10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
dann den Text. Stärker, sein Bewußtsein durchflutend, deutlicher.
Immer nur immer, einmal so; immer nur immer, und dann so. Wie es die Melodie verlangte. Jetzt war sie nicht länger störend. Kyan hörte sie gerne. Und erst den Text! Immer nur immer …
Sein Verstand nahm die Melodie zur Kenntnis; anstatt sich aber mit ihr auseinanderzusetzen, mit ihr abzuquälen, bekam er den Text. Der Verstand versuchte, die Melodie zu sezieren. Der Verstand versuchte, den Text zu analysieren. Aber mit beiden zugleich konnte er sich nicht befassen. Beide Nenner waren unlogisch. Also nahm sie das Hirn beide nicht auf.
Kyan hatte freie Hand.
Er spürte, wie ihm heiß wurde. Adrenalin!
Er nahm zwei Gläser und öffnete eine Flasche, dann gab er in die Gläser je eine Zitronenscheibe. Diese waren vergiftet, beide, aber das Gift würde sich nur unter einer bestimmten Bestrahlung auflösen.
Er füllte die beiden Gläser. Dann drehte er sich um.
»So, jetzt heben wir mal einen«, sagte er zu Dr. Mecklan. Er hielt dem Psychiater eines der Gläser hin. Dieser saß da und starrte wie hypnotisiert auf das Glas – das immer näher kam. Dann hob er willenlos die Hand. Aber Kyan schätzte den Psychiater richtig ein. Noch ehe dieser das Glas ergreifen konnte, hatte Kyan schon einen Schluck aus seinem genommen. Plötzlich setzte er es ab und betrachtete das Glas, das er Dr. Mecklan hatte geben wollen.
»Oh«, sagte er entschuldigend, »es ist ein kleines Insekt darin … Das können Sie natürlich nicht trinken. Nehmen Sie meines … Ach, nein, das geht ja auch nicht, daraus habe ich ja schon getrunken. Warten Sie, ich schenke Ihnen ein neues ein.«
Dr. Mecklan wurde plötzlich äußerst rege. »Nein, nein«, sagte er, sich überhaspelnd, »lassen Sie nur, das macht nichts.«
Natürlich hatte er an Gift gedacht! Kyan reichte ihm sein eigenes Glas. Aber das höfliche Lächeln, das er auf seine Lippen zwang, wirkte hart und gespannt. Seine emotionale Sperre erforderte alle Willenskraft. Und dann spürte er, noch während er das Glas hielt, wie sein Körper steif wurde. Seine Finger krampften sich um die gläserne Wandung. Dabei brauchte es sich Dr. Mecklan nur zu nehmen! Wie in Zeitlupe schien der Psychiater danach zu greifen. Wenn er es berührte, würde sich ein Fernsehauge aktivieren und sein Bild weiterleiten, dann sich ein Strahl einschalten, auf Dr. Mecklan konzentrieren, das Glas treffen …
… das Gift auflösen. Ein tödliches Gift.
Mord.
Seine Finger verkrampften sich noch mehr.
Mord.
Die Melodie war ausgeschaltet. Warum bewegte sich der Psychiater nur so langsam? Seine Finger hatten das Glas erreicht. Aus der Zitronenscheibe löste sich eine kaum wahrnehmbare Flüssigkeit, vermischte sich mit dem Scotch.
Kyans Finger krümmten sich zusammen. Die Sehnen traten an seinem Handgelenk hervor. Er durfte Dr. Mecklan doch nicht aus dem Glas trinken lassen!
Ihn morden!
Er sah Mecklans Augen, aus denen die Angst gewichen war, erstaunt auf sich gerichtet. Er wundert sich, warum ich das Glas so fest halte! Der Gedanke schien als Echo durch den Raum zu hallen.
Und dann geschah alles so schnell, so furchtbar schnell. Dr. Mecklan hatte das Glas an die Lippen geführt. Kyans Hand zerdrückte das Glas, das sie hielt, als er mit einer einzigen Reflexbewegung dem Psychiater den tödlichen Trank entreißen wollte. Ein Schluck seines Opfers, dann schwappte die Flüssigkeit aus Kyans zerbrochenem Glas über die Augen des Arztes.
Kyan sah noch, wie dieser abwehrend die Hände hob. Dann schwankte er, brach zusammen. Seine Hand blutete. Dr. Mecklan blutete nicht.
Er lag in einiger Entfernung von Kyan und hielt das schwarze Samttuch an einem Zipfel in der Hand. Es war Kyan gelungen …
Mord!
*
Er lag am Boden. Eine
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