097 - Leichenvögel
schon über Larrys Schultern.
»Sie
machen das gut«, stieß X-RAY-3 hervor. »Sie könnten als Artist auftreten. Salto
Mortale rückwärts, ohne Netz und doppelten Boden. Lassen Sie sich engagieren!«
Der
Hotelbesitzerneffe krachte auf den hartgefrorenen Boden und japste nach Luft.
Benommen
blickte er dem schweren Schlagstock nach, den er für diese Begegnung ausgesucht
hatte und der nun fünf Meter entfernt außer Reichweite für ihn lag.
Brent
erkannte jetzt das Komplott und war sich auch im klaren darüber, daß Joe dies
nicht allein ausgeheckt hatte. Er bekam Unterstützung. Aus der Bewegung, die er
vorhin am Horizont wahrgenommen hatte, entwickelte sich eine erneute Gefahr für
ihn.
Noch
ehe er dazu kam, den Neffen des Hotelbesitzers in die Mangel zu nehmen um zu
erfahren, was der Unfug sollte, waren die Schatten heran.
Zwei
riesige Geier mit langen Schnäbeln und roten, nackten Hälsen stürzten sich auf
ihn.
Die
Schnäbel hackten nach ihm.
Larry
schlug um sich. Einen Vogel riß er herum. Die Federn flogen.
Der
andere traf ihn im Nacken. Er spürte das blutende Loch, das dort entstanden
war.
X-RAY-3
mußte sich ganz auf den Kampf mit den unheimlichen, unerklärlichen
Leichenvögeln konzentrieren. Er verlor den seltsamen Joe aus den Augen.
Larry
kämpfte, um sein Leben.
Es
gelang ihm nicht gleich, Herr der Situation zu werden. Die beiden riesigen
Vögel setzten ihm zu, verletzten ihn mit schnellen Schnabelhieben.
Er
blutete aus mehreren Wunden am Nacken und am Arm, an den Händen und im Gesicht.
Die gezielten Angriffe der beiden Unheilvögel hinderten ihn daran, die Waffe
aus der Schulterhalfter zu zerren.
Doch
dann gelang es ihm endlich.
Er
fühlte das kühle Metall in seiner Hand und drückte ab.
Der
nadelfeine Strahl raste lautlos in die kalte Novemberluft.
Larry
konnte nicht zielen. Er wurde daran gehindert, da der zweite Vogel von der
Seite angriff und mit der starken Schwinge seinen Arm streifte.
Der
Laserstrahl, der den Kopf des ersten Angreifers eigentlich treffen sollte,
durchbohrte statt dessen die rechte Flügelspitze. Die Federn an dieser Stelle
schmorten zusammen. Es roch nach verbranntem Horn.
Der
Leichenvogel krächzte häßlich, warf den kahlen Kopf zurück und stieß sich mit
einem machtvollen Stoß von Larry Brent ab.
Der
zweite Vogel reagierte auf eine Weise, die Larry an die Handlungsweise eines
Menschen erinnerte.
Der
Vogel zeigte Intelligenz. Er erkannte, daß von dem Gerät in Brents Hand Gefahr
ausging. Er stürzte sich auf Larrys Arm, ehe der Agent dazu imstande war, die
Waffe herumzuziehen und abermals abzudrücken.
Der
gewaltige Schnabel hakte sich wie eine Klammer um sein Handgelenk und biß zu.
X-RAY-3
fühlte den bohrenden Schmerz. Er fürchtete, die Hand würde ihm abgeklemmt.
Er
warf sich herum. Mit der Linken stieß er gegen die Brust des mächtigen Vogels,
während seine Rechte automatisch die Waffe losließ.
X-RAY-3
stemmte sich mit aller Kraft gegen den Vogel, der so groß war wie er selbst,
riß die Beine hoch und trat sie mit voller Wucht in den Leib des Geiers.
Der
Leichenvogel drehte nur kurz ab. Für einen Moment lang hatte Larry Luft. Er
sprang auf die Beine.
Der
zweite Vogel kam zur gleichen Zeit von der anderen Seite.
Dieser
Übermacht war er nicht gewachsen. Er konnte nur mit zwei Händen gleichzeitig
kämpfen. Jetzt aber hätte er vier haben müssen.
Die
Laserwaffe!
Er
warf sich nach vorn und erwischte sie.
Diesmal
zielte er genau.
Der
Vogel, der ihm am nächsten war, stürzte sich genau auf ihn. Larry sah den
langgestreckten, nackten Hals, den zum Hieb leicht geöffneten Schnabel, die
wildglühenden Augen.
Er
drückte ab.
Der
Strahl bohrte sich in den Schädel des Angreifers.
Der
Erfolg stellte sich schlagartig ein.
Die
Flügel des Vogels sackten herab wie zwei nasse Lappen.
Der
Körper wurde schwer wie Blei. Steuerlos raste der Vogel auf X-RAY-3 zu. Larry
warf sich gerade noch rechtzeitig zur Seite. Der Koloß verfehlte ihn um
Haaresbreite und krachte zu Boden.
Der
zweite Vogel entfernte sich mit mächtigen Flügelschlägen, ehe der vernichtende
Laserstrahl auch ihn erreichen konnte.
Larry
erhob sich. Er atmete schnell. Trotz der Kälte war er in Schweiß geraten.
Vor
ihm auf dem Boden der Geier. Er begriff noch nicht, was für eine Bewandtnis es
mit ihm hatte. Er mußte sich eingestehen, daß es da eine ganze Menge gab, das
ihm rätselhaft blieb.
Der
Mann, der ihn hierher gelotst hatte, mußte mit Joe identisch sein. Was
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