0984 - Tränenwelt am Abgrund
dürfte. Gleichzeitig führst du unsere Soldaten zum Versteck der Maa-Jünger, Kachan’uu. Denn dann ist Arachn’uu garantiert nicht dort. Und wenn die Maa-Jünger führerlos sind, werden sie sicher eine leichte Beute für uns.«
Der »Priester an der Spitze« stimmte zu.
Danach wollte Asmodis die Beweise sehen, die Kachan’uu zu bieten hatte. Der »Priester an der Spitze« präsentierte ihnen neun magische Speicherkristalle mit äußerst aufschlussreichem Material in Wort und Bild. Kachan’uu behauptete, dass Arachn’uus Stimme ganz unverwechselbar sei, was Traath allerdings nicht nachvollziehen konnte. Für seine Ohren klangen alle Mach’uu gleich. Asmodis hingegen konnte die Stimme Arachn’uus sehr wohl identifizieren.
»Nun gut, das ist überzeugend«, flunkerte Asmodis abschließend. »Dann machen wir es also wie besprochen.«
***
Asmodis schickte einen der Mach’uu-Boten zu Volkes Vater und bat nachdrücklich um ein baldiges Treffen. Es gebe neue Erkenntnisse zu besprechen.
Nach ungefähr einer halben Stunde kam der Bote zurück. »Volkes Vater sagt, dass er euch in vier großen Zeiten sehen will, früher geht es leider nicht. Zwei neue Eierschwälle von Volkes Mutter müssen unbedingt befruchtet werden.«
Asmodis stimmte zu.
In der Zwischenzeit bereiteten sich neun Harka-Soldaten unter dem Kommando Traaths vor. Hakim versah sie mit magischen Panzern, die nicht sehr stark waren, die aber immerhin unliebsame Überraschungen vermeiden helfen konnten, wie zum Beispiel die Abwehr der Giftpfeile. Natürlich beteiligte sich Asmodis heimlich an der Aktion, denn Tahim wäre alleine nicht dazu in der Lage gewesen.
»So«, stellte der Harka-Magier anschließend keuchend und völlig entkräftet fest, »der magische Panzer hält für etwa zehn Stunden. Danach wird er plötzlich zerfallen. Ihr werdet es an einem leichten Flimmern um eure Körper feststellen. Deswegen wäre es… gut, wenn ihr die Aktion bis… da… hin abgeschlossen hättet.« Mit jedem Wort war er schwächer geworden. Jetzt musste er sich hinlegen.
Keine Sorge, Alterchen. Ich bring dich schnell wieder auf die Beine.
Draußen versank die Sonne ziemlich schnell hinter dem Horizont. Nach Einbruch der Nacht verließ das Kommando unter Führung von Hauptmann Traath und Kachan’uu ungesehen die STYGIA, hastete dem schwarzen, undurchdringlichen Dschungelteppich entgegen und drang ein. Kleine Tiere flüchteten durchs Unterholz.
Kachan’uu, der sich dicht neben Traath an der Spitze hielt, führte das Einsatzteam zu einigen mächtigen Bäumen, zwischen denen ein geheimer Eingang ins unterirdische Reich der Mach’uu existierte. Laut Kachan’uu kannten ihn nur wenige Priester. Von diesem Standort aus war es nicht mehr allzu weit bis zum Tempelbezirk des Lezefaan. Dort mussten sie tief hinunter in die Erde.
Kachan’uu führte den Trupp durch die schon bekannten, endlos langen Gänge. Immer wieder jedoch stiegen sie in die Belüftungsschächte. Diese bildeten ein weitverzweigtes Netz und waren immer noch breit genug, um sich bequem darin fortbewegen zu können.
»Nun sind wir bereits ganz nahe an der Heimat unseres weisen Schwarzgottes Lezefaan«, flüsterte Kachan’uu irgendwann ehrfürchtig. »Er wird es mir verzeihen, dass ihr ihn zu Gesicht bekommen werdet, denn ich tue ein gutes Werk damit.«
Traath konnte die Bewegungen mit Kieferzangen und Augenfühlern zwar nicht wirklich deuten, aber er hatte das Gefühl, dass der »Priester an der Spitze« gerade von der Angst gepackt wurde.
Der Gang öffnete sich zu einer nicht sehr breiten Galerie, die hoch oben um eine riesige, von ihrem Standpunkt aus einsehbare Höhle führte. Traath schätzte den Abgrund unter ihnen auf rund einhundertzwanzig Meter. Obwohl die Kante in die Tiefe ungesichert war, warf doch der eine oder andere Soldat einen Blick hinunter.
Ihre Blicke trafen auf ein gigantisches, gut einhundert Meter hohes Standbild, das aus dem Stein herausgehauen worden war und in einem geheimnisvollen schwarzen Licht gloste. Es war viel zu groß, um Einzelheiten erkennen zu können. Aber es wirkte, als besäße die Figur zwei riesige Flügel, die sie um ihren Körper schlug und dabei nach unten schaute.
»Beim Sandloch«, murmelte Traath. »Der Mach’uu soll mich beißen, wenn dieser Gott Lezefaan nicht eher aussieht wie wir. Täusche ich mich, oder ist sein Körper der von einem Harka? Und auch sein Kopf sieht eher aus wie unserer. Auf jeden Fall sieht er nicht wie ein Mach’uu
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