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0976 - Flügel des Todes

0976 - Flügel des Todes

Titel: 0976 - Flügel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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ein bärtiger Kerl gierig eine von ihnen aufriss und eine dickbauchige Flasche entnahm. Nun kannten auch seine Begleiter kein Halten mehr. Sie ließen ein gespenstisches Heulen hören und stürzten sich ebenfalls auf die Kisten.
    Die sind nicht bloß besoffen, erkannte Chéne schaudernd. Das ist etwas viel, viel Schlimmeres!
    Nicht alle Dörfler befanden sich in diesem gespenstischen Zustand, wie Chéne feststellte. Einige waren noch bei Sinnen und versuchten, die Übrigen in ihrer Zerstörungswut zu bremsen, doch sie waren natürlich klar unterlegen. Die Besessenen stürzten sich auf sie, um ihnen mit Gewalt den aufgefundenen Wein einzuflößen.
    Chéne runzelte die Stirn. Dann jedoch beobachtete er, wie die Opfer der Besessenen wieder auf die Füße kamen. Nun gebärdeten auch sie sich, als seien sie tollwütig.
    Der Wein, schoss es ihm durch den Kopf, irgendetwas mit dem Wein stimmt nicht!
    Geisterhaftes Lachen riss den jungen Mann aus seinen Überlegungen. Er brauchte einen Moment, um herauszufinden, aus welcher Richtung es gekommen war, doch als es ihm schließlich gelang, weiteten sich seine Augen.
    Hoch über dem Dorf schwebte eine unheimliche Gestalt am Nichthimmel, die ihn unwillkürlich an einen biblischen Engel erinnerte. Gigantische weiße Schwingen wuchsen nämlich aus ihren Schulterblättern. Es handelte sich um eine Frau, deren wallendes blondes Haar wild im Wind wehte.
    Und natürlich kannte er diese Frau, denn nur wenige Stunden zuvor hatte er noch mit ihr im gleichen Wagen gesessen. Natürlich hatte sie da noch keine Flügel gehabt…
    Mochte ihr äußeres Erscheinungsbild nun zwar an einen Engel erinnern, so sprach ihr Gesichtsausdruck doch eine andere Sprache. Auf den Zügen der Unheimlichen zeigte sich eine satanische Freude. Sie schien sich an dem Schauspiel auf dem Dorfplatz regelrecht zu weiden.
    Mit mahlenden Kiefern betrachtete Chéne die Unheimliche. Plötzlich hatte er das ungute Gefühl, dass es sich bei dem Auswischen der merkwürdigen Symbole mitnichten um einen lustigen Streich handelte, sondern dass hinter der ganzen Sache mehr steckte.
    Irgendetwas ging hier vor, etwas Entsetzliches, und er wollte unbedingt herausfinden, was.
    Doch zunächst musste er Janine helfen. Wenn sie wirklich dort unten war, dann brauchte sie ihn jetzt!
    ***
    In der Tat hätte Janine Betancour in diesen Minuten Hilfe gut gebrauchen können.
    Die junge Blondine saß zusammengekauert in einer staubigen Ecke und bemühte sich redlich, keinen Laut von sich zu geben. Es gelang ihr nur mit Mühe. Der finstere Dachboden, auf dem sie sich verschanzt hatte, war ihr letzter Zufluchtsort gewesen. Aus tränenverschleierten Augen blickte sie in Richtung Tür. Sie wusste, nur die trennte sie von den Wahnsinnigen, die in dieser Stunde das Dorf bevölkerten. Aufschluchzend krampften sie ihre Finger um den einzigen Schlüssel. Natürlich, sie hatte die Tür verriegelt, doch sie zweifelte nicht daran, dass man schon bald versuchen würde, mit Gewalt zu ihr vorzudringen.
    So leise, wie es ihr möglich war, stand Janine auf und begab sich zu dem kreisförmigen Fenster an der Stirnseite des Dachbodens. Vorsichtig blickte sie durch das trübe Glas ins Freie.
    Unten, unmittelbar vor dem Haus, spielten sich tumultartige Szenen ab. Grölende Menschen zogen durch die Straßen und sammelten sich auf dem kleinen Dorfplatz. Alle schienen sie heillos betrunken zu sein.
    Jedenfalls war das Janines erster Gedanke gewesen.
    Dass sie das Handeln der Leute nicht allein auf die Wirkung des Alkohols schieben konnte, war ihr erst in den Sinn gekommen, als ihr Vater nach Hause kam. Zusammen mit einigen Kumpanen hatte er die Haustür eingetreten und sich dann auf ihre Mutter gestürzt, um ihr gewaltsam einen widerlich süß riechenden Wein einzuflößen.
    Janine hatte die Ereignisse aus dem Obergeschoss des kleinen Hauses schreckensstarr beobachtet. Alles in ihr hatte danach gedrängt, der Mutter zu helfen, doch sie war wie festgefroren.
    Schließlich ließen die Unheimlichen von Janines Mutter ab. Als sie sich erhob, hatte sie sich ebenfalls verändert und exakt das war der Moment gewesen, da der jungen Französin ein kalter Schauer über den Rücken lief. Knurrend entriss die Mutter dem Vater die Weinflasche und setzte sie gierig an den Mund, um weiter zu trinken und die Flüssigkeit in großen Schlucken in sich hineinzuschütten.
    Mit geweiteten Augen hatte Janine das unheimliche Schauspiel noch einen Moment beobachtet, dann war sie leise auf

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