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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Befehlshaber der römischen Legionen geteilt hatten. Augustinus hatte Deniol, den Bischof von Bangor, gefragt, warum die Geistlichen der Britannier ihrer Pflicht gegenüber dem neuen Glauben nicht nachgekommen waren und die Angelsachsen zum Christentum bekehrt hatten. Deniol hatte sarkastisch entgegnet, daß es schwierig sei, einem Menschen Liebe und Vergebung zu predigen, dem man gerade die Frau und die Kinder abgeschlachtet hatte. Augustinus war hochnäsig genug, damit zu drohen, daß er, falls man seine und die Autorität Roms nicht anerkannte, die Waffen der Angelsachsen segnen würde und die Britannier Vergeltung spüren würden. Tatsächlich kam ebenjener Bischof Deniol wenige Jahre später bei dem Massaker in Bangor zu Tode.
    Eadulf schreckte aus seinen Betrachtungen hoch, als ein hochgewachsener Britannier in Mönchskutte an ihm vorbeilief und ihn lächelnd mit Worten begrüßte, die er nicht verstand. Ganz selbstverständlich erwiderte Eadulf sein Lächeln und grüßte ihn in der Sprache der Britannier, so gut es ging. Eadulf wollte niemandes Feind sein, doch ihm fiel auf einmal ein Sprichwort seines Volkes ein, nach dem es auch dann keine Sicherheit gäbe, wenn man sich seinen Feind zum Freund gemacht hatte. Aber gewiß war das Sprichwort falsch. Viel eher sollte man sich an die Lehren des Christentums erinnern. Was hatte Jakobus geschrieben? »Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Kommt es nicht daher: aus euren Lüsten, die da streiten in euren Gliedern? Ihr seid begierig und erlanget es damit nicht; ihr mordet und neidet und gewinnet damit nichts; ihr streitet und kämpfet.« War das der Hauptgrund für die Kriege und das Blutvergießen der letzten zweihundert Jahre, seit die Sachsen in Britannien Fuß gefaßt hatten? Was hatte Christus gesagt? »Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet.« Nun, wenn es nach Eadulf ginge, so würde er dieses Gebot auch einhalten. Doch damit konnte er sich nicht beruhigen; seine Furcht davor, in einem fremden Land zu sein, von Leuten umgeben, die ihm nicht trauten, schwand dadurch nicht.
    Einige Stunden später kehrte Fidelma zu ihm zurück und fragte ihn, ob er sich kräftig genug fühle, um sie zur Abtei Dewi Sant zu begleiten. Ihm hatte die Zeit an der frischen Luft gutgetan, und so sagte er ja.
    Die große Abtei, die Dewi Sant geweiht war, lag weniger als anderthalb Meilen nordöstlich von dem kleinen Hafen. Mit gemächlichen Schritten verließen sie Porth Clais und liefen am farnbewachsenen Flußufer entlang. Fidelma erklärte, daß dieser Fluß Alun genannt wurde, war sie doch schon am Vortag hier entlanggegangen. Über diesen Weg wurden auch Fuhren von Gold transportiert, das aus Irland stammte und per Schiff bis nach Porth Clais gelangte. Dann brachte man das Gold in die Abtei, wo die Goldschmiede es zu sakralen Objekten verarbeiteten. Weiter flußaufwärts führte der Pfad durch eine Moorlandschaft, doch Fidelma bewegte sich mit unbeschwerter Leichtigkeit durch das sumpfige Gelände. Der Tag war noch nicht weit fortgeschritten, und obwohl sich nun ein leichter Wind erhoben hatte, war es nicht zu kalt für den Herbst. Es war eine recht angenehme Wanderung.
    Schon nach kurzer Zeit kam die große Anlage der Abtei in Sicht. Eadulf mußte zugeben, daß die vielen unterschiedlichen Bauten ziemlich beeindruckend waren. Nur in Rom hatte er bisher etwas Ähnliches gesehen. Die Gebäude waren aus grauem Granit und einheimischem Holz errichtet.
    Am Tor wurden sie von einem der Mönche empfangen. Es schien, als hätte er ihre Ankunft erwartet, denn er führte sie ohne Zögern direkt zu den Räumen von Abt Tryffin.
    Der Abt erhob sich aus seinem Stuhl und ging auf sie zu, um sie aufs herzlichste in Fidelmas Muttersprache zu begrüßen. Offensichtlich beherrschte er die Sprache genauso gut wie Bruder Rhodri. Seine Tonsur war in der Art des heiligen Johannes gehalten; jener Haarschnitt war von den Kirchen Britanniens und Éireanns übernommen worden. Die Haare waren von der Stirn an abrasiert bis zur Höhe der Ohren, manche meinten, daß diese Tonsur jener der Druiden ähnlich sei, der weisen Priester aus alten keltischen Zeiten. Der Abt war etwa Ende vierzig und hatte ein hageres Gesicht, schmale Lippen und eine lange Nase, die wie mit einem Spinnennetz von winzigen roten Äderchen durchzogen war. Er lächelte, und seine Begrüßung schien aufrichtig und herzlich. In seinen dunklen Augen lag jedoch Besorgnis.
    Vor einem Feuer nahmen sie Platz. Man

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