10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
wandte sich um. Der Butler, der schon seinem Großvater gedient hatte, kam auf ihn zu.
Er meldete ihm, daß der Tisch gedeckt sei. Kyan ließ ihn noch einmal die Anweisungen für heute abend wiederholen.
»Sie werden jetzt Besuch empfangen, Sir. Sie wollen nicht gestört werden. Ich soll darauf achten, daß sich niemand von den Bediensteten im Haus umherbewegt. Mich eingeschlossen. Alle sollen auf ihren Zimmern bleiben, bis auf die Köche und das Küchenpersonal. Das Abendmahl muß spätestens um einundzwanzig Uhr fünfzehn serviert werden. Sie werden klingeln, wenn es soweit ist.«
Kyan sah auf die Uhr. Es war Punkt acht. Mecklan kam nie zu spät; er müßte jeden Augenblick hier sein …
Und da läutete es auch schon an der Tür.
Kyan stand auf. »Ich werde selbst öffnen«, sagte er zum Butler, der noch immer abwartend dastand. »Sie können jetzt das Personal über meine Anordnungen informieren.« Er wandte sich zur Tür, öffnete sie.
»Guten Abend, Dr. Mecklan!« sagte er herzlich.
Die beiden Männer schüttelten einander die Hände.
»Sie sind pünktlich auf die Sekunde, Doktor!« meinte Kyan gut gelaunt, während er dem Psychiater aus dem Mantel half.
Dr. Mecklan lächelte.
Kyan brachte den Mantel persönlich zur Kleiderablage. Er sah den Butler noch immer dastehen.
»Lassen Sie nur, John«, sagte er. »Ich kann das schon alleine machen.« Er bedeutete dem Butler, abzutreten. Kopfschüttelnd verschwand dieser; aber das konnte Kyan nicht mehr sehen.
Als er von der Kleiderablage zurückkehrte, faßte er den Arzt freundschaftlich um die Schultern. »Na, wie geht es Ihnen, Doktor?« erkundigte er sich.
Der Psychiater lächelte etwas irritiert zurück, bekundete sein Wohlbefinden, kritisierte den Abendverkehr – aber schließlich konnte er nicht mehr an sich halten. Er fragte: »Was veranlaßt Sie, heute so gut aufgelegt zu sein, Herr Kyan? Doch sicherlich nicht einzig und allein mein Besuch?«
»Oh, heute ist ein Festtag für mich. Wie wär’s mit einem Gläschen?«
»Danke, danke. Habe erst vor kurzem eins getrunken.«
»Also nicht.«
»Ach was, warum sollte ich einen guten Trunk abschlagen?«
»Eben. Warum sollten Sie … Mein Scotch zählt zu den besten. Außerdem stirbt es sich besser mit Alkohol im Magen – wie man früher einmal zu sagen pflegte.«
Die beiden Männer lachten. Aber aus verschiedenen Gründen.
Kyan führte seinen Besucher in einen schwach beleuchteten Raum.
»Ich hoffe, Sie tadeln mich nicht wegen des Lichtes«, sagte Kyan, »aber ich finde es so gemütlicher. Außerdem werden wir noch durch so viele hell erleuchtete Räume kommen …«
Dr. Mecklan ließ sich in einem Klubsessel nieder. »Ich habe mich schon gewundert, warum die Fenster alle beleuchtet sind.«
Kyan lächelte. »Ich sagte ja, heute ist ein Freudentag für mich.« Er schenkte zwei Gläser ein. Dann ließ er sich dem Psychiater gegenüber in einen Fauteuil fallen. Die beiden Männer prosteten einander zu. Dr. Mecklan setzte sein Glas ab und nickte anerkennend.
»Gut, wirklich gut.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, dann wechselte er unvermittelt das Thema. »Ich will nicht in Sie dringen, aber es muß schon etwas Außergewöhnliches sein – dieser Festtag.«
Kyan lehnte sich behaglich zurück. Sein Gesicht war ein einziges Lächeln. »Sie dürfen ruhig fragen, Doktor. Es ist kein Geheimnis. – Heute ist der fünfzehnte Todestag meines Großvaters«, log er. Das Katz- und Maus-Spiel benagte ihm so sehr, daß er willens war, es auf die Spitze zu treiben.
»Ist das ein Grund zum Feiern? Oh, Verzeihung – so war es nicht gemeint!«
»Nicht doch, Doktor. Ich habe diese Frage erwartet und mich darauf vorbereitet«, sagte Kyan mit einer großzügigen Geste. »Vor fünfzehn
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