10 - Operation Rainbow
hatten sich garantiert eine sorgfältig ausgeklügelte Tarnung erdacht, mit der sie jede offizielle Rückfrage abschmettern konnten. Sich nach jeder Richtung abzusichern war bestimmt ihre erste und wichtigste Aufgabe, und vermutlich war dieser Henriksen selbst damit betraut.
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Carol Brightling stand in ihrem Büro. Sie hatte gerade ein offizielles Schreiben an den Staatssekretär abgefaßt, demzufolge sie vorübergehend ihre Beratertätigkeit niederlegen wollte, was sie mit einem dringlichen wissenschaftlichen Projekt begründete. Schon heute früh hatte sie mit Arnie van Damm darüber gesprochen, der keine ernsthaften Einwände gegen ihr Fernbleiben erhob und ihr stattdessen mit seiner ganzen Haltung zu verstehen gab, daß niemand sie vermissen würde, schon gar nicht der Präsident. Na, wenn schon, dachte sie mit kühlem Blick auf den Computerbildschirm - sie ihn auch nicht .
Dr. Brightling steckte den Brief in einen Umschlag, den sie versiegelte und ihrer Sekretärin hinterließ, damit sie ihn anderntags in die Hauspost geben könnte. Diesen Job hatte sie einzig und allein für das Projekt übernommen, zur Rettung des Planeten, und jetzt war es an der Zeit, zu gehen. Es wa r lange, sehr lange her, seit sie das letzte Mal in Johns Armen gelegen hatte. Die Scheidung war in den Medien ganz groß herausgebracht worden. Doch es mußte sein. Wäre sie mit einem der reichsten Männer des Landes verheiratet geblieben, hätte sie nie einen Job im Weißen Haus bekommen. Und so mußte sie ihrem Mann abschwören, und er hatte öffentlich der Umweltbewegung abgeschworen - den Überzeugungen, die sie über zehn Jahre geteilt hatten, als die Idee des Projekts erstmals aufgekommen war. Doch in Wahrheit war er keinen Fußbreit von seinen Ideen abgewichen, ebensowenig wie sie. Irgendwann war es dann so weit gewesen und sie hatte für die Regierung gearbeitet, wenn auch nur als Beraterin, aber doch als eine, die mit Sicherheitsfragen betraut war und praktisch unbegrenzten Zugang zu vielen Dingen hatte. Selbst die Geheimdienste hatten ihr Auskünfte geben müssen, die sie je nach Bedarf an John weiterleitete. Das wichtigste war freilich der Zugang zu Rüstungsunterlagen aus dem Bereich der biologischen Kriegführung. Sie wußten, was USAMRIID und andere vorgesehen hatten, um Amerika zu schützen. Und daher wußten sie auch, wie man Shiva am besten verbreiten konnte, ohne mit einem Gegenmittel rechnen zu müssen, außer jenem Serum, das Horizon Corporation selbst entdeckt hatte.
Aber das kostete seinen Preis. John mußte sich in der Öffentlichkeit mit allen möglichen Weibern sehen lassen und hatte zweifellos mit vielen angebandelt. Er war seit jeher ein leidenschaftlicher Mann gewesen. Vor ihrer fingierten Scheidung hatte sie sich nicht viele Gedanken darüber gemacht, deshalb war sie stets peinlich überrascht, wenn sie bei gesellschaftlichen Ereignissen zusammentrafen und er zufällig schon wieder so ein junges Ding an der Hand hielt - stets eine andere, denn außer zu ihr war er nie eine feste Beziehung eingegangen. Carol Brightling redete sich ein, es sei gut so, denn sie glaubte daran, daß sie als einzige Frau Johns Leben teilte und daß ihre Rivalinnen nur dazu taugten, seinen Hormonstau abzureagieren... Aber das war nicht immer einfach für sie, und nachdenken wollte sie schon gar nicht darüber, wenn sie allein zu Hause war mit Jiggs als einzigem Trost und manchmal vor Einsamkeit weinte.
Doch was galten ihre kleinen persönlichen Belastungen gegenüber dem Projekt! Der Job im Weißen Haus hatte sie in ihren Überzeugungen erst recht bestärkt. Hier hatte sie alles einsehen können, erinnerte sich Carol, von den Eigenschaften der neu entwickelten Nuklearwaffen bis hin zu Berichten über biologische Kriegführung. Es ängstigte und ermutigte sie zugleich, daß der Iran versucht hatte - noch bevor sie ihre Arbeit aufnahm - Amerika zu verseuchen. Angst hatte sie, weiles eine echte Bedrohung ihres Heimatlands war und beinahe einen massiven Gegenschlag hervorrief. Ermutigt wurde sie, weil sie daraus lernte, wie äußerst schwierig eine effektive Verteidigung gegen solche Bedrohungen war, denn die Impfstoffe mußten erst solchen speziellen Viren angepaßt werden. Alles in allem hatte der iranische Seuchenangriff das öffentliche Bewußtsein für die Gefahren geweckt, was die Produktion und breiteste Verteilung des A-Serums erleichtern konnte... Die Bürokraten aller Regierungen der Welt würden auf das Angebot
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