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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich den Eindruck hatte, als wäre er zu einem Lächeln verzogen.
    Wichtig waren bei derartigen Gestalten auch die Augen. In meiner Rückenlage konnte ich mich gut auf sie konzentrieren. Der Blick fraß sich in ihnen fest.
    Der Anblick über mir lebte nicht, und trotzdem war er vorhanden und mehr als eine schwache Zeichnung. Er war ein böses Wunder. Er hatte seine Bedeutung, und er mußte auch etwas mit den verschwundenen Männern und letztendlich auch mit dem nicht mehr aufgetauchten Dick Stevens zu tun haben.
    Lilith war die Herrin der Hexen. Charlotte, das Model, das Callgirl, wie auch immer, mußte demnach in den Bann dieser Person hineingeraten sein. Oder sie war selbst eine Hexe. Das herauszufinden war meine Aufgabe.
    Diesmal lag kein normaler Kunde in Liliths Bereich, sondern jemand, den sie kannte, und zwar nicht gerade als Freund.
    Hatte sie mich bemerkt?
    Bestimmt. Und wenn, dann würde sie auch reagieren. Aber sie war nur ein Bild oder Gemälde an der Decke. Auch das mußte man von zwei Seiten aus betrachten.
    Charlotte stand unter ihrem Einfluß. Und dieser Einfluß hatte sich sichtbar in dem Zimmer manifestiert. So wurde Charlotte immer daran erinnert.
    Dieses Gesicht über mir lebte. Wenn auch auf eine besondere Art und Weise. Ich bekam sehr schnell den Kontakt, als aus der Höhe etwas auf mich herabwehte. Es war möglicherweise nur eine Einbildung, aber dieser leichte Hauch von Kälte auf meinem Gesicht ließ mich schon frösteln, so daß ich mich unwillkürlich zusammenkrampfte.
    Schatten lösten sich.
    Einbildung?
    Es war nicht genau zu erkennen, aber das Gesicht dort oben wurde tatsächlich von Schatten umtanzt, die mich an hauchzarte Wolken erinnerten, als wollten sie den doch starren Zügen eine Bewegung verleihen.
    Es stimmte.
    Die Bewegung war da.
    Die Augen zuckten. Der Blick verlor seine Starre und wurde bösartig.
    Ich blieb ruhig liegen, obgleich es mir schwerfiel. Den Einfluß und die unheimliche Kraft dieser mythischen Gestalt hatte ich mehr als einmal zu spüren bekommen, und als strahlender Sieger war ich nie aus einer Auseinandersetzung mit ihr herausgekommen. Blessuren hatte es immer gegeben.
    Beim letzten Zusammentreffen, als der Hexenfresser sie angriff, hatte sie sogar versucht, Jane Collins, Suko und mich auf ihre Seite zu ziehen, um sich als Dank schlußendlich Jane zu holen, sie wieder einzugliedern in die Reihen der Hexen.
    Das war ihr nicht gelungen. Da hatte sie eine Niederlage einstecken müssen, aber sie hatte uns auch vorgemacht, wie sie mit ihren Gegnern umging, denn sie war es gewesen, die den verdammten Hexenfresser besiegt hatte.
    Welche Verbindung gab es zwischen ihr und der Nutte Charlotte? Nicht nur, daß die beiden denselben »Beruf« hatten, nein, ich ging noch einen Schritt weiter und glaubte schon jetzt daran, daß Charlotte ebenfalls ein Mitglied des Hexenreigens war, den eine Gestalt wie Lilith anführte.
    Das graue Gesicht mit den dunklen Haaren über mir war gut gemalt. So zumindest sah es aus. Ich hätte es trotzdem nicht unterschrieben, denn möglicherweise gab es noch eine andere Lösung, und an die glaubte ich mehr.
    Die Oberhexe Lilith verfügte über besondere Kräfte. Sie waren mit denen der Menschen nicht zu vergleichen. Davon konnten sie höchstens träumen. Ich rechnete damit, daß diese Hexe eben ihre Kräfte eingesetzt hatte, um sich zu zeigen.
    Sie war eine Projektion. Sie hatte ihr Bild auf die Reise geschickt, das zugleich ihrem Einfluß unterlag. Der wiederum war auf die geheimnisvolle Charlotte übergegangen, und er versuchte jetzt, auch mich zu erreichen.
    Ich kannte diese Vorzeichen sehr gut. Immer wieder hatte ich mich ihnen entgegengestellt, auch diesmal tat ich es, aber ich blieb dabei nicht mehr so bewegungslos, denn im Liegen löste ich das Kreuz von seinem Platz. Ich streifte die Kette über den Kopf und war beruhigt, als ich den Talisman auf meiner Hand liegen hatte.
    Lilith war ein Urgeschöpf. Eine Gestalt, die schon zu Beginn der Zeiten existiert hatte. Man mußte sie zu den bösen Engeln zählen, die damals die Herrschaft des Allmächtigen hatten an sich reißen wollen. Das war ihnen nicht gelungen, und so hatte schon zu diesen Urzeiten das Licht über die Schatten gesiegt.
    Nur gaben diese Geschöpfe nicht auf. Sie waren nicht vernichtet worden. Sie hatten sich neu formieren und auch neue Kräfte sammeln können, so daß sie zu einem immensen schwarzmagischen Machtfaktor geworden waren, gegen die nur einige wenige angingen.

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