1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt
Atmosphäre herrschte. Und der Junge erwähnte nie, wie oft das Bett seines Vaters leer war, wenn er nachts wach wurde und zufrieden wieder einschlief. Er war nicht mehr bedrückt und deprimiert und lächelte wieder öfter.
„Was ist eigentlich wirklich zwischen dir und Andrew vorgefallen, Evie?“, fragte Justin eines Nachts.
Sie lachte. „Erinnere mich nicht daran, wie dumm ich war. Vermutlich wollte ich glauben, ich sei in ihn verliebt, und vor lauter Anstrengung, mich selbst davon zu überzeugen, war ich völlig durcheinander.“
„Aber warum wolltest du es unbedingt glauben?“
„Du hast einmal behauptet, mir habe noch kein Mann einen Heiratsantrag gemacht …“ „Ich habe viel dummes Zeug geredet, du hättest gar nicht zuhören sollen.“
„Das habe ich ja versucht. Doch es ist schwierig, deine Bemerkungen zu ignorieren“, erwiderte sie. „Ich war ziemlich wütend auf dich, a ls du mich als Mauerblümchen hingestellt hast, das die letzte Chance nicht verpassen will.“
Lächelnd küsste er sie. „Dann erzähl mir doch die g anze Geschichte.“
„Ich war diejenige, die keine feste Beziehung haben wollte, weil ich es langweilig fand. Ich liebe das Leben, meine Freiheit, die Abwechslung …“
„Und das Motorrad“, fügte er hinzu.
„Richtig. Ich habe nie einen Mann gekannt, dem zuliebe ich irgendetwas aufgeben wollte. Doch ich dachte, wenn ich lange genug warte, würde ich sicher einem begegnen. Auf einmal war ich Ende zwanzig, und Andrew war eigentlich ein lieber, netter Mensch. Ich fühlte mich zuweilen einsam, und ich habe mich entschlossen, es mit ihm zu versuchen. Natürlich hat er gespürt, dass etwas nicht stimmte.“
„Hat er begriffen, was los war, nachdem du ihn oft genug versetzt oder Termine abgesagt hast?“
„Offenbar. Jedenfalls bin ich froh, dass er eine Frau gefunden hat, die besser zu ihm passt.“ „Du kannst nicht wissen, ob es wirklich so ist“, wa ndte Justin ein.
Evie lachte leise. „Doch. Jede andere Frau passt besser zu ihm als ich, und es hörte sich so an, als hätte er die, die bei meinem Anruf bei ihm war, glücklich gemacht.“
Eine Zeit lang schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach.
„Hast du Mark erzählt, dass du das Cottage gekauft hast?“, fragte sie schließlich.
„Nein. Du warst so wütend, deshalb wollte ich liebe r noch warten.“
„Das war ich nur, weil ich dich missverstanden hatte. Ich dachte, du … Ach, vergiss es, ich habe mich getäuscht. Heute Morgen hat der Nachlassverwalter angerufen. Er hat die Schulden meines Onkels bezahlt und schickt einen Scheck über den Restbetrag.“
„Den du mir zurückgeben willst, oder?“ Seine Stimme klang unbekümmert, doch der warnende Ton war nicht zu überhören.
„Nein“, erwiderte sie und schmiegte sich dann an ih n. „Ich lasse ihn meinem Konto gutschreiben und stürze mich in einen Kaufrausch.“
„Gut.“
„Das war natürlich nur ein Scherz. Ich habe vor, mi t dem Geld einige notwendige
Reparaturen durchführen zu lassen – falls das Cotta ge noch mir gehört.“
Justin nahm sie in die Arme, küsste Evie liebevoll, streichelte sie zärtlich und zeigte ihr, wie sehr er sie begehrte. Eine andere Antwort brauchte sie nicht. Sie spürte aber auch, wie erleichtert er war, dass sie sein Angebot doch noch angenommen hatte und der
Zurückweisung, die sie ihm zunächst zugefügt hatte, den Stachel nahm.
Mit ihr war er glücklich, aber das allein genügte n icht, um ihn seine Ängste, seine
Unsicherheit vergessen zu lassen. Zu schwer lagen der Kummer und Schmerz der
Vergangenheit auf seiner Seele.
Immer noch ging er wegen Kleinigkeiten in die Luft. Sein Zorn verrauchte rasch wieder, und er entschuldigte sich jedes Mal sofort für seine En tgleisung, als befürchtete er, Evie zu verlieren. Bereitwillig verzieh sie ihm sein Benehmen, war jedoch sehr besorgt um ihn. Noch beunruhigender war, dass er sich zuweilen zurü ckzog, um allein mit seinen
Depressionen und den Erinnerungen, die ihn überfiel en, fertig zu werden. Später kam er dann freundlich lächelnd, aber immer noch angespannt zurück.
Als sie eines Abends, nachdem Mark ins Bett gegangen war, ausgestreckt auf dem alten Sofa vor dem Kamin lagen, in dem wegen des kühlen Wetter s ein Feuer brannte, fragte Evie: „Justin, wie lange kannst du so weitermachen?“
Er zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich wüsste nicht, was ich verändern könnte.“
„Als ich dich kennenlernte, war ich der Meinung, du wärst ein
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