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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Parapsychologe hörte aufmerksam zu und versuchte, sich einen Reim auf Aramintas Geschichte zu machen. So wirr sie auch klang, entwickelte er doch eine Theorie.
    »Was geschah mit Javier, als das Ding dich losließ? Bewegte er sich wieder mit normaler Geschwindigkeit?«
    Sie nickte aufgeregt. Ihre trockene Haut gab ein gespenstisches Rascheln von sich. »Er hat mit dem Ding gekämpft.«
    »Was hast du gemacht?«
    Ihr Blick glitt in die Ferne. Sie gab ein ersticktes Wimmern von sich. »Ich bin davongelaufen. Por Dios! Ich bin einfach davongelaufen und hab ihn im Stich gelassen.« Nun rannen die Tränen wie Sturzbäche aus ihren Augen. »Dabei wollte er doch gar nicht mit in die Höhle kommen!«
    »Wo liegt diese Höhle?«
    »Er wollte, dass wir Hilfe holen. Und ich… ich hab nicht auf ihn gehört. Wären wir doch nur draußen geblieben. Arlo war schon so alt. Er wäre…« Ihre Stimme versank in Schluchzen.
    »Araminta, bitte. Es ist wichtig, dass du mir eine Antwort gibst. Wo liegt diese Höhle?«
    Sie sagte es ihm.
    ***
    Hätte es einen Preis für die meisten Schlaglöcher pro Quadratmeter gegeben, hätte die Straße nach Abruceta große Chancen gehabt, einen Platz auf dem Siegertreppchen zu erringen. Aber Ruben Hernandez’ BMW X5 war so ausgezeichnet gefedert, dass der Polizist im Tiefflug darüber hinwegpreschte.
    Zamorra widerstand dem Versuch, sich am Beifahrersitz festzuklammern, und versuchte so gelassen wie möglich zu wirken. Er hatte nichts dagegen, schnell zu fahren - aber dann wollte er bitte selbst hinterm Steuer sitzen.
    Inzwischen war der Professor froh, dass Ruben sich gegen das Übersinnliche sperrte. Das hatte es erleichtert, dem Polizisten auszureden, Verstärkung anzufordern.
    »Das ist der Schauplatz eines Verbrechens!«, hatte er noch auf dem Weg in die Tiefgarage zu Zamorra gesagt. »Da können wir nicht reinstolpern. Ich muss die Kollegen alarmieren.«
    »Überlegen Sie mal! Aus Ihrer Sicht handelt es sich bislang nur um einen merkwürdigen Vorfall, nicht um ein Verbrechen. Was wollen Sie dem Einsatzteam erzählen? Dass der Täter Araminta jahrelang in den Hals gebissen hat, während ihr Freund nur zusah? Damit machen Sie sich doch lächerlich! Zuerst sollten wir nachsehen, was wirklich geschehen ist. Dann können Sie Ihre Kollegen immer noch hinzuziehen.«
    Es hatte noch einigen guten Zuredens bedurft, bis er Hernandez endgültig so weit hatte, vorerst stillzuhalten. Aber insbesondere die Gefahr, vor seinen Mitarbeitern wie ein Trottel dazustehen, überzeugte ihn schließlich. Zamorra wunderte sich darüber nicht, denn das gesamte Auftreten des Polizisten zeigte, welchen Wert er auf seine Außenwirkung legte. Der weiße Anzug, das demonstrativ weit geöffnete Hemd, der Panamahut.
    Vielleicht sollte ich mal meinen Kleidungsstil überdenken!
    Am liebsten wäre der Professor alleine in die Höhle gefahren, aber darauf ließ sich Hernandez nicht ein.
    Sie waren seit gut fünfzehn Minuten unterwegs. Er schätzte, dass sie das Dorf in weiteren zehn Minuten erreichten, solange sich der Polizist nicht den Luxus erlaubte, den fast dreihundert Pferden unter der Haube und Zamorras Adrenalinausschüttung eine Verschnaufpause zu gönnen.
    Das TI-Alpha klingelte.
    Der Professor zog es aus der Tasche und warf einen Blick aufs Display.
    Dylan!
    Auch Hernandez bewies großes Interesse an dem futuristischen Handy.
    »Würden Sie bitte auf die Straße schauen?« Zamorra war stolz auf sich, wie ruhig er seine Stimme klingen ließ.
    Er nahm den Anruf entgegen. »Was gibt’s?«
    Einige Sekunden lauschte er und erfuhr von der Legende des Teufelsfluchs.
    »Die Zeitsäufer«, wiederholte er. »Das ergibt Sinn! Wenn ich das mit dem in Verbindung bringe, was Araminta erzählt hat…«
    »Sie ist aufgewacht?«
    »Ja, ist sie. Ich denke, dass es sich bei den Zauberern aus der Legende um Wesen handelt, die sich von der Lebenszeit ihrer Opfer ernähren. Innerhalb von Sekunden, die den Unglücklichen verkommen wie Jahre, altern sie. Eigentlich passt das nicht zu den Gosh, wie ich sie in Lemuria kennengelernt habe, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Und das, was dir Matthias Kerth von der Erweckung der Statue berichtet hat, deutet auch darauf hin, dass wir es bei den Zeitsäufern mit Gosh zu tun haben. Und die haben den Teufel herausgefordert? Interessant! Es muss etwas geschehen sein, was die Fähigkeiten dieser Widerlinge im Laufe der Jahrtausende verändert hat.«
    »Die Seelenhorte, die sie gestohlen haben«,

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