10 - Das Kloster Der Toten Seelen
Seite.
»Kannst du mich verstehen, Bruder?« fragte er auf Kymrisch.
Die Augenlider des Mannes zuckten, und er stöhnte leise.
»Kannst du sprechen?« fragte Eadulf. »Wer hat dir das angetan?«
Der Sterbende schien etwas sagen zu wollen. Eadulf hielt das Ohr dicht an seinen Mund.
»Brich … brich die Bronze auf … die Bronzeschlange, die Moses schuf«, flüsterte er gequält.
Eadulf verstand nicht. »Wer hat dir das angetan?« flüsterte er noch einmal.
»Das Böse unter uns … Die Kreatur der Verdammten, die böse Spinne … wirft ihr Netz … Hat uns alle eingewickelt … Er war einer … von uns!« Dann quoll Blut aus dem Mund des Mönchs, und er verstummte.
»Er ist tot, mein Freund. Hast du etwas von ihm erfahren können?« fragte er.
Eadulf schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er hat nur phantasiert. Vielleicht hatte er Fieber.« Er richtete sich auf. »Osric, kennst du das Schiff, das euch angegriffen hat?«
»Aber ja«, erwiderte der junge Graf, »es war das Schiff von Morgan, eben jenes, daß wir von der Mündung des Flusses Saeferne die ganze Küste dieser Königreiche entlang verfolgt haben.«
»Sie hätten euch vernichten können.«
»Stimmt, das hätten sie tun können. Das könnten sie immer noch tun, wenn sie den Mut hätten, sich mit uns zu messen.«
Eadulf rieb sich nachdenklich die Wange. »Ich glaube nicht, daß es ihnen an Tapferkeit mangelt. Doch ich verstehe nicht, warum sie euch verschont haben. Und warum haben sie nur die Leichen über Bord geworfen?«
»Was sind das für Leute?«
»Mönche. Ich habe den Verdacht, daß sie der vermißten Klostergemeinschaft von Llanpadern angehören. Doch ich begreife den Sinn des Ganzen nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Ich nehme jedoch an, daß, wer immer dieses rote Drachenschiff befehligt – du sagst, Morgan heißt er? –, daß derjenige versucht, dir die Schuld am Tod all der Mönche zuzuschieben. Neben den Leichen, die man an der Küste fand, vor der ihr neulich geankert habt, lagen Waffen der Hwicce. Warum macht sich jemand die Mühe, solche falschen Fährten zu legen?«
Osric lachte grimmig. »Es ist nicht das erstemal, daß die Hwicce von den Welisc angegriffen wurden, und es ist nicht das erstemal, daß wir Christen der Welisc ermordet haben. Also kann es uns gleich sein, wem man die Schuld am Tod dieser Mönche anlastet.«
»Warum sollte man die Schuld den Angelsachsen anlasten?« fragte Eadulf nachdenklich. »Um Feindseligkeit zu schüren? Allein das Wort ›Angelsachse‹ reicht doch hier schon aus, um Haß zu erwecken, ob bei Christen oder Heiden. Steckt vielleicht noch etwas anderes dahinter?«
»Was geht mich das an, Eadulf, der Christ. Ich bedaure nur, daß mein Schiff nicht klar war, sonst hätte ich das Drachenschiff aus Gwent vernichtet. Jetzt hat es sich wahrscheinlich irgendwo an der Küste aufwärts ein Versteck gesucht.«
Eadulf blickte zu Osrics Schiff hinüber. »Wie lange dauert es, dein Schiff wieder seetauglich zu machen?«
»Das haben wir in einer Stunde geschafft. Sobald der Mast richtig steht, werde ich die Ruder ausfahren lassen und die Küste entlang weitersegeln, falls die feindlichen Krieger wieder auftauchen und uns angreifen wollen. Die Takelage reparieren wir auf See.« Er zögerte. »Aber was ist mit dir? Du bist doch von nun an nicht mehr sicher in diesem Königreich.«
Innerlich stimmte Eadulf ihm zu, laut sagte er jedoch: »Ich muß nach Llanwnda zurück. Ehe ich in meine Heimat zurückkehren kann, habe ich hier noch ein paar Dinge zu erledigen.« Während er sprach, hatte er mit den Augen den Strand und die Klippen dahinter abgesucht. Dabei hatte er mehrere dunkle Öffnungen entdeckt. »Diese Höhlen könnten sich als sehr nützlich erweisen«, sagte er auf einmal.
»Nützlich wofür?«
»Die Leichen der Mönche wurden offenbar nur zu einem Zweck über Bord geworfen: Jene, die die Toten finden, sollen glauben, deine Leute hätten sie umgebracht. Es könnte sein, daß die Welisc nun an der ganzen Küste entlang Alarm schlagen. Und dann kommen sie vielleicht zurück, um euch zu vernichten.«
»Dafür brauchten sie keine Rechtfertigung«, entgegnete Osric.
»Das weiß ich auch«, erwiderte Eadulf, »aber Tatsache ist, daß das alles ziemlich geplant aussieht. Wem es jedoch als Rechtfertigung gelten soll, das ist es, was wir nicht wissen.«
»Was willst du damit sagen, gerefa? «
»Bis ich herausgefunden habe, was dahintersteckt, würde ich noch etwas Zunder ins Feuer werfen.«
»Wie
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