098 - Die Geistergirls von W
Zeit, so meinten die Besitzer der alten
Villa, käme sie allerdings unregelmäßig nach Hause. Sie müsse wohl Urlaub und
auch einen Freund haben. Aber in die Wohnung hätte sie noch niemanden
mitgebracht.
»Wann haben Sie denn Britta Leisner das letzte Mal gesehen ?« , erkundigte sich Morna. Es stellte sich heraus, dass dies schon zwei oder drei Tage
zurücklag . »Geht sie denn einer geregelten Arbeit nach ?« Morna erfuhr von der Tätigkeit Britta Leisners in dem großen Kaufhaus am Alten
Markt. »Ist Ihnen bekannt, ob das Mädchen vielleicht vor einiger Zeit einen Unfall
hatte ?« Davon wussten die
Vermieter nichts. Merkert hinterließ seine Karte mit der Bitte, ihn doch
anzurufen, wenn Britta Leisner in ihrer Wohnung auftauchte.
Morna Ulbrandson wollte so schnell wie möglich ein persönliches
Gespräch mit dem Mädchen führen. Dies versuchte sie schon über die Firma, in
der sie tätig war. Aber in der Personalabteilung des Kaufhauses musste sie erfahren, dass Britta
Leisner seit drei Tagen Urlaub hatte, und keiner wusste ,
wo sie sich aufhielt. Eine Kollegin behauptete, sie am Morgen noch in der
Innenstadt gesehen zu haben. Demnach hielt das Mädchen sich zurzeit in Wattenscheid auf, begab sich jedoch nicht in seine Wohnung. Das würde die
Theorie der Vermieter unterstützen, die vermuteten, dass sie einen Freund hatte. Nicht ganz zufrieden mit dem Verlauf ihrer Mission
kehrte Morna mit Kommissar Merkert zu dem großen rotbraun geklinkerten Gebäude zurück.
Dort nahm sie Einblick in Akten von Vorfällen, die der Polizei in
jüngster Zeit und auch vergangener Zeit Rätsel aufgegeben hatten und die bis
heute ungeklärt geblieben waren. Die rätselhaften Himmelserscheinungen in den
vergangenen Wochen, die bereits im Frühjahr dieses Jahres begannen und sich nun
wiederholten, gehörten ebenso dazu wie der Raub der Leiche von Lydia Prauner .
Die Schwedin nahm sich vor, auch dem Sonnenstudio außerhalb
der Stadt einen Besuch abzustatten. Im Revier bekam sie auch die
sichergestellte Waffe zu sehen, die - wie inzwischen zweifelsfrei feststand -
den Tod des Ehepaares Bertman herbeigeführt hatte.
Als X-GIRL-C die Projektile sah und die Pistole in der Hand hielt, stieg ein
seltsames Gefühl in ihr auf. Ihr kam es so vor, als gehöre diese Waffe nicht in
diese Zeit. Wie Dinge auf unerklärliche Weise aus der Vergangenheit plötzlich
wieder materialisierten, konnten es auch Gegenstände aus der Zukunft. Das war
für einen Außenstehenden ein verrückter Gedanke. Für eine PSA-Agentin lag er
durchaus im Bereich des Möglichen ...
Doch Morna sprach nicht darüber. Das wollte sie erst mit einer
Person tun, die sie um die Mittagsstunde auf dem Flughafen in Köln abholen
sollte. Das war ihr Kollege Larry Brent alias X-RAY-3. Bevor die Schwedin
jedoch das Polizeigebäude verließ, kamen einige Fakten hinzu, die ihr zeigten, dass hier einiges mehr im Argen lag. Während ihrer Anwesenheit
in Kommissar Merkerts Büro gingen dort mehrere Telefongespräche ein, von denen
sie Zeuge wurde.
Sonja Rösch rief an und meldete ihren Jungen als vermisst . Sie schilderte sein seltsames Verhalten und seine
Vorahnung, die den Tod des alten Mannes betraf. Merkert, der das Telefonat über
den Verstärker laufen ließ , so dass Morna mithören konnte, richtete auf ein Signal seiner Besucherin hin eine
entsprechende Frage an die Anruferin. Morna wollte wissen, wie die Mädchen, auf
die der Junge so seltsam reagiert hatte, aussahen. Sonja Rösch konnte eine sehr
gute Beschreibung liefern, da sie sich die Betreffenden genau angesehen hatte.
Die Beschreibung der einen stimmte haargenau mit dem Aussehen
einer Person überein, die Morna am Morgen unbedingt hatte sehen wollen. »Das
kann nur Britta Leisner gewesen sein«, entfuhr es der Schwedin. Die Tatsache, dass Sonja Rösch sogar den mausgrauen VW Käfer mit
Schiebedach noch angeben konnte, unterstützte diese Wahrscheinlichkeit. Im
Zusammenhang mit ihrer Vermisstenmeldung machte Sonja Rösch nun auch eine
Aussage, die sie in der letzten Nacht noch verschwiegen hatte. Sie sprach von
der merkwürdigen Melodie und ihren Ängsten.
Nie zuvor hatte sie so intensiv eine akustische Halluzination
gehabt und eine Beklemmung gespürt. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch
die Lichterscheinung am nächtlichen Himmel über der Stadt. Als Sonja Rösch
auflegte, wandte Morna sich sofort an den Kommissar.
»Sieht fast so aus, als würde sich hier etwas zuspitzen, was vor
einigen Jahren mit der
Weitere Kostenlose Bücher