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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nehmen junge Männer und Mädchen als Sklaven mit, die anderen werden umgebracht. Welche Anhaltspunkte gibt es dafür, daß so etwas auch in Llanpadern geschehen ist?«
    »Pater Clidro ist …«
    »Pater Clidro wurde ausgepeitscht, in die Scheune gebracht und dann aufgehängt. Er ist weder von einem Schwert noch von einem Speer niedergestreckt worden. Und offenbar ist er erst gestorben, nachdem das angelsächsische Schiff schon wieder fort war. Wo war er während des Überfalls?«
    Eadulf mußte zugeben, daß seine Theorie hier nicht stimmte. Auch ihm war das merkwürdig erschienen, doch er hatte keine logische Erklärung dafür finden können.
    »Doch was ist mit den sieben ermordeten Brüdern an der Küste? Was ist damit?« protestierte er.
    »Das hat damit vielleicht nichts zu tun, Eadulf. Denk mal genau nach. Die meisten von ihnen wurden durch einen Schwerthieb von hinten umgebracht. Ein Hieb in den Nacken. Sie sind alle an der gleichen Stelle getötet worden, was nicht darauf hindeutet, daß sie versucht haben, ihren Häschern zu entkommen, oder? Und nachdem er sieben Mönche umgebracht hat, welcher Krieger würde da sein Schild, ein Messer und ein zerbrochenes Schwert neben den Leichen liegenlassen?«
    Eadulf erinnerte sich an die Fragen, die Fidelma Dewi zu dem zerbrochenen Schwert gestellt hatte. Es war kein Blut am Schwert gewesen, und das abgebrochene Stück war nirgendwo zu finden.
    »Willst du etwa sagen, das alles sei bewußt inszeniert worden, damit die Leute denken, Sachsen seien dafür verantwortlich?« fragte er bestürzt. »Willst du etwa sagen, daß es keine Sachsen waren?«
    Fidelma schüttelte den Kopf. »Der Sachse im Steinsarg und auch das Schiff vor der Küste haben irgendwie damit zu tun. Ich bin mir nur noch nicht sicher, in welcher Weise.«
    Überrascht betrachtete er sie. »Doch wenn es nicht wegen des Überfalls war, weshalb sollte ein sächsisches Schiff hier sonst vor Anker gehen?«
    »Genau das frage ich mich auch.«
    Einen Moment lang schwieg Eadulf. »Dann sind wir wohl mit unserem Latein am Ende.«
    Fidelma sah ihn abschätzig an. »Tempus omnia revelat« , sagte sie tadelnd.
    »Die Zeit mag die Dinge zwar ans Licht bringen, aber können wir es uns leisten zu warten?« erwiderte er gereizt.
    »Wir müssen warten«, meinte sie ruhig. »Wir müssen Geduld haben.«
    »Hast du vergessen, welche Bedrohung für uns von Clydog und seinen Männern ausgeht?«
    »Nein, das habe ich nicht. Wie ich dir schon sagte, ich glaube, er ist vielleicht der Schlüssel zu dem Ganzen.«
    Die Landschaft, durch die sie nun ritten, fiel zu ihrer Linken in schauerliche Klippen und tief eingeschnittene Felsbuchten ab. Ab und zu konnten sie sehen, wie Seehundjunge im Wasser herumpaddelten. Sie entdeckten ein paar Bussarde, die nach kleinen Säugetieren Ausschau hielten.
    Bussarde zogen solche offenen Hügellandschaften vor, durch die sie gerade ritten, denn hier konnten die Greifvögel ohne große Mühe Kaninchen erbeuten. Der Weg führte nun weiter landeinwärts. Auf einem der Hügel konnten sie die Mauerreste einer alten Burg erkennen. Sie umritten den Hügel nach Osten, wo sich hinter dem hohen Berg Pen Caer der Ort Llanwnda verbarg. Eadulf wußte, daß pen soviel wie Kopf bedeutete und caer Festung hieß.
    »Ich freue mich schon auf ein Bad und frische trockene Kleider«, meinte Eadulf fröhlich, als ihm klar wurde, daß sie nicht weit von Llanwnda entfernt waren.
    Noch ehe sie heute morgen Llanferran und die Schmiede erreicht hatten, waren ihre Kleider trocken gewesen. Doch Leinen und Wolle waren rauh geworden von der Nässe und kratzten nun. Eadulf hatte sich in den Jahren, die er in den fünf Königreichen von Éireann lebte, an die irischen Bräuche gewöhnt. Dort nahmen die Menschen täglich ein Bad, meist am Abend, und morgens wuschen sie sich nur Gesicht und Hände. Eadulf hatte soviel Hygiene immer für übertrieben gehalten. In seiner Heimat beschränkte sich das Waschen häufig nur auf ein Abtauchen in einem nahe gelegenen Fluß, und das eher selten. Doch die Iren betrieben ihre Sauberkeit geradezu rituell. Sie verwendeten dabei fettige Klumpen, die sie sleíc nannten; sleíc ließ Schaum entstehen und wusch den Schmutz fort.
    Jetzt vermißte Eadulf das erwärmte Badewasser, das Eintauchen in ein Becken, das man debach nannte und in dem süßlich duftende Kräuter lagen. Auch das energische Abreiben mit einem Leinentuch vermißte er. Nach seiner anfänglichen Scheu vor dem Baden fühlte er sich

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