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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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berichteten sie von einem Eingeborenendorf, das sich das Ufer entlang zwischen den Bäumen hinzog. »Scheinen friedlich zu sein«, bemerkte der Matrose, als er an Bord stieg, »habe keine Suppenkessel entdeckt, in dem ein Missionar gesotten wurde«, setzte er mit einem grinsenden Seitenblick auf Catherine hinzu. Es war derselbe, der ihr die Kakerlake in den Tee getan hatte. Als sie ihn jedoch mit einem eisigen Blick fixierte, lief der Mann tiefrot an. »'tschuldigung, Fräulein, war nicht so gemeint, nichts für ungut«, murmelte er und polterte den Niedergang in den Bauch des Schiffes hinunter.
    Seitdem dümpelte die Carina ein paar Schiffslängen vom Ufer mit kaum mehr als drei Fuß Wasser unter dem Kiel.
    Ihr Vater entdeckte mehrere Einbäume im Uferschlamm und einige Eingeborene, die aus dem schattigen Wald auftauchten, und ließ sich daraufhin sofort an Land bringen. In Begleitung von César marschierte er, umringt von einem aufgeregt schnatternden Schwärm schwarzer Kinder, ins Dorf und kaufte den Bewohnern für etliche bunte Perlen und vier Längen groben Baumwollstoffes einen Einbaum ab.
    Während César das schmale Boot vertäute, kletterte er über das Fallreep an Bord. »Neger lieben derartiges Zeugs«, erklärte er seiner Tochter. »Wirklich rührend, wie begeistert diese Naturkinder von solchem Tand sind. César, bring unsere Sachen ins Boot und staple sie so in der Mitte, dass es austariert ist. Wir legen noch in dieser Stunde ab. Du bleibst an Bord, Catherine. In drei Tagen bin ich zurück. Widme dich deinen Zeichenstudien, dann wird dir die Zeit schnell vergehen. Wenn du besser auf dein Kätzchen aufgepasst hättest, wäre es in Portugal nicht von Bord entwischt, und du wärst jetzt nicht so allein. Aber du hast ja immer noch die vortreffliche Wilma als Gesellschafterin«, fügte er hinzu.
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    »Drei Tage«, rief sie und folgte ihm in seine Kabine. Sie beobachtete ihn mit wachsender Unruhe. Seine spöttische Zunge fürchtend, scheute sie sich, ihm von dem unguten Gefühl zu erzählen, das sie beim Anblick von Mr. Irons' zerstörter Hütte be- schlichen hatte. Erst als er sich hinter dem Paravent ankleidete, vermochte sie ihm endlich mit stockender Stimme davon zu berichten. »Bitte fahr nicht, Papa, ich fühle, dass etwas Schreckliches passieren wird. Sag dem Kapitän, dass er den Anker lichtet und flussabwärts segelt. Dieser Ort hier ist verflucht...«
    Er kam hinter dem Schirm hervor, knöpfte die Manschetten seines weißen Baumwollhemdes zu und schlang sich ein Tuch aus feinem Leinen um den Hals. »Unsinn, was du immer redest, du hast zu viel Fantasie. Du solltest dich vielleicht eher mit hausfraulichen Dingen beschäftigen, als ständig zu lesen.« Er reckte das Kinn, um das Tuch unter seinem Bart zu ordnen. »César ist bei mir, und ich bin bestens ausgerüstet.« Mit diesen Worten steckte er zufrieden lächelnd seine langläufige Pistole in den Gürtel.
    »Damit halte ich mir jedes wilde Tier vom Leib, und auch die Eingeborenen können mit ihren Pfeilen dagegen nichts ausrichten.«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Du hast mir versprochen, dass ich dich begleiten darf, um Zeichnungen von deinen Funden anzufertigen.«
    »Das nächste Mal. Und was deine Zeichnungen betrifft«, er klaubte einen Fussel von seinem Hemd, »nun ja, ein wenig solltest du schon noch üben. Genauigkeit musst du hineinbringen, weniger Geschmier, verstehst du?«
    Wie eifrig war sie doch aufgesprungen, um ihm ihre Zeichnungen zu zeigen! Sie verzog das Gesicht bei der Erinnerung. »Hier, sieh doch, diese Libelle habe ich gemalt. Ist sie nicht schön? So zart, so luftig. Sie muss dir doch gefallen«, hatte sie gerufen und ihm das Aquarell hingehalten.
    Er hatte den Block zu sich herangezogen, das Bild erst nah vors Gesicht gehalten, dann auf Armeslänge, es mit zusammengekniffenen Augen hin und her gedreht. »Libelle? Ich sehe nur blaue und grüne Kleckse und hier ein bisschen Weiß ... keine
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    Konturen ... soll das hier der Kopf sein mit den Facettenaugen? Das ist, wie ich schon sagte, Geschmier, keine Libelle. Nein, Catherine, das musst du ordentlicher malen, jede Einzelheit. Die feinen Flügel, die Segmente des langen Leibes, diese ganz und gar erstaunlichen Augen.«
    »Aber es schimmert, Papa. Ich wollte das Wesen einer Libelle zeigen, die ätherische Luftkreatur ... sie ist so leicht...«Ihr hatten die Worte gefehlt.
    »Das interessiert keinen. Zeichne das Insekt erst mit allen Einzelheiten, völlig naturgetreu, dann

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