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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Nachdruck ihre Frage. »Stimmt es?«
    »Es stimmt, daß Bruder Meurig in der Waldhütte erschlagen wurde. Doch es ist nicht wahr, daß wir nach Idwal suchen lassen, weil er der Mörder sein soll. Dein Vater hat uns klargemacht, daß wir in dieser Sache keinerlei Einfluß haben. Trotzdem würden wir gern Idwal finden, sei es auch nur um seiner eigenen Sicherheit willen.«
    Eine Weile schwieg das Mädchen. »Bruder Meurig hat mir erzählt, daß du eine berühmte Richterin aus Cashel bist.«
    »Wann hast du mit Bruder Meurig gesprochen?«
    Das Mädchen spitzte nachdenklich die Lippen. »Er stellte mir gestern ein paar Fragen, ehe ich losgegangen bin.«
    »Du bist fortgegangen?«
    »Ich bin soeben aus Cilau zurück und habe im Ort von seinem Tod erfahren.«
    »Cilau?« Fidelma überlegte laut. »Ich glaube, diesen Namen schon einmal gehört zu haben.«
    »Das ist eine kleine Siedlung hier in der Nähe. Dort wohnt eine Cousine von mir«, erklärte das Mädchen. »Mittags bin ich von da weg, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein.«
    »Hast du gewußt, daß Bruder Meurig in den Wald wollte?«
    »Ja, er wollte heute vormittag dort hin, um sich die Stelle anzuschauen, wo Mair zu Tode kam«, antwortete Elen.
    »Wußtest du auch, daß er Idwal mitnehmen wollte?«
    »Wer sonst sollte ihm genau den Ort zeigen können, wo es passiert ist?«
    »Wenn ich mich recht besinne, warst du nicht der Meinung, Idwal hätte deine Freundin Mair getötet, nicht wahr?«
    »Idwal kann niemandem etwas zuleide tun. Du hast dich mit ihm unterhalten, also wirst du wissen, daß er ein unbedarfter Junge ist. Unbedarft, aber nett … Und er ist so freundlich. Manchmal, wenn ein Schaf oder ein Lamm, das zu seiner Herde gehört, vom Fels abstürzt und sich verletzt, dann bringt er es kaum über sich, ihm den Gnadenstoß zu versetzen. Nur der Gedanke, daß das Leben des Tieres mit der Verletzung qualvoller ist als der Tod, kann ihn dazu bewegen.«
    »Du hast Idwal also richtig gern?« fragte Fidelma ermunternd.
    »Ich weiß, daß er Mair nicht hätte umbringen können.«
    »Weißt du auch, daß dein Vater überzeugt ist, der Mord an Bruder Meurig gehe ebenfalls auf sein Konto?«
    »Mein Vater hat Idwal noch nie leiden können. Ich glaube, daß er Bruder Meurig genausowenig hätte umbringen können wie Mair.«
    »Du scheinst mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand zu entscheiden«, warf Eadulf trocken ein.
    Fidelma wußte, daß seine Worte eher an sie gerichtet waren. Sie sah ihn rasch an, aber ihr Gefährte schaute weg.
    »Ehe wir aufbrechen, würde ich gern noch etwas anderes von dir wissen, Elen«, sagte Fidelma. »Buddog mochte deine Freundin Mair wohl überhaupt nicht? Wie lange ist sie schon bei euch im Haus?«
    »Sie war schon vor meiner Geburt hier«, erklärte Elen. »Die arme Buddog.«
    »Warum?«
    »Sie ist die Geliebte meines Vaters. Doch ich glaube, daß mein Vater ihrer inzwischen überdrüssig ist.«
    Das erklärt einiges an Buddogs Verhalten, dachte Fidelma.
    »Elen, wie gut kennst du Idwal eigentlich?«
    Das Mädchen zögerte ein wenig, ehe ihr der tiefere Sinn von Fidelmas Frage bewußt wurde. Ihre Augen wurden größer. »Ich bin keine …«, sie zögerte, »… zwischen uns ist nichts weiter, nichts Sexuelles. Wird es auch nie geben. Er ist vier Jahre älter als ich, ein einfacher, freundlicher Junge, den viele bemitleiden, weil er keine Eltern hat. Ein Schäfer zog ihn auf … Iestyns Bruder, aber ich habe seinen Namen vergessen.«
    »Wir kennen Idwals Geschichte«, mischte sich Eadulf nun ein. »Deine Beziehung zu ihm ist also nicht tiefer?«
    Das Mädchen errötete vor Ärger. »Wie ich schon sagte.«
    »Es ist irgendwie eigenartig«, sprach Fidelma langsam, »daß du so fest von Idwals Unschuld überzeugt bist und deine Meinung nur auf deinen Gefühlen zu dem Jungen beruht. Möglicherweise sind wir alle unter bestimmten Umständen zu einem Mord fähig. Ich will damit sagen, im Affekt oder wenn uns eine Notwendigkeit dazu zwingt, die stärker als unsere Moral ist …«
    »Ich kann mir keinen Umstand vorstellen, bei dem Idwal derart außer sich geraten könnte, daß er einen Mord beginge«, erwiderte Elen überzeugt.
    Nachdenklich betrachtete Fidelma das Mädchen. Sie schien offen und ehrlich zu sein. »Erzähl mir mehr von deiner Freundin Mair.«
    Einen Moment war Elen offenbar mit sich im Zwiespalt. »Was willst du noch wissen?«
    »Wie lange kanntest du sie schon?«
    »Wir sind zusammen aufgewachsen. In diesem kleinen

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