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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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treffen, aber die Bedienung ließ sich nicht blicken. Sie hatte im Hotel genug zu tun.
    Jane ließ die Stufen hinter sich. Daß die Tür nicht abgeschlossen war, hatte sie schon längst festgestellt. Sie brauchte nicht mal eine alte Klinke zu drücken, um den Eingang aufziehen zu können. In die Kapelle wollte sie später gehen. Zunächst einmal mußte sie sich einen persönlichen Eindruck vom Ort des Geschehens verschaffen.
    Eine klamme Kühle strömte ihr aus dem Haus entgegen, in dem es ziemlich dunkel war, zumindest im Eingangsbereich, den Jane erst einmal überblickte.
    Rechts sah sie die Treppe, die nach oben führte. Links stand eine Sitzbank aus grauem Holz. Schaute Jane nach vorn, sah sie hinein in die Küche. Durch das Fenster fiel das Licht herein und verteilte sich auf den alten Möbeln.
    Es gab hier keinen elektrischen Strom. Wenn Frau Huber kochte, dann auf einer normalen Feuerstelle. Jane sah einen alten Schrank, und von der Küche her nahm sie den Geruch irgendwelcher Essenzen oder Gewürze auf.
    Jane war hergekommen, um das geheimnisvolle Seelenloch zu finden. Im Eingangsbereich würde sie das nicht entdecken, deshalb wandte sie sich der nächsten Tür an der rechten Seite zu. Auch dieser Zugang war nicht verschlossen.
    Jane stieß die Tür auf und schaute hinein in den größten Raum des alten Hauses. Ihr Blick fiel geradewegs auf einen runden Tisch mit mehreren Stühlen. Tisch und Stühle standen in einer Ecke, einem Herrgottswinkel, denn zwischen Wand und Decke war ein Kreuz angebracht worden. Der leidende Christus schaute von oben auf die Menschen, wenn sie ihre Plätze eingenommen hatten.
    Die Frau ging langsam weiter. Sie lauschte den Geräuschen der Holzbohlen, denn die ächzten unter ihrem Gewicht.
    Janes Blick war gespannt. Sie sah den gemauerten Kamin an der linken Seite, die Ofenbank aus Holz, aber das Seelenloch oder den Zugang zur Leichenkammer entdeckte sie nicht.
    Vielleicht oben?
    Daran glaubte sie nicht. Sie folgte ihrem Instinkt. Wenn sie sich einmal in etwas festgebissen hatte, ließ sie sich nicht so leicht davon abbringen.
    Und dann sah sie die zweite Tür. Sie fiel in der Wand auch nur deshalb beim ersten Blick auf, weil sie ebenfalls nicht völlig geschlossen war und einen Spaltbreit offenstand.
    Ihr Herz klopfte plötzlich schneller. Gleichzeitig spürte die Frau das Kribbeln auf Nacken und Rücken. Wie von dünnen Spinnenbeinen getragen, rann die Gänsehaut bis zum letzten Wirbel hinab.
    Dahinter lag die Leichenkammer!
    Jane wußte es, ohne auch nur einen Blick hineingeworfen zu haben. Sehr behutsam schritt sie der Tür entgegen, als hätte sie Angst davor, die Ruhe des Toten zu stören.
    Sie erinnerte sich wieder an Karins Bericht. Dieser Florian hatte mit dem Messer auf die Leiche eingestochen. Immer und immer wieder. Er mußte sie schrecklich zugerichtet haben. Auf diesen Anblick bereitete sich die Detektivin vor.
    Ihre Finger zitterten, als sie den Rand der Tür umfaßte. Auf den Anblick hatte sie sich innerlich vorbereiten können, und sie schaute noch einmal nach unten, bevor sie die Tür aufzog. Ihr fielen die rotbraunen Flecken auf, die von Schuhsohlen hinterlassen worden waren. Jane wußte sofort, daß es sich nur um Blut handeln konnte, das jemand nach draußen getragen hatte.
    Ein letzter Atemzug.
    Dann zerrte sie die Tür auf.
    Schnell, schwungvoll, denn sie wollte es jetzt nicht mehr spannend machen und in die Länge ziehen.
    Jane starrte in das Leichenzimmer und erstarrte.
    Das Totenbett war leer!
    ***
    Damit hatte sie nicht gerechnet. All ihre Vorstellungen brachen plötzlich zusammen. Sie kam mit diesem Anblick nicht zurecht, aber sie wußte auch, daß man sie nicht belogen hatte, und innerlich wurde sie zu Eis. Etwas schwebte an ihrem Gesicht vorbei. Es erinnerte sie an einen Schatten, aber es war nur das Resultat der Überraschung, denn den plötzlichen Schwindel hatte sie nicht verhindern können.
    Ein leeres Bett, aber sie sah das Blut!
    Blut, wohin sie auch schaute.
    Nicht mehr so rot und glänzend. Es war schon älter und bildete auf dem Holzboden dunklere Flecken als auf dem Bett, wo die ursprüngliche Farbe noch stärker durchkam. Jane fürchtete sich nicht vor diesem Anblick, aber es war schon ein schlimmes Bild. Hier sah es wirklich aus, als hätte ein Berserker gewütet.
    Ein beflecktes Laken. Kein Kopfkissen. Keine Kuhle war zu sehen, in der die Leiche gelegen hatte, dafür das Blut, das sich auch in Flecken und Spritzern an der Wand

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