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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Ort hier kennt jeder jeden. Mair und ich waren die einzigen beiden Mädchen gleichen Alters und sahen uns sogar sehr ähnlich. Fremde hielten uns manchmal für Schwestern.«
    »Ich glaube, daß du noch aus einem anderen Grunde weißt, daß Idwal unschuldig ist an dem Verbrechen … Aus einem anderen Grund als nur dem vagen Gefühl in deinem Herzen.«
    Fidelmas Vermutung kam selbst für Eadulf unvermittelt und überraschend.
    Elen schwieg, also fuhr Fidelma fort: »Als man Idwal beschuldigte, Mair vergewaltigt und ihr die Jungfräulichkeit genommen zu haben, da wußtest du, daß es nicht stimmen konnte, nicht wahr?«
    Das Mädchen zuckte nur mit der Schulter. »Mair war nicht mehr Jungfrau«, bestätigte sie. »Das hatte sie mir schon vor vielen Monaten gesagt.«
    »Wenn Mair einen Geliebten hatte, heißt das, man kann kein Geld mehr für den Verlust ihrer Jungfräulichkeit einfordern, so wie es ihr Vater nun tut, das wäre gegen das Gesetz.«
    »Wie hast du von Mairs Liebhaber erfahren?« fragte Elen neugierig.
    »Idwals Worte haben es mir verraten, ohne daß er es ausgesprochen hätte.«
    »Idwal ist nicht gerade geschickt darin, ein Geheimnis zu bewahren«, bemerkte Elen. »Hat er gesagt, wer Mairs Liebhaber war?«
    »Er hätte uns nicht einmal gesagt, daß Mair einen Geliebten hatte, wenn ich es nicht mit einer List aus ihm herausgeholt hätte«, erwiderte Fidelma. »Den Namen wollte er auch nicht nennen. Er sagte, er hätte Mair geschworen, zu schweigen. Sie wollte, daß er für sie eine Nachricht überbrachte. Idwal sträubte sich. Die Nachricht war offenbar für ihren Liebhaber.«
    Elen senkte traurig den Kopf. »Er hat ein edles Gemüt und bricht seine Versprechen nicht. Das ist noch ein Beweis mehr, warum er Mair nicht hätte umbringen können.«
    »Angenommen, daß es so ist, weißt du, wer ihr Liebhaber war?«
    »Nein, das weiß ich nicht. Sie war sehr verschwiegen. Sie hat mir nur erzählt, wie die erste Nacht gewesen ist – so wie sich Mädchen eben über ihre Liebsten unterhalten. Mair war sehr zynisch. Sie machte sich sogar ein wenig über ihren Liebhaber lustig; er war wohl sehr linkisch und unerfahren.«
    »Mair hingegen hatte Erfahrung, was?« fragte Eadulf mit spöttischem Unterton.
    Fidelma neigte sich auf einmal zu dem Mädchen vor, um ihm in die Augen zu blicken. »Bruder Eadulf hat recht. Fand diese Unterhaltung mit Mair statt, als sie gerade ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, oder hatte sie schon zuvor ihre Erfahrungen gemacht?«
    Elen überlegte sich ihre Antwort genau, denn ihr wurde deren Tragweite bewußt. Dann schüttelte sie den Kopf. »Zu jenem Zeitpunkt prahlte sie damit, ihre Jungfräulichkeit verloren zu haben. Mair war den Männern immer sehr zugetan gewesen – besonders älteren Männern. Ich erinnere mich, daß sie damals über fleischliche Gelüste sprach und mir verriet, daß ihr Geliebter ein älterer Mann sei, der unbeholfen war und dem sie sich überlegen fühlte.«
    »Ein älterer Mann?« Fidelma richtete sich nachdenklich auf. »Da Mair ziemlich jung war, könnte es sich auch um jemanden handeln, der einfach nur ein wenig älter war als sie.«
    »Elen, hast du überhaupt keine Ahnung, wer es sein könnte?« fragte Eadulf.
    Elen schüttelte heftig den Kopf.
    »Denk gründlich nach«, bedrängte er sie. »Das könnte auch der Mann sein, der sie getötet hat, falls dein Freund Idwal, wie du behauptest, es nicht gewesen ist.«
    »Ich denke nicht, daß Mair von ihrem Geliebten umgebracht worden ist.«
    »Ich schätze, das ist wohl eine weitere vom Gefühl bestimmte Aussage, oder?« fragte Eadulf boshaft.
    »Nein«, entgegnete das Mädchen. »Wißt ihr, ich glaube, ich sollte an jenem Tag das Opfer sein.«
     

K APITEL 13
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Selbst Fidelma kostete es Mühe, die Frage, die Elens Worte heraufbeschworen, auszusprechen.
    Plötzlich wurde es laut vor der Tür. Gwnda trat ein. Er wirkte sehr erregt.
    »Sie haben …«, hub er an. Nun entdeckte er Elen und schwieg. Dann sagte er: »Elen, laß uns bitte allein.«
    »Aber Vater, was …«, beschwerte sich das Mädchen.
    Gwnda stampfte mit dem Fuß auf – eine Reaktion, die Fidelma überrascht schmunzeln ließ. Sie hatte davon gehört, daß Leute in höchster Wut mit den Füßen aufstampften, aber gesehen hatte sie es noch nicht.
    »Geh sofort hinaus!«
    Widerstrebend stand das Mädchen auf und schaute Fidelma mit einem Blick an, der ihr zu verstehen gab, daß sie das Gespräch gern

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