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1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt

1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt

Titel: 1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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beim Jugendamt anriefen und erklärten, ich sei außer Kontrolle geraten und müsse in ein Heim. Ich musste die Wahrheit akzeptieren, die Leute hatten mich nur adoptiert, weil sie glaubten, sie könnten keine eigenen Kinder bekommen. Jetzt brauchten sie mich nicht mehr.“
    Evie fehlten die Worte, so schockiert war sie.
    „An alles kann ich mich nicht mehr erinnern“, fuhr er fort. „Ich weiß noch, dass ich meine Adoptiveltern angefleht habe, mich nicht wegzuschicken. Es nützte alles nichts, sie wollten mich nicht mehr.“
    „Moment mal“, unterbrach sie ihn, „das verstehe ich nicht. Sie müssen dich zumindest gerngehabt haben.“
    „Ich war nur ein Ersatz und zweite Wahl. Vielleicht hätten sie sich mit mir abgefunden, wenn sie kein eigenes Kind bekommen hätten. Jetzt war ich ihnen nur noch lästig. Jahrelang habe ich gebraucht, um es zu begreifen. Zunächst war ich davon überzeugt, es wäre meine Schuld gewesen und ich hätte alles falsch gemacht.“
    „Was sind das für Menschen, die ein Kind so grausam behandeln?“, brachte sie zornig hervor. „Um ihr Gewissen zu beruhigen, haben sie sich wahrscheinlich sogar selbst eingeredet, es wäre deine Schuld.“
    „Ja, das ist mir auch irgendwann klar geworden. Als Kind habe ich natürlich alles geglaubt, was man sagte.“
    „Wohin hat man dich gebracht?“
    „In ein Kinderheim. Zunächst war ich mir sicher, me ine Mutter würde mich besuchen. Deshalb habe ich immer am Fenster gestanden und den Eingang beobachtet. Wochenlang ging das so. Erst als einer der anderen Jungen mich verspottete und belustigt ausrief: ‚Du verschwendest deine Zeit, deine Mutter hat dich hier abgegeben‘, habe ich die Wahrheit

akzeptiert. Um damit zurechtzukommen, habe ich den Jungen, der älter und kräftiger war als ich, verprügelt und sogar gewonnen. Ich habe ihn ge hasst, weil er es gewagt hatte, das auszusprechen, was ich die ganze Zeit ahnte, und weil seine Mutter ihn am nächsten Tag nach Hause zurückholen wollte.
    Es war kein schlechtes Kinderheim. Die Erzieher waren freundlich und haben ihr Bestes getan. Viel Zuneigung bekamen wir nicht, denn das Personal wechselte zu oft. Im Übrigen legte ich auch keinen Wert mehr auf Zuneigung und wollte gefühlsmäßig niemanden mehr an mich heranlassen. Vielleicht wäre ich ausfallend geworden und hätte um mich geschlagen, wenn mir jemand zu nahegekommen wäre.“
    Fassungslos schüttelte Evie den Kopf. Wie sehr hatt e sie sich in ihm getäuscht.
    „Mit sechzehn durfte ich das Heim verlassen“, fuhr er fort. „Erst am letzten Tag …“ Er verstummte.
    „Was ist am letzten Tag passiert?“, fragte sie leis e.
    „Lass mir ein bisschen Zeit“, bat er, während er au fstand und zum Fenster ging.
    Sie betrachtete seinen muskulösen Rücken. Wie konnt e ich jemals die Kraft und Stärke, die er ausstrahlt, für beunruhigend halten? überlegte sie. Kurz entschlossen folgte sie ihm und drehte ihn zu sich um. Sein Anblick trieb ihr Tränen in die Augen.
    Er schien sehr unglücklich und brachte vor Kummer u nd Schmerz kein Wort mehr heraus. Geduldig wartete sie, bis er sich etwas beruhigt hatte und weiterreden konnte.
    „Man hat mir die ganze Wahrheit über meine Herkunft erzählt. Ich habe erfahren, dass mich meine leibliche Mutter kurz nach der Geburt weggegeben hat.“
    „Das ist unglaublich.“ Entsetzt schüttelte sie den Kopf.
    „Ja, das ist es.“ Er lachte hart und verbittert auf . „Ich bin auf der Treppe eines Waisenhauses abgelegt worden. Eine Mutter, die das macht, kann man natürlich nicht finden. Sie ist ihr Kind endgültig losgeworden. Mehr wusste man in dem Heim auch nicht. Ich war plötzlich da, und der Arzt war der Meinung, ich sei ungefähr eine Woche alt. Man hat in den Krankenhäusern nachgefragt, aber ohne Erfolg.“
    „Wie schrecklich! Dann weißt du gar nicht, wer du w irklich bist“, flüsterte sie.
    „Doch. Ich bin der Sohn zweier Mütter, die mich nic ht haben wollten“, entgegnete er ironisch. „Jetzt weiß ich, warum du manchmal so zornig und mi sstrauisch bist. Es ist ein Wunder, dass du es geschafft, einen klaren Kopf zu behalten und so viel Erfolg im Leben zu haben.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen klaren Kopf behalten habe. Lange war ich unbeherrscht und zügellos. Ich habe mich schlecht benommen, nich t nur im Heim, sondern auch später, habe zu viel getrunken, bin mit dem Gesetz in Konflikt geraten und habe sogar kurz im Gefängnis gesessen. Dadurch wurde der Kontakt zu

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