggeb als schier unüberwindbares Hindernis. Linda James warf sich schreiend gegen ihn. Er wollte sie packen, doch es gelang ihr, ihn zur Seite zu stoßen.
Auf einmal war die Treppe frei! Linda klammerte sich an diese dünne Hoffnung.
Sie eilte an Zep Leggeb vorbei, doch er wußte sich zu helfen, hakte nur kurz mit dem Fuß nach, und schon stürzte Linda auf die Stufen.
Sie kreischte ihre Angst und den Schmerz heraus, rollte die Stufen herunter, sprang auf und holte sich einen dieser schweren Kerzenständer.
Sie entfernte die lange, brennende Kerze und warf sie hinter sich. Im Fluge erlosch die Flamme.
Ein langer, spitz zulaufender Dorn hatte der Kerze Halt geboten. Nun wollte ihn Linda gegen ihren Entführer einsetzen.
Zuerst schlug sie mit dem schweren Leuchter auf den Dämon ein. Er machte sich nicht die Mühe, auszuweichen. Er schützte sich nicht einmal mit den Armen.
Mehrmals krachte der Kerzenständer auf seinen Schädel nieder. Kein Mensch hätte diese furchtbaren Schläge ausgehalten. Die Angst verlieh dem Mädchen noch einmal für wenige Augenblicke Kraft, und sie legte sie in die Schlinge.
Aber Zep Leggeb lachte nur. Er steckte die Treffer weg, als bestünde der Kerzenständer aus Schaumgummi.
Er ging unaufhaltsam vorwärts, und Linda wich Schritt für Schritt zurück, bis sie gegen ein steinernes Hindernis stieß.
Sie griff mit einer Hand hinter sich und berührte blanke Knochen. Verstört schrie sie auf.
In ihrer rasenden Angst wußte sie schon nicht mehr, wie sie sich Zep Leggeb vom Leib halten sollte.
Da besann sie sich des langen, spitzen Metallhorns, und sie rammte ihn dem Dämon in die Brust.
Wahrscheinlich traf er das Herz, aber Zep Leggeb lachte selbst darüber nur. Nicht er ist wahnsinnig! schoß es Linda durch den Kopf. Ich bin es! Was ich hier erlebe und sehe, kann es in Wahrheit nicht geben!
Sie ließ den Kerzenständer los. Er fiel zu Boden. Ohne zu wissen, wohin sie laufen sollte, drehte sie sich um und rannte los.
Aber sie kam nicht weit. Zwei Männer warfen sich ihr
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