10 - Die Angel Chroniken 3
bin nicht hergekommen, um irgendjemandem wehzutun. Und ich habe Sie angelogen, weil ich glaubte, dass es das Richtige sei.«
Sie wandte den Blick ab. »Ich wusste ja nicht, was geschehen würde.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich wusste ja nicht, dass ich mich in Sie - in dich - verlieben würde.«
Sie hatten sich vor einem Jahr kennen gelernt, als sie ein Projekt geleitet hatte, bei dem alle Bücher der Bibliothek eingescannt werden sollten. Willow Rosenberg, eine der begabtesten Schülerinnen, hatte aus Versehen einen Dämonen ins Netz gescannt, und da hatte Jenny es für nötig befunden, ihre Tarnung ein wenig auffliegen zu lassen.
Seit jenen Tagen war ihre Beziehung gediehen, aber sie hatte nie der Tatsache ins Auge gesehen, dass sie Rupert eines Tages würde beichten müssen, wer sie war und was sie in Sunnydale tat.
In der nun folgenden Stille blickte sie zu ihm auf. Sie konnte seine Miene nicht lesen und fühlte sich gedemütigt. »Oh Gott!«, rief sie traurig aus. »Ist es schon zu spät, das zurückzunehmen?«
»Willst du das denn?«, fragte er.
»Ich möchte nur bei dir sein«, gab sie ihm leise zur Antwort. »Mehr erwarte ich nicht. Ich möchte nur, dass alles für dich wieder ins Lot kommt.«
»Das verstehe ich.« Seine Stimme klang sanft und doch zurückhaltend. »Aber ich bin nicht derjenige, für den du alles wieder ins Lot bringen musst.« Er lächelte zärtlich. »Vielen Dank für das Buch.«
Mit diesen Worten verließ er den Raum.
Es gab Brathuhn, Salat, Brot und Kartoffeln. Buffy aß überhaupt nichts.
Endlich brach Joyce das Schweigen. »Okay. Was ist los?«
Buffy war völlig überrumpelt. »Es ist... nichts.«
»Komm schon, du kannst mir alles sagen«, drängte Joyce. »Ich habe alle Erziehungsbücher gelesen, die es gibt. Nichts kann mich umhauen.«
Kann ich schon, dachte Buffy, aber darum ging es ja gar nicht. Joyce war nun mal ihre Mutter. Sie sollte in der Lage sein, ihrer Tochter Ratschläge zu geben.
Sie beschloss es zu versuchen, legte die Gabel hin und wagte den Sprung: »Erinnerst du dich noch an diesen Typ - Angel?«
»Angel? Der Junge vom College, der dir Nachhilfe in Geschichte gegeben hat?«, fragte Joyce.
Das hab ich dir erzählt, als ihr euch kennen lerntet, stimmt's ? dachte Buffy. Ich hab passenderweise den Teil weggelassen, in dem er mich vor drei angreifenden Vampiren gerettet hat.
»Genau. Also, er... ich ... wir gehen irgendwie miteinander. Ich meine, wir sind miteinander gegangen.« Sie zog die Schultern hoch und lächelte matt. »Im Augenblick machen wir eine ernste >Trennungs<-Phase durch.« Weil er ein Ungeheuer ist.
Ihre Mutter sah sie wissend an. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen. Er hat sich verändert. Er ist nicht mehr der Junge, in den du dich verguckt hast.«
Oh Gott, warum hab ich bloß damit angefangen? »Ganz genau. Jedenfalls - seit er sich so verändert hat, verfolgt er mich auf Schritt und Tritt. Er hat echt Probleme mit dem Loslassen.«
Joyces Miene wurde düster. »Buffy, hat er... etwas getan?«
»Nein, nein, so ist es nicht«, sagte Buffy rasch. Hätte ich doch nie damit angefangen. Ich kann ihr einfach nicht sagen, was wirklich los ist.» Er hängt nur ziemlich oft in meiner Nähe rum. Schickt mir kleine Briefe. Solche Sachen. Ich möchte ihn im Moment wirklich nicht sehen. Ich meine, wenn er sich blicken lässt, werd ich ernsthaft mit ihm reden.« Sie musste das sagen, um ihrer Mutter die Sorgen zu nehmen. Beiläufig versuchte sie einzustreuen: »Lad ihn lieber nicht ein.«
Ernsthaft, lad ihn nicht in unser Haus ein, Mom, fügte sie wie in einem Gebet hinzu.
Willow sprach am schnurlosen Telefon mit Buffy. Sie war schon im Schlafanzug und wollte bald zu Bett gehen. »Ich stimme Giles zu«, sagte sie, während sie im Zimmer herumwanderte. »Du musst versuchen, dich von diesen Spielchen nicht beeinflussen zu lassen. Angel macht das nur, weil er dich zu etwas Unbedachtem verleiten will. Ich sag dir, Männer können manchmal solche Schwachköpfe sein ... ob sie nun leben oder Untote sind.« Mit einem Knall klappte sie ihren Laptop zu.
Buffy stimmte ihr zu. »Ich hoffe nur, dass Giles bald diesen Bannspruch findet. Ich weiß, dass ich besser schlafe, wenn ich ... besser schlafen kann.«
»Ich bin sicher, dass er ihn findet«, tröstete Willow ihre Freundin und streute Fischfutter in ihr neues Aquarium, das sie zur Feier eines jüdischen Gedenktages bekommen hatte. »Er ist eben ein Bücherwurm. Bis dahin versuch
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