098 - Die Geistergirls von W
Lilo und Heinz Bertman . Eine Tote mordete
und schuf neue Verwirrung. »Wenn dies alles mit einer Person zu tun hat«,
entwickelte Morna Ulbrandson ihre Gedanken, »dann werden durch das Verhalten
dieser Lydia Prauner nur noch neue Fragen aufgeworfen.
Völlig sinnlose Dinge geschehen - daraus lässt sich
nur eines schließen ...«
» Dass eine Verrückte umgeht«, fügte
Merkert an. »Nur ein Wahnsinniger tut solche unsinnigen, völlig sich
widersprechende Dinge .«
»Richtig.« Morna Ulbrandson nickte. »Wahnsinnige, in deren
Gedankenwelt wir uns nicht versetzen können - und Untote, Kommissar. Zombies,
wie Hans-Peter Rösch sie nennt. Es scheint hier in der kleinen Stadt noch mehr Lydia Prauners zu geben, Mädchen hauptsächlich, die in
Wirklichkeit nicht mehr leben, sich von anderen Menschen äußerlich aber nicht
unterscheiden. Nur ein kleiner Junge, den es nun so schnell wie möglich zu
finden gilt, scheint dafür einen Sinn entwickelt zu haben .«
●
Kommissar Merkert starrte die attraktive, langbeinige Blondine wie
ein Gespenst an. Hier wurde mit Begriffen umgegangen, die ihm fremd waren. Die
Seltsamkeit der Vorkommnisse jedoch war nicht von der Hand zu weisen, und
Merkert hatte es im Stillen für sich schon aufgegeben, dass eine vernünftige und logische Erklärung überhaupt noch möglich sein könnte. Zu
viele rätselhafte Faktoren waren hinzugekommen. Das war schon längst kein normaler Kriminalfall mehr. »Kann ich das Bild haben ?« ,
fragte er den Zeitungsmenschen.
»Eigentlich wollte ich es in der nächsten Ausgabe veröffentlichen.
Die Geschäfte im Sonnenstudio scheinen nicht mehr so gut zu gehen. Wenn
die Girls von dort sich schon an der Wahl beteiligen, rechnen sie sich
vielleicht einen Hauptgewinn, eine Reise nach Paris, aus ... Vielleicht sollte
man sie unterstützen .« Merkert, der ahnte, was Frank
Bruns im Sinn hatte, schüttelte den Kopf. »Das lassen Sie nur unsere Sorge sein .«
»Ich hatte aber in diesem Jahr noch keinen Urlaub, Kommissar .«
»Ich halte nichts von Detektivspielen, Bruns .«
»Ich gehe ganz privat dorthin. Ein paar Stunden auf der Sonnenbank
tun mir bestimmt gut .«
»Dann tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber holen Sie sich
keinen Sonnenbrand«, sagte Merkert bissig. Seine Worte waren noch nicht
verklungen, da schlug das Telefon an. Frank Bruns hob ab. »Für Sie, Kommissar«,
sagte er dann und reichte den Hörer weiter.
»Ja, hier Merkert.« Das Gesicht des Kommissars blieb unbewegt wie
das eines Pokerspielers, als er die Nachricht aus seinem Büro entgegennahm. »In
Ordnung. Wir machen uns sofort auf den Weg .« Er
knallte den Hörer auf die Gabel. »Der Tag ist erst zur Hälfte um, aber ich habe
das Gefühl, als würden sich sämtliche Fälle für eine Woche in diesen Stunden
zusammendrängen. Hans-Peter Rösch hat sich gemeldet, Frau Ulbrandson. Der Junge
sitzt auf dem Revier und behauptet, eine Leiche entdeckt zu haben .«
»Wo, Kommissar ?« , hakte Bruns sofort
nach.
»Auf der ehemaligen Krupp-Zeche. Aber das behalten Sie für sich!
Fahren Sie in den Urlaub und erholen Sie sich gut! Kein Wort über das, was
während der letzten Minuten hier gesprochen wurde!«
»Auf mich können Sie sich verlassen, Kommissar. Erst wenn's
offiziell wird, steh ich mit weiteren Fragen an .«
»Grüßen Sie mir die Mädchen im Bahama Sun , und tanken Sie 'ne Sonnenstunde für mich mit. Ich glaube, ich bin auch
bald urlaubsreif, wenn's so weitergeht .«
●
Der mausgraue VW Käfer mit Schiebedach stand versteckt hinter
Bäumen und Büschen und war auch von dem großen freien Platz aus, auf dem um
diese Zeit Kinder spielten und Fahrrad fuhren, nicht wahrnehmbar. Niemand kam
so weit abseits hierher. Und schon gar nicht zu dem verwahrlosten alten Haus
jenseits des Maschendrahtzauns. Gisela Haisen schloss im ersten Moment die Augen und öffnete sie dann
wieder, in der Erwartung, dass das Bild sich geändert
und sie nur geträumt hatte. Aber alles war gleich geblieben. »Hier soll ich
arbeiten ?« , fragte sie verwundert.
»Nicht an Äußerlichkeiten stören. Der Mann, der darin lebt und
arbeitet, ist wichtig, nicht das Haus, in dem er wohnt. Er legt keinen Wert
darauf, es zu erhalten .«
»Darum geht es mir auch nicht. Aber - kann er mich überhaupt
bezahlen ?«
»Ich sagte dir, dass er mehr Geld hat,
als du dir vorstellen kannst .« Britta Leisner zog ihre
Freundin kurzerhand mit. Die Haustür war nicht verschlossen, und die beiden
Mädchen traten
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