0976 - Flügel des Todes
bemerkte, dass die beiden Männer auf seine Gegenwart aufmerksam geworden waren, ließ es ein breites Grinsen aufblitzen und enthüllte dabei zahllose, beeindruckend spitze Zähne.
Mit einem Mal wusste Rozier, dass die Gruselgeschichten, die man sich über diesen Ort erzählte, mehr waren als bloße Schauermärchen!
Es blieb ihm jedoch keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn schon im nächsten Moment kam Bewegung in das unheimliche Geschöpf.
Instinktiv schien es in dem wohlbeleibten Lacroix einen besonderen Leckerbissen ausgemacht zu haben, denn mit einem schrillen Kreischen breitete es die Flügel aus und schwang sich in die Luft. Im Sturzflug hechtete es auf den fassungslosen Polizeibeamten zu. Dieser war viel zu überrascht und schockiert, um seine Waffe zu ziehen.
Schon wenige Sekunden später hatte ihn die Kreatur erreicht. Brutal umklammerte sie seinen Körper und riss den Mund weit auf, um ihm im nächsten Moment die Zähne tief in die Kehle zu schlagen. Heißes Blut spritzte. Lacroix stieß ein schmerzerfülltes Gurgeln aus und ruderte mit den Armen.
Du musst ihm helfen, zuckte es Rozier durch den Kopf. Unfassbares Grauen drohte ihn zu lähmen, doch mühsam bekämpfte er seine Panik und riss die Waffe aus dem Holster, um auf das Monster anzulegen.
Zwei Schüsse peitschten durch die Nacht.
Der Körper des unheimlichen Wesens zuckte, als die Kugeln seinen Leib trafen. Verärgerung zeichnete sich auf seiner Miene ab. Fauchend wandte die Kreatur den Kopf und fixierte Rozier. Brutal stieß es den zappelnden Lacroix von sich. Dieser taumelte nach hinten und schlug hart am Boden auf. In heißen Strömen pulste das Blut aus seiner zerfleischten Kehle.
Abermals drückte Rozier ab und erwischte die Stelle, an der er bei dem Monster das Herz vermutete. Doch damit schien er die Kreatur nur noch wütender gemacht zu haben.
Wie eine Furie stürzte sich das Monster auf ihn und riss den Beamten zu Boden, um einen Moment später gnadenlos zuzubeißen. Einen Augenblick lang verspürte Rozier noch unvorstellbare Schmerzen, dann verdunkelte sich sein Bewusstsein.
Bald darauf störte nur noch gieriges Kauen und Schmatzen die Stille der Nacht.
***
Zamorra rieb sich das Kinn, als er seinen bewusstlosen Freund betrachtete. Gemeinsam hatten sie Mostache in das sogenannte »Zauberzimmer« geschafft, welches im Haupttrakt des Châteaus gelegen war und von dem Parapsychologen für allerlei magische Experimente genutzt wurde.
Sie hatten den Körper des Wirts vorsorglich auf einer eilig herbeigeschafften Bahre festgeschnallt, falls er vorzeitig das Bewusstsein wiedererlangen sollte.
»Was haben Sie jetzt vor?«, fragte William. Der treue Butler sah zu Recht besorgt aus.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich bin noch nicht sicher, aber ich hoffe, mir fällt bald etwas ein! Immerhin haben wir eine ganze Menge Patienten im Hof - ganz zu schweigen von denen, die noch vor dem Schloss lauern!«
Der Parapsychologe überlegte einen Moment. »Hier«, sagte er dann und griff an seinen Gürtel, um William seinen E-Blaster in die Hand zu drücken. »Gehen Sie wieder runter und helfen Sie Nicole!«
Die Französin war im Schlosshof zurückgeblieben, um die Besessenen weiter in Schach zu halten. Bis jetzt machten sie keine Anstalten, einen neuen Vorstoß vorzunehmen, aber das konnte sich natürlich minütlich ändern.
»Sehr wohl«, erwiderte William. Seine Gestalt straffte sich, als er die futuristische Waffe entgegen nahm. »Ich werde mein Bestes tun!«
»So wie immer«, entgegnete Zamorra mit einem Lächeln und klopfte dem Butler anerkennend auf die Schultern. Er wusste nur zu gut, wie viel Mut William an den Tag legen konnte, wenn es darauf ankam.
Der Butler nickte Zamorra noch einmal zu, dann entfernte er sich mit stakenden Schritten. Einen Moment lang blickte ihm der Meister des Übersinnlichen noch nachdenklich hinterher, dann wandte er sich dem gefesselten Körper Mostaches zu.
Der Wirt hatte die Augen geschlossen und lag vollkommen reglos da. Es würde wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis er das Bewusstsein wiedererlangte.
»Wollen wir doch mal sehen, was mit dir los ist, alter Knabe«, murmelte Zamorra. Er sah sich im Raum um. Zahlreiche alte Folianten waren auf den überquellenden Bücherborden zu finden. Auf dem nahen Tisch befanden sich allerlei magische Substanzen und Tinkturen.
Der Parapsychologe aktivierte abermals das Amulett. Nachdem er Mostaches Hemd aufgeknöpft hatte, platzierte er die
Weitere Kostenlose Bücher