0990 - Der Killer-Clown
stumm und schaute ins Leere. Irgendwann murmelte sie: »Möglicherweise muß ich doch mit meinen Eltern Kontakt aufnehmen, um Licht in dieses Dunkel zu bekommen.«
»Das könnte sein«, sagte ich. »Und denken Sie auch daran, daß die Templer Macht haben. Ich habe Sie nur durch einen Trick aufwecken können. Die anderen schlaf en noch in ihren Wagen. Wie es zu diesem Phänomen gekommen ist, scheinen auch Sie nicht zu wissen.«
»Nein, wohl nicht…«
Ich ließ nicht locker. »Auch nicht, wenn Sie nachdenken?«
»Das habe ich doch schon.«
»Da haben Sie berichtet, daß Sie einen Clown sahen«, sagte Suko.
»Genau.«
»Und weiter? Hat er etwas getan, was für Ihre plötzliche Müdigkeit der Grund hätte sein können?«
»Das kann ich nicht sagen«, flüsterte sie. »Ich habe nichts gehört. Es hat mich auch niemand angesprochen. Auf einmal überkam mich die große Müdigkeit. Ein Phänomen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Oder sehen Sie das anders?«
»Ich würde das Wort Magie noch benutzen und dabei etwas abwandeln. Ein magisches Phänomen. Templer und Magie - sei es gute, sei es schlechte - hängen manchmal sehr dicht beisammen. Ich habe schon erlebt, daß Grenzen fließend sind. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, daß dieser Mörder zu Baphomet gehört. Daß dieser verdammte Dämon ihn auf Killertour geschickt hat. Der Clown wird nicht alle Templer hassen, sondern nur die, die Baphomet ablehnen.«
»Und du meinst, John, daß dies für ein Motiv reicht?«
»Bis jetzt schon.«
Suko war anderer Ansicht. »Das ist mir alles zu allgemein. Ich denke, daß noch etwas anderes dahintersteckt, und daß Sie, Mrs. Sargasso, einen Teil dieses Gefüges bilden.«
»Das begreife ich nicht.«
»Sie persönlich sollen getroffen werden.«
»Himmel!« rief sie. »Ich habe doch gar nichts getan. Ich habe mit den Templern nichts am Hut.«
»Das sieht der Killer wohl anders. Aber John Sinclair und ich werden ihn uns holen. Da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
Sorgen machte ich mir. Nicht direkt wegen des Killer-Clowns, sondern mehr um Jane Collins. Eigentlich hätte sie schon hiersein müssen, denn an einem Tag wie heute schlief sie sicherlich nicht lange. Ich wollte zumindest wissen, ob sie schon unterwegs war. Deshalb holte ich das Handy hervor und wählte Sarah Goldwyns Nummer, bei der Jane Collins in der ersten Etage des Hauses wohnte.
Es dauerte schon eine Weile, bis jemand abhob. Dann hörte ich Sarahs Stimme. Sie sprach ungewöhnliche Begrüßungsworte. »Nicht einmal auf der Toilette hat eine alte Frau vor irgendwelchen Quälgeistern Ruhe. Wer ist denn jetzt schon wieder an der Strippe?«
»Du solltest dir ein Handy anschaffen, liebe Sarah«, riet ich ihr zur Begrüßung.
»Den Apparat hat Jane mitgenommen. Guten Morgen, John.« Lady Sarah hatte mich an der Stimme erkannt.
Ich gab den Morgengruß nicht zurück, weil ich nur an die Detektivin dachte. »Dann ist sie also schon unterwegs?«
»Klar.« Die Horror-Oma lachte, brach aber schnell wieder ab. »Sie ist schon länger fort und müßte eigentlich schon bei euch sein.«
Das war sie leider nicht. Ich preßte für einen Moment die Lippen zusammen und spürte auch den Druck im Magen, der sich strahlenförmig ausbreitete.
»He, John!«
»Ja, schon gut.«
Wie immer war Lady Sarah hellwach. »Ich weiß jetzt, daß sie nicht bei euch ist.«
»Richtig.« Ich räusperte mich. »Sie kann aufgehalten worden sein. Kein Grund zur Panik.«
»Danach klingt deine Stimme aber nicht.«
»Sarah«, sagte ich. »Es gibt wirklich keinen Grund, sich aufzuregen. Auch hier ist bisher alles glattgegangen. Du hörst meine Stimme, ich lebe noch und…«
»Ich weiß, worum es geht. Sie soll einen Killer stellen, der schon drei Menschen getötet hat.«
»Allerdings.« Den vierten verschwieg ich. »Was ist mit dir?«
»Wieso?«
»Ist es auch ein Fall für dich?« Ich verdrehte die Augen. »Sarah - bitte! Ich kann dir jetzt nicht alles lang und breit erklären. Eines solltest du wissen: Der Killer ist ein Clown. Er gehört hier zum Zirkus. Wir müssen ihn nur noch stellen, das ist alles.«
Sie lachte leise und hämisch. »Dann brauchen wir uns um Jane keine Sorgen zu machen.«
»So ist es.«
»Das glaube ich nicht.«
»Okay, Sarah, ich melde mich wieder.« Auf eine lange Diskussion wollte ich mich mit der Horror-Oma nicht einlassen.
Das hätte nichts gebracht, aber nervös war ich schon.
Suko und Julia Sargasso schauten zu, wie ich das Handy wieder verschwinden
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