10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
vermeidet den Diebstahl;
Ordentliche Kommunikation fördert den Diebstahl;
Perfekte Kommunikation unterminiert den Diebstahl.
Van Braam
Der Mond kreiste. Die Frau wachte. Einundzwanzig Facetten waren am Äquator des Mondes auf Hochglanz poliert. Die Frau hatte für die Bestückung zu sorgen. Sie war Mutter Fettchen, die Waffenherrin von Old North Australia.
Mutter Fettchen – eine rotbäckige, gutmütige Blondine von unbestimmbarem Alter. Blau waren ihre Augen, voll ihre Brust, kräftig ihre Arme. Sie sah aus wie eine Mutter, aber das einzige Kind, das sie je hatte, war gestorben, vor vielen Generationen. Jetzt bemutterte sie einen Planeten, nicht eine Person; die Norstrilier schliefen unbeschwert, denn sie wußten, jemand wachte über sie. Auch die Waffen ruhten – in ihrem langen Schlaf.
Zum zweihundertsten Male schon blickte sie diese Nacht auf das Warnpult. Die Anlage schwieg. Keins der roten Lämpchen glühte. Dennoch fühlte sie die Anwesenheit eines Feindes, irgendwo draußen im Universum – eines Feindes, der die Absicht hatte, einen Streich gegen sie und ihre Welt zu fuhren, nach dem unermeßlichen Reichtum der Norstrilier zu haschen –, und sie schnaubte vor Ungeduld.
Komm nur, Kleiner, dachte sie. Komm nur und stirb. Laß mich nicht warten. Sie lächelte, als ihr bewußt wurde, wie absurd ihr Gedanke war. Sie wartete auf ihn. Und er wußte nichts davon.
*
Er, der Räuber, war entspannt – reichlich entspannt. Benjacomin Bozart hieß er, und er war überaus geschult in der Kunst der Entspannung.
Niemand in Sunvale, hier auf Ttiollé, konnte auch nur ahnen, daß es sich um den Seniorchef von der Gilde der Diebe handelte, um einen Mann, aufgewachsen unter dem Licht jener verträumt-violetten Sonne. Niemand merkte ihm den Geruch von Viola Siderea an.
»Viola Siderea«, hatte Lady Ru gesagt, »war einst die schönste aller Welten, und heute ist sie die verkommenste. Ihre Bewohner gereichten einst der Menschheit zum Vorbild, und jetzt sind sie Diebe, Lügner und Mörder. Ihre schwarzen Seelen stinken zum Himmel.«
Lady Ru war vor langer Zeit gestorben. Sie wurde sehr respektiert, aber sie hatte unrecht.
Mochte seine Seele noch so schwarz und finster sein, der Räuber stank ebenso wenig wie seine Mitmenschen. Und das wußte er. Er war nicht mehr im »Unrecht« als ein Hai, der sich einem Schwärm von Dorschen nähert.
Es liegt in der Natur des Seins, zu leben, und es war ihm anerzogen worden, so zu leben, wie es seiner Natur entsprach – als Räuber, der auf Beute aus ist.
Wie anders sollte er auch leben?
Viola Siderea war vor langer Zeit bankrott gegangen, als die Photonensegel von den Routen des Alls verschwanden und Planoform-Schiffe an ihre Stelle traten, um raunend und wispernd zwischen den Sternen zu kreuzen. Seine Vorfahren waren zurückgeblieben, zum Sterben verurteilt – auf einer nun bedeutungslosen, entlegenen Welt. Aber sie hatten sich geweigert zu sterben. Sie waren in eine völlig andere Beziehung zur Umwelt getreten; aus ihnen wurden Raubtiere, die über die Menschheit herfielen, kaum daß sie sich – bedingt durch Zeit und Vererbung – ihren tödlichen Aufgaben gewachsen fühlten.
Und er, der Räuber, war unter ihnen Champion – der Beste von den Besten.
Er war Benjacomin Bozart.
Er hatte sich geschworen, Old North Australia auszurauben oder aber bei dem Versuch zu sterben, und letzteres lag nicht in seiner Absicht.
Der Strand von Sunvale erstreckte sich warm und lieblich in der Mittagssonne. Ttiollé war ein freier und gewöhnlicher Transit-Planet. Als Waffen dienten ihm Glück und sein eigenes Können: er war gewillt, beides gleich gut auszuspielen.
Die Norstrilier konnten töten.
Auch er
Weitere Kostenlose Bücher