0988 - Die Magnetfrau
Augenblick zurückgezogen. Wenn nicht«, er hob die Schultern, »wäre wohl mehr mit ihr passiert.«
Suko hatte den Test gemacht und ihn auch auf seine Art und Weise bestanden.
Nun war ich an der Reihe, und ich wollte nicht mit der Hand testen, sondern mit dem Kreuz.
Es hatte sich nicht an meinem Hals bewegt. Ein Edelmetall, das keinerlei magnetische Eigenschaften aufwies, im Gegensatz zu dieser Frau vor uns.
Nach wie vor war es nicht zu erklären, und ich ging vorsichtig davon aus, daß es sich dabei um Magie handeln könnte. Das aber wollte ich noch genauer herausfinden.
Auch als ich die Kette über den Kopf streifte und das Kreuz den direkten Kontakt zu meinem Körper verlor, wurde es von der Gegenkraft nicht gepackt und nach vorn geschleudert. Es blieb in seiner normalen Lage und hing senkrecht nach unten.
Noch hielt ich mich in unmittelbarer Nähe meines Platzes auf. Das änderte sich bald, denn der erste Schritt brachte mich näher an Celia heran. Es tat sich nichts bei ihr, und auch mein Kreuz zeigte nicht die Spur einer Reaktion.
Es blieb hängen. Es erwärmte sich nicht. Über das Silber hinweg rannen keine hellen, zuckenden Streifen. Es dunkelte auch an bestimmten Stellen nicht ein, es war einfach da wie immer, und ich brachte es näher an die unheimliche Person heran.
Dabei hielt ich es in Celias Augenhöhe. Sie mußte es also zur Kenntnis nehmen, aber sie reagierte nicht auf diesen Anblick. Celia wirkte wie jemand, der in seinem eigenen Zustand gefangen war.
Dann passierte es.
Ich muße einfach die gleiche Distanz erreicht haben wie Suko vorhin mit seiner Hand. Jedenfalls war die Grenze zwischen der Normalität und der anderen Kraft da, und sie war auch für mich und das Kreuz spürbar.
Es glühte nicht auf, aber es bewegte sich plötzlich hektisch. Zuckte wie ein nervöses Pendel von einer Seite zur anderen, als die Kraft von unten her durch das Kreuz glitt, dann in die Kette hinein und auch meine Hand nicht verschonte.
Suko hatte das taube Gefühl gespürt. Bei mir war es ein Kribbeln, als wäre ich von einem Stromstoß erwischt worden. Es jagte hoch bis in die Schulter hinein. Ich sah mich gezwungen, den Rückweg anzutreten und ging wieder nach hinten.
Mein rechter Arm war zwar nicht gefühllos geworden, aber er sackte schon nach unten, ohne daß ich dabei groß mitgeholfen hätte, und nur allmählich spielte der normale Kreislauf mit, so daß ich meine Hand wieder wie immer bewegen konnte.
Ich suchte auf dem Kreuz nach einer Veränderung. Aber keines der eingravierten Zeichen hatte sich verschoben oder war durch den für mich magischen Magnetismus verändert worden.
Es half kein Reden, kein Bedauern oder was auch immer. In dieser Situation spielte mein Talisman nicht mit. Er war einfach zu einem völlig normalen und harmlosen Gegenstand geworden, so daß wir uns schon etwas anderes einfallen lassen mußten.
Die beiden Berettas hingen auch weiterhin am Körper der jungen Frau fest. Ihr Zustand hatte sich nicht verändert. Nur ihre Finger hielt sie jetzt gekrümmt, als wollte sie mit den Nägeln die beiden Lehnen der Sessel durchbohren.
Suko hatte sich zwar äußerlich von diesem Vorfall erholt, im Innern kämpfte er noch damit, denn er fragte: »Haben wir in ihr nun unsere Meisterin gefunden?«
»Das will ich nicht hoffen.«
»Sorry, aber ich weiß nicht, wie wir sie stoppen können. Dein Kreuz war ein Flop.«
In mir stieg der Ärger hoch. »Das weiß ich selbst. Es ist eben kein Deus ex machina.«
»Nimm’s nicht persönlich, John. Ich habe nur überlegt, ob es etwas bringt, wenn du es aktivierst.«
»Nein, das glaube ich nicht. Es wird sich auch nichts tun. Oder hast du etwas von einer Gegenmagie festgestellt?«
Er deutete auf Celia Wayne.
»Magie?« fragte ich.
»Das hört sich an, als könntest du es nicht glauben.«
»Du wirst lachen, Suko, aber ich habe allmählich meine Zweifel.«
»Welche Möglichkeit der Erklärung gibt es dann?«
»Willst du eine ausweichende Antwort?«
»Eine konkrete oder direkte gibt es wohl nicht.«
»Eben. Ich glaube fest daran, daß es mit Celias Kindheit zu tun hat. Und zwar mit einer Zeit, an die sie sich nicht mehr erinnern kann. Vor der Adoption.«
Suko sah es etwas skeptischer. »Du meinst in den ersten Lebensjahren?«
»Ja.«
»Was sollte da mit ihr passiert sein?« fragte er nach einer Weile des Nachdenkens.
»Ich habe keine genaue Ahnung. Man könnte sie als Kleinkind manipuliert haben.«
»Wer denn?«
»Das würde ich gern
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