10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
konnte das.
In diesem Augenblick, an diesem Ort, war er nichts weiter als ein zufriedener Tourist. Anderswo, anderswarm, konnte er zum Frettchen unter Kaninchen werden, zum Falken der Tauben.
Benjacomin Bozart, Dieb und Meister seines Fachs.
Er wußte nicht, daß jemand auf ihn wartete. Jemand, der seinen Namen nicht kannte, war bereit, den Tod zu wecken, nur für ihn allein.
Benjacomin war nach wie vor die Ruhe selbst.
Nicht so Mutter Fettchen.
Sie nahm ihn dumpf wahr, konnte ihn aber noch nicht ausfindig machen.
Eine ihrer Waffen schnarrte.
Sie drehte sie herum.
Viele tausend Sterne entfernt, lächelte Benjacomin Bozart, als er zum Strand hinabschritt.
*
Benjacomin fühlte sich ganz als Tourist. Sein sonnengebräuntes Antlitz drückte Frieden aus. Seine stolzen, überschatteten Augen blickten unbeschwert. Um seine Mundwinkel lag, vom charmanten Lächeln abgesehen, ein sanfter Zug der Freundlichkeit. Er sah anziehend aus, ohne im geringsten eigentümlich zu wirken. Er schien jünger, als er war.
Mit federnden, frohgemuten Schritten spazierte er am Strand von Sunvale entlang.
Die Wellen rollten heran, schaumgekrönt, ganz so wie die Brandung auf Mutter Erde. Die Leute hier in Sunvale waren stolz auf die Art und Weise, in der ihre Welt dem Menschheitshort ähnelte. Wenige von ihnen hatten Mutter Erde je gesehen, aber sie alle kannten ein Stück Geschichte, und die meisten empfanden eine vorübergehende Besorgnis bei dem Gedanken, daß jene alte, ehrwürdige Regierung noch immer, selbst über die Tiefen des Alls hinweg, eine politische Macht ausübte.
Sie waren der irdischen Instrumentalität nicht gerade zugetan, aber sie achteten und fürchteten sie.
Die Wellen mochten sie an die schöne Seite von Mutter Erde erinnern; die nicht-so-schöne Seite strichen sie lieber aus ihrem Gedächtnis.
Dieser Mann hier am Strand war wie die schöne Seite der alten, alten Erde. Doch die Macht, die in seinem Innern ruhte, vermochten sie nicht zu erkennen. Die Leute von Sunvale lächelten ihm abwesend zu, wenn er an ihnen vorbeischritt, die Uferlinie entlang.
Kein Hauch trübte die Luft; ringsum war es still und friedlich. Er wandte sein Gesicht der Sonne zu. Er schloß die Augen. Die Strahlen durchbohrten seine Lider, erfüllten ihn mit der liebkosenden Wärme und der stärkenden Frische ihrer Berührung.
Benjacomin träumte vom größten Diebstahl aller Zeiten. Davon, der reichsten Welt der Menschen ein gigantisches Vermögen zu entreißen. Im Geiste malte er sich aus, was geschehen würde, wenn er schließlich die Beute heim zu seiner Welt Viola Siderea brächte, wo er aufgewachsen war.
Benjacomin wandte sein Gesicht von der Sonne ab und musterte träge die anderen Leute am Strand.
Norstrilier waren noch keine zu sehen. Man erkannte sie sofort: Große, stämmige Menschen mit rötlicher Haut; fabelhafte Athleten, und dennoch, auf ganz eigene Weise, wie Kinder – voller Unschuld, Jugendlichkeit und Ausdauer.
Zwei Jahrhunderte lang hatte er für diesen Raubzug trainiert; sein Leben war verlängert worden von der Gilde der Diebe, auf daß er die Tat vollbringe.
Er selbst verkörperte alle Träume seiner Welt – einer armen Welt, einst Angelpunkt des galaktischen Handels, jetzt herabgesunken zu einem unbedeutenden Außenposten für Plünderer und Taschendiebe.
Er sah die norstrilische Frau aus dem Hotel kommen und hinunter zum Strand schlendern.
Er wartete, und er schaute, und er träumte.
Er hatte eine Frage zu stellen, und kein erwachsener Australier würde sie ihm beantworten.
Komisch, dachte er, daß ich sie jetzt noch »Australier« nenne. So hießen sie auf der alten, alten
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