Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
ergründen.
    »Es war schon ein heftiger Streit«, sagte er langsam. »Sonst wäre Mair noch am Leben.«
    »Rückblickend ist man immer schlauer«, stimmte ihm Eadulf zu. »Doch in dem Moment warst du nicht der Ansicht, es könnte für das Mädchen lebensgefährlich werden, oder? Sonst wärest du doch dageblieben und hättest Mair beigestanden, nicht wahr?«
    »Natürlich hätte ich das!« fauchte der Bauer zurück.
    »Statt dessen bist du zu Iorwerth gerannt und hast ihm erzählt, daß du Zeuge warst, wie sich Mair und Idwal im Wald stritten?«
    »Ja.«
    »Hast du unterwegs noch jemand anderen gesehen? Etwa Gwnda oder sonst wen?«
    Iestyn schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte … Aber ja, ich bin Buddog begegnet, sie hat Pilze gesammelt.«
    »Eins verstehe ich nicht recht«, meinte Fidelma nun. »Du hast erzählt, daß Idwal sich trotz des Verbots mit Mair traf und daß sie sich stritten. Allerdings nicht so heftig, daß es dein Eingreifen erforderte. Und auch nicht so ernst, als daß du um ihr Leben fürchten mußtest. Doch Iorwerth reichte deine Nachricht schon aus, ein paar Männer zusammenzutrommeln, um loszuziehen und Idwal zu bestrafen. Warum habt ihr den Jungen so gehaßt?«
    »Dem mußte doch Gehorsam beigebracht werden! Respekt kannte er auch nicht! Das ist alles«, rechtfertigte sich Iestyn. »Wir sind alle Iorwerths Freunde, und wir dachten, wir sollten ihm helfen.«
    »Also, was geschah weiter?« fragte Fidelma.
    »Zunächst führte ich sie zu der Stelle, wo ich Mair und Idwal gesehen hatte. Da lag Mair, tot. Fast im gleichen Augenblick entdeckte ich Gwnda – und Idwal, ein bißchen weiter, lag bewußtlos am Boden. Iorwerth und die anderen …« Er machte eine Pause, blickte sie verstockt an. »Wir wollten den Jungen am nächsten Baum aufhängen. Gwnda hielt uns davon ab, er wollte nicht gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Nebenbei bemerkt, hat Gwnda euch eigentlich gesagt, wieso er so früh am Morgen im Wald unterwegs war?« fragte Eadulf.
    Iestyn schüttelte den Kopf. »Der Weg hinter der Holzfällerhütte entlang ist ziemlich begangen. Er führt nach Cilau.«
    »Ich verstehe. Also habt ihr den Jungen in den Ort gebracht? Wenn ihr wußtet, daß bald ein barnwr aus der Abtei eintreffen würde, warum habt ihr dann Gwnda festgesetzt und Idwal aus dem Stall geholt, um ihn zu erhängen?«
    »Viele Leute waren daran beteiligt. Es war der Wille des Volkes. Vox … vox … Die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes!«
    »Vox populi vox Dei« , half ihm Fidelma erheitert weiter. »Ja, diese Rechtfertigung haben wir schon einmal gehört.«
    Iestyn schwieg.
    »Ich erinnere mich daran, daß du bei unserer Ankunft die Keule geschwungen hast. Weil du damit die Stimme des Volkes unterstützen wolltest?«
    »Wäret ihr nicht eingeschritten, würde Bruder Meurig immer noch am Leben sein.«
    »Willst du damit sagen, daß ihr keine Verantwortung an Idwals Tod tragt?«
    »Der Junge hat Mair umgebracht. Wir haben hier unsere eigene Art, mit Mördern umzugehen, Gwyddel.« Zum erstenmal hatte sich Bitterkeit hinter Iestyns erzwungener Zurückhaltung gezeigt.
    »Das ist eine Art, die gegen das Gesetz verstößt. Bruder Meurig hat euch das ziemlich deutlich erklärt.«
    »Der ganze Ort stand hinter uns.«
    »Wird es dadurch zu Recht? Nur selten wird etwas moralisch, weil es der Wille der Mehrheit ist.«
    Iestyn blickte finster drein.
    »Ich schätze«, stellte Eadulf sarkastisch fest, »daß der Wille der Mehrheit euch der Verantwortung an Idwals Tod enthebt?«
    »Willst du etwa sagen, daß wir falsch gehandelt haben?« fragte der Bauer höhnisch. »Bruder Meurig war Richter und Mönch. Willst du etwa behaupten, daß man seinen Mörder nicht bestrafen sollte? Ich dachte, daß ihr Mönche und Nonnen euch untereinander beschützt.«
    »Woher wußtest du, daß Idwal es war, der Meurig umgebracht hat?«
    Der Bauer betrachtete ihn, als sei er verrückt. »Was sagst du da?«
    »Ganz einfach. Wer hat gesagt, daß Idwal Meurig tötete?«
    »Nun … Jeder wußte es.«
    »Waren denn alle dabei, als der Mord geschah?« fragte Fidelma verächtlich.
    »So habe ich das nicht gemeint. Wenn es nicht Idwal war, wer sollte denn dann den barnwr erschlagen haben?«
    »Eine gute Frage«, warf Fidelma ein. »Eine, über die man hätte nachdenken sollen, ehe Idwal sterben mußte.«
    »Wer, wenn nicht Idwal? Er ist mit dem barnwr in den Wald gegangen. Es war recht unklug von Bruder Meurig, den Jungen nicht bewachen zu lassen. Idwal hat

Weitere Kostenlose Bücher