0993 - Das Rätsel der Schattenfrau
herauskommt.«
»Nein, nein, so sehe ich das nicht. Schließlich sind wir ein Team, und wir haben schon einiges gemeinsam durchgestanden und durchlitten. Ich finde, daß wir ihm helfen sollten.«
»Das könnt ihr auch«, sagte ich und schaute Glenda dabei lächelnd an, die dieses Lächeln nicht so recht zur Kenntnis nahm und sich zurückzog.
»Da kommt was nach, John.«
»Gut erkannt. Wir sind ein Team, aber irgendwo muß man auch mal allein sein können. Donata, ob sie nun lebt, richtig tot ist oder sich in einem Zwischenreich befindet, das sie verlassen kann, wann immer sie will, ist allein mein Problem. Und das hat sie mir auch deutlich genug zu verstehen gegeben.«
Glenda ballte die Hände zu Fäusten und stemmte sie gegen den Schreibtisch. »Du willst also mit deinen Problemen allein fertig werden?«
»Das hatte ich eigentlich vor.«
»Dann kann ich dich nicht mal bedauern, wenn dir mal etwas zustößt, sorry.« Sie war wütend und schien nur mühsam die Tränen zurückzuhalten.
»Glenda«, redete sich auf sie ein.
»Komm doch zu dir! Ich glaube nicht daran, daß diese Person oder dieses Gespenst mir Böses will. Das hätte Donata schon längst und leichter haben können. Außerdem fühle ich mich auch nicht von ihr bedroht.«
»Hast du sie als Freundin angesehen?« fragte Suko.
»Nein, das auch nicht. Sie ist eine Warnerin gewesen. Ich muß damit zurechtkommen.«
»Eine Hellseherin«, stellte Suko richtig. »Kannst du dir denn vorstellen, daß sie deine Zukunft kennt?«
»Das weiß ich nicht.«
»Unmöglich ist es nicht.«
Ich hob die Schultern. »Suko, du weißt doch, daß wir dieses Wort aus unserem Repertoire gestrichen haben. Nichts ist unmöglich. Alles ist drin.«
»Allmählich muß ich das auch einsehen. Interessant wäre es trotzdem, wenn du deine Zukunft sehen könntest.«
»Nein, das will ich nicht. Ich lasse alles auf mich zukommen.«
»Horchst du auch auf dein Gefühl?«
Ich senkte den Blick. »Ja«, gab ich nach einer Weile zu. »Super ist es nicht. Es bleibt schon ein Druck zurück, aber ich bin auch gespannt auf den nächsten oder die nächsten Besuche. Kann sein, daß ich dann mehr über mich erfahre.«
»Wer die Schattenfrau sieht, muß sterben, John. Ich hoffe, daß du diesen Spruch nicht vergessen hast.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Aber zurückgedrängt, oder?« fragte Suko.
»Das stimmt. Ich will mich nicht belasten, tut mir leid. Sie hat mich gemeint und nicht euch. Ich weiß nicht, ob auch euer Schicksal wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihr liegt, aber zunächst einmal hat sie mich besucht, und das muß ich akzeptieren.«
»Dann können wir ja weitermachen«, sagte Suko.
»Und was hast du vor?«
»Sollen wir warten, bis Wladimir anruft, oder sollen wir es selbst versuchen?«
»Warten. Ich stelle mir vor, daß er einiges zu tun hat, bis er Ergebnisse präsentieren kann. Diese Donata muß wirklich etwas Besonderes gewesen sein, und ich frage mich jetzt, ob Frogg sie wirklich ermordet haben könnte?«
»Frogg war’s!«
Sukos Satz hatte mich aufhorchen lassen. »Ja, das ist durchaus möglich«, sagte ich. »Er ist in Rußland gewesen. Weißt du mehr?«
Er nickte. »Weiß ich auch. Während du deine Begegnung mit der Schattenfrau hier im Büro gehabt hast, waren Glenda und ich auch nicht untätig, denn wir haben die Kollegen von der Fahndung eingeschaltet, und die waren schnell. Der Name Frogg war ihnen ein Begriff. Man hat ihn auf der Liste, aber man konnte ihm nie etwas beweisen. Er besaß nicht nur dieses Dancing Hell, sondern auch noch zwei andere Lokale, die genauen Gegenteile unseres Tanzschuppens. Das waren Puffs. Widerliche Dinger, in denen Mädchen aus dem Osten schuften mußten. Gegen ihren Willen. Das war Freiheitsberaubung, Menschenhandel, Zuhälterei und und und. Das war aber auch die andere Seite unseres Freundes Frogg. Man sagte ihm sogar Verbindungen zu den Vertretern der russischen Mafia nach. Willst du noch mehr wissen?«
»Nein, es reicht.«
»Eben. Deshalb können wir auch davon ausgehen, daß sich Frogg in Rußland herumgetrieben hatte. Eben auf der Suche nach jungen Mädchen, und er scheint dort fündig geworden zu sein.«
»Glaubst du denn, daß er Donata ebenfalls entführen wollte?«
»Nein, das nicht. Sie war sicherlich nicht der Typ dafür. Er muß über sie gestolpert sein, wie man so schön sagt. Und er scheint nicht gerade gut mit ihr zurechtgekommen sein, das meine ich auch. Die beiden sind sicherlich Feinde gewesen. Wir müssen
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