Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0976 - Flügel des Todes

0976 - Flügel des Todes

Titel: 0976 - Flügel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
Vom Netzwerk:
aus sicherer Entfernung. Sie zog es vor, persönlich keinen Fuß in den Urwald zu setzen, obwohl jede Faser ihres Seins sie dorthin zog. Schon kurz nach ihrem »Wiedererwachen« hatte sie den Ruf verspürt, doch ihm mit aller Macht widerstanden. Damals war ihr Gedächtnis gestört gewesen. Nur langsam wurde sie sich wieder bewusst, wer sie war und welche Macht sie wirklich besaß.
    Was mochte da draußen lauern? Irgendetwas Dämonisches auf jeden Fall, etwas Mächtiges !
    Stygia wischte sich mit der Hand durch das Gesicht, bevor sie nach der Fernbedienung griff. Vor dem Bett stand ein TV-Gerät, das unablässig Nachrichten über die sogenannte »Todeszone« ausstrahlte. Militärkräfte hatten das mysteriöse Gebiet im Dschungel mittlerweile komplett abgeriegelt. Für normale Menschen gab es kein Durchkommen mehr.
    Aktuell lief wieder eine farbenfrohe Zusammenfassung der bisher bekannten Ereignisse. Die ehemalige Ministerpräsidentin der Hölle schnaubte. Die übliche menschliche Geheimniskrämerei beherrschte die Nachrichten. Immer noch waren ihre Erinnerungen zerrüttet. Aber immerhin wusste sie mittlerweile wieder, wer sie war - und dass sie eine gewaltige Machtposition innegehabt hatte. Das war nicht immer so gewesen. Unmittelbar nach ihrem Wiedererwachen hatte sie irgendwo in den Anden ihr Bewusstsein zurück erlangt und von dort aus ihren weiteren Weg gesucht. Die Auseinandersetzung mit Asmodis schließlich bescherte ihr einen weiteren Erinnerungsschub. Es war purer Zufall gewesen, dass der Erzdämon sie in Venedig aufgestöbert und enttarnt hatte, doch dieser Zufall hätte sie fast umgebracht.
    Die Tatsache, dass sie nur aufgrund seiner Gnade noch am Leben war, ließ Stygia immer noch Gift und Galle spucken.
    Während sie sich noch bildlich vorstellte, was sie am liebsten mit Asmodis angestellt hätte, schreckte die Dämonin plötzlich hoch. Sie spitzte die Ohren und konzentrierte sich auf das Fernsehgerät.
    »Unbestätigten Gerüchten zufolge gelang es dem Militär vor einigen Wochen unter Führung eines CIA-Agenten in die Todeszone vorzudringen«, hatte der Sprecher gerade erklärt. »Ein französischer Parapsychologe nahm ebenfalls an der Operation teil. Warum jedoch ausgerechnet ein Parapsychologe an der Untersuchung einer mutmaßlichen Nuklearkatastrophe mitwirkt, wollte bislang niemand kommentieren.«
    Stygias Augen leuchteten auf.
    Militär und Geheimdienste streuten das Gerücht, dass es im Dschungel zu einer Nuklearexplosion gekommen war, um auf diesem Weg neugierige Besucher fernzuhalten. Immerhin handelte es sich um ein Gebiet von etwa zweitausend Quadratkilometern. Dieses lückenlos zu überwachen, dürfte eine ordentliche Herausforderung für die Sterblichen darstellen.
    Ein französischer Parapsychologe, soso.
    Stygia setzte sich im Bett auf. Dem Rest des Berichtes schenkte sie keine Beachtung mehr, sondern brachte das TV-Gerät mit einem magischen Fingerschnippen zum Verstummen.
    Zamorra, schoss es der Dämonin durch den Kopf. Natürlich, nur er konnte gemeint gewesen sein! Für einen Moment fragte sie sich, woher sie den Namen kannte, doch dann wurde ihr klar, dass das nur ein weiteres Puzzlestück in dem lückenhaften Mosaik war, das ihr Gedächtnis zurzeit darstellte.
    Stygia ließ ein zähnefletschendes Grinsen aufblitzen, dem keinerlei echte Heiterkeit innewohnte. Was, in Dreiengelsnamen, hatte der Dämonenjäger hier in Kolumbien zu suchen gehabt? Für die ehemalige Ministerpräsidentin der Hölle stand jetzt endgültig fest, dass es sich bei der merkwürdigen Sphäre tatsächlich um etwas Schwarzmagisches handelte. Ansonsten hätte Zamorra das Phänomen schließlich wohl kaum untersucht.
    Das Gesicht der Dämonin verzerrte sich in unbändigem Hass. Gedankenfetzen trudelten durch ihr Hirn, wirr und ungeordnet. Sie hatte mit Zamorra ein Kind gezeugt, ein Dämonenbalg namens Asael, soweit erinnerte sie sich. Irgendetwas hatte das Ganze damit zu tun, dass sie überhaupt »wiedererwacht« war. War sie gestorben? Das war sie wohl, wie sonst konnte man »wiedererwachen«?
    Schemenhafte Begriffe waberten durch Stygias Schädel. CHAVACH und JABOTH, die Erneuerung LUZIFERS…
    Was war damals geschehen?
    Seit sie vor einiger Zeit in den Anden aufgewacht war, zermarterte sie sich das Hirn, doch nur allzu mühsam schlossen sich ihre Erinnerungslücken.
    Stygia stemmte sich vom Bett hoch.
    War die Hölle vernichtet worden?
    Das hätte einiges erklärt. Doch warum hatte sie überlebt? Sie fand keine

Weitere Kostenlose Bücher