10 - Die Angel Chroniken 3
gespielter Besorgnis fort, »irgendetwas für dich tun ...? Vielleicht eine Verantwortung übernehmen, während du mit deinem Gefährt schwierige Wendungen übst... Natürlich etwas, das ich nicht bereits übernommen habe, klar!« Er warf Dru einen lüsternen Blick zu.
»Das reicht!«, schrie Spike. Er schob Angelus unsanft von sich weg.
Der fing an zu lachen. Er ist ja so simpel. Ich kann auf ihm spielen wie auf einer Geige.
» Ohhh«, gurrte Dru. Sie gab Spike ein Küsschen auf die Wange und setzte ihm Sonnenschein auf den Schoß. Den Blick unverwandt auf Angelus geheftet, schwebte sie von den beiden Männern weg und strich sich zärtlich über die Wange. »Ihr Jungs ... immer müsst ihr meinetwegen streiten.« Sie kicherte und blieb am Tisch stehen, während ihre Finger mit ihrem Mieder spielten. »Das macht ein Mädchen wirklich ... «
Doch plötzlich brach sie ab und stieß einen angsterfüllten, kindlichen Schrei aus. Sie hielt die linke Hand vor sich und atmete schwer, als litte sie Schmerzen.
»Dru? Was ist los, Liebling?«, fragte Spike alarmiert.
Dru war an einem Ort, den nur sie sehen konnte. »Die Luft ... sie ängstigt mich. Irgendjemand ... ein alter Feind sucht Beistand, um unser glückliches Heim zu zerstören.«
Stöhnend, den Tränen nahe, griff sie nach einer Stuhllehne, um sich festzuhalten. Sonst wäre sie zu Boden gesunken.
Die Messingglöckchen über der Tür der >Drachenhöhle<, einem Esoterik-Laden, klingelten, als Jenny Calendar eintrat und sich umsah. In den Regalen stapelten sich Rosenkränze, Sonnenfänger und Gläser mit trüben Flüssigkeiten, in denen Schweineföten, Kuriosa und Monstrositäten schwammen. Schwarze Kerzen brannten und warfen einen violetten Schein. Schwere, würzige Düfte waberten im Raum.
»Willkommen«, grüßte der kahl werdende Verkäufer. Sein Akzent klang nach Mittelwesten, und so sah er auch aus: weißes Hemd und Hose, ein Amulett und mehrere Reihen gelber Perlen um den Hals. »Womit kann ich Ihnen dienen? Mit einem Liebestrank? Vielleicht mit einer Voodoo-Puppe für Ihren untreuen -«
Sie schnitt ihm das Wort ab. »Ich brauche eine Kugel von Thesulah.«
Sofort ließ er das Theaterspielen sein.» Oh. Sie sind vom Fach.« Auch sein Akzent verschwand. »Kommen Sie. Tut mir Leid, dieses ganze Geschwätz, aber um den Valentinstag herum kommen jede Menge Touristen und wollen Liebestränke oder mystische Rachekuren für verflossene Liebhaber.« Er hob gleichmütig die Schultern. »Leider ist es so, dass man den Laden nur durch Pendel und Hasenpfoten finanzieren kann.«
Er umging eine Vitrine mit Karaffen, die mit Kräutern gefüllt waren, schlug den Vorhang zurück und enthüllte eine geräumige Pantry-Küche, in der er sich sogleich auf die Suche begab. »Nun, wie haben Sie denn von uns erfahren?«
Zerstreut betrachtete Jenny ein Arrangement von Kristallen und Runensteinen. »Mein Onkel Enyos hat mir von Ihnen erzählt.«
Er blickte sie an, während er ein Kästchen aus Mahagoni hervorzog. »Sie sind also Janna. Tut mir Leid, das mit Ihrem Onkel.«
»Danke.«
»Er war ein guter Kunde«, fügte der Mann freimütig hinzu und stellte das Kästchen auf die gläserne Theke. »Nun, hier haben wir sie schon - eine Thesulah-Kugel.« Mit einer schwungvollen Bewegung hob er den Deckel von dem Kästchen und enthüllte eine kleine Kristallkugel, die auf einem Bett aus Samt lag. »Geistergewölbe für die Rituale der Untoten.«
Jenny warf einen raschen Blick auf das Ding. Es war genau das, was sie haben wollte. Sie reichte dem Mann, der ungerührt weiterschwatzte, ihre Kreditkarte. »In letzter Zeit haben nicht gerade viele Leute danach gefragt. Ich habe letztes Jahr noch ein paar von den Dingern als >New-Age<-Briefbeschwerer verkauft.« Er zog die Kreditkarte durch das Lesegerät. »Ja, ich liebe dese ?>New Age<-Typen. Mit deren Hilfe habe ich meinen Jüngsten aufs College schicken können.«
Als er die Rechnung ausschrieb, wurde er wieder ganz geschäftsmäßig. »Übrigens, Sie werden ja wohl wissen, dass die Annalen der Transliteration für das Ritual der Untoten verloren gegangen sind. Ohne diese Annalen ist der restliche Text blanker Unsinn.«
Jenny, die gerade die Quittung unterschrieb, sah auf. »Und ohne eine Übersetzung des Textes sind die Kugeln von Thesulah ziemlich wirkungslos. Ich weiß.« Sie riss seinen Durchschlag ab und reichte ihm den Zettel.
»Ich sage das nur, weil ich keinerlei Reklamationen annehme.«
»Das ist in Ordnung.« Jenny
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