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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meinen Vater jetzt dafür hassen?«
    »Nein, Grace, auf keinen Fall.«
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Helfen. Wir müssen versuchen, Ihrem Vater zu helfen. In seiner Brust kämpfen zwei Seelen, die sich noch in einem ungefähren Gleichgewicht befinden. Das aber kann sich rasch ändern, wenn der alte Auftrag voll durchbricht. Ich weiß nicht, wie der Kontakt zwischen der anderen Seite und Ihrem Vater zustande gekommen ist, aber ich denke, daß er seinen Auftrag erfüllen wird. Er ist gezeichnet, denken Sie an die blutige Hand, und möglicherweise hat das Bild einen entsprechenden Einfluß auf ihn ausgeübt. Es ist eine Hinterlassenschaft, ein Erbe. Es ist zu einem Götzen geworden, der gegen den Gott ankämpft, dem sich Ihr Vater verschworen hat.«
    Grace war etwas durcheinander. »Moment mal. Meinen Sie tatsächlich, daß sich die andere Seite in dem Bild verborgen hält?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Der böse Geist.«
    »So ähnlich.«
    »Und die Frau?«
    In ihrer Frage hatte die entsprechende Spannung mitgeschwungen. Ich hob die Schultern, denn es war schwer, eine Erklärung abzugeben. »Ich kann darüber nur spekulieren und aus dem Fundus meiner eigenen Erfahrungen schöpfen, Grace. Dieser Graham Felder muß verdammt mächtig gewesen sein, was die Seite des Bösen anging. Möglicherweise ist er auch ein Seher gewesen…«
    »Soll er mich gesehen haben?« fragte sie hektisch.
    »So ähnlich könnte es gewesen sein.«
    »Nein, das kann ich einfach nicht glauben. Das ist ja der reine Wahnsinn.«
    »Ja, so hört es sich an. Es hat jetzt keinen Sinn, über die Mächte des Bösen zu spekulieren. Finden wir uns damit ab, daß Graham Felder in die Zukunft hat schauen können. Die andere Seite hat ihm den Zeitpunkt der Rache damals genau eingegeben, und sie hat ihm auch erklärt, wer dann wohl diese Aufgabe übernimmt. Also muß dem Maler Ihr Vater bekannt gewesen sein.«
    »Und ich war ihm auch bekannt.«
    »Sicher. So schlimm es sich auch anhört. Sie sind ebenfalls in der Rechnung aufgeführt. Nur kam man an Sie nicht heran, weil Sie den Ort sehr früh verlassen haben. Wären Sie geblieben, würden Sie jetzt nicht so neutral sein.«
    »Das bin ich nicht.«
    »Irgendwo schon.«
    »Nein, nicht für mich, John.« Sie ging auf das Bild zu, blieb allerdings nach zwei Schritten wieder stehen, als hätte sie Angst vor der Nähe bekommen. »Ich will nicht darüber nachdenken, John. Ich lasse es so, wie es ist.«
    »Das ist für Sie am besten.«
    Beide hörten wir das lang anhaltende Seufzen, in das sich Stöhnlaute hineinmischten. Wir drehten uns um und bekamen mit, wie sich der Reverend schwerfällig aus seinem Stuhl erhob, aber nicht weiterging, sondern vor dem Sitzmöbel stehenblieb.
    Sofort war Grace bei ihm und legte ihre Hände auf die Schultern. »Vater, was ist?«
    »Ich muß gehen, Kind.«
    »Wohin?«
    Er drückte das Kinn vor. »Zu den Kindern muß ich gehen. Ich muß meiner Aufgabe nachkommen und sie in den Tod geleiten…«
    ***
    Die Tür des Hauses war aufgerissen worden. Das hatte der heraneilende Brett McCormick genau gesehen, aber er sah auch noch etwas anderes.
    Die schwankende Gestalt blieb nicht auf der Schwelle stehen, sondern stolperte nach draußen. Sie schrie und jammerte in einem, und McCormick hatte in ihr längst Helen Goldman erkannt, die weiter nach vorn laufen wollte, es aber nicht mehr schaffte, sondern in den Knien zusammenbrach und dabei nach vorn kippte. Sie wäre gefallen, hätte der Mann nicht so rasch reagiert und seine Hände vorgestreckt, so daß er sie im letzten Augenblick auffangen konnte.
    Zitternd lag sie in seinen Armen. Sprach unzusammenhängende Worte, die aber keinen Sinn ergaben. McCormick hörte hin und wieder das Wort Hubschrauber. Für Helen mußte es eine besondere Bedeutung haben, über die er aber erst später mit ihr reden wollte. Zunächst mußte er herausfinden, was mit ihr genau geschehen und welches Grauen ihr dabei begegnet war, denn so wie sie sah ein Mensch aus, der das Grauen gesehen haben mußte. Sie war völlig am Ende ihrer Kraft.
    McCormick wußte nicht mal, ob er es riskieren sollte, sie loszulassen, denn sie wäre sicherlich zusammengebrochen.
    Er schaute an ihrer Schulter vorbei auf das Haus. Die Tür stand offen, aber er sah nicht, was sich innen abspielte, denn die Leuchte im Flur war noch dunkel.
    McCormick drückte sie zurück. »Okay, Helen, jetzt mal langsam. Wir gehen hinein und…«
    »Neinnn!« kreischte sie. »Nicht hinein. Da lauert der Tod. Da

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