10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Erde – die reichen, wackren, zähen Leute. Auf der halben Welt kämpften ihre Söhne … Und jetzt tyrannisieren sie die ganze Menschheit. Sie haben die Mittel in der Hand. Sie sitzen an der Quelle, und für alle andren hängt Leben oder Tod von dem Handel ab, den sie mit den Norstriliern führen.
Aber nicht für mich. Und auch nicht für meine Landsleu te. Wir sind die Wölfe unter den menschlichen Schafen.
*
Benjacomin wartete geduldig.
Braungebrannt vom Licht unzähliger Sonnen, erweckte er den Eindruck, als sei er vierzig anstatt zweihundert. Seine Kleidung, sportlich und salopp, entsprach den Begriffen eines Urlaubers. So wie er aussah, hätte man ihn gut und gern für einen Handlungsreisenden halten können, oder für einen routinierten Spieler, oder aber für den stellvertretenden Direktor eines Sternhafens. Ja, sogar für einen Detektiv, der die Handelsrouten kontrollierte.
Er war nichts von alledem. Er war ein Dieb. Und zwar ein so guter, daß sich die Leute an ihn wandten und ihm ihr Eigenrum anvertrauten, weil er zuverlässig, ruhig, grauäugig und blond war.
Benjacomin wartete.
Die Frau warf ihm einen Blick zu, einen raschen, kurzen Blick, voll von unverblümtem Mißtrauen.
Was sie sah, beruhigte sie ganz offensichtlich. Sie setzte ihren Weg fort, ging an ihm vorbei. Über die Düne rief sie zurück:
»Komm, Johnny, hier draußen können wir schwimmen.«
Ein Junge, acht oder zehn Jahre alt, noch recht klein, kam die Düne hinauf, lief auf seine Mutter zu.
Benjacomin spannte sich wie eine Kobra. Er kniff die Augen zusammen, und sein Blick wurde stechend.
Hier war sein Opfer. Nicht zu jung, nicht zu alt. Wäre der Knabe zu jung, wüßte er nicht die Antwort; wäre er zu alt, hätte es keinen Sinn, sich mit ihm abzugeben. Die Norstrilier besaßen eine Kämpfernatur; Erwachsene waren geistig und körperlich zu stark, als daß sich ein Angriff bezahlt machte.
Benjacomin wußte, jeder Dieb, der sich dem Planeten der Norstrilier genähert hatte – mit der Absicht, die Traumwelt von Old North Australia zu plündern, war spurlos verschwunden und gestorben. Von keinem mehr hatte man etwas gehört.
Und dennoch stand es für ihn fest, daß Hunderttausende Norstrilier um das Geheimnis Bescheid wußten. Hin und wieder erzählten sie sich Witze, die es zum Inhalt hatten. Er kannte diese Witze aus seiner Jugendzeit, aber noch nie war es ihm gelungen, an die Lösung heranzukommen. Dabei hatte er ein Alter erreicht, das mehr als hoch war.
Das Leben verschlang enorme Summen.
Er steckte nun schon in seinem dritten Leben und die Gilde hatte sich redlich bemüht, ihm sein Alter zu erwirken.
Waren alles brave Diebe – hatten die Arznei um schwer gestohlenes Geld gekauft, damit ihr Champion am Leben blieb.
Benjacomin hatte für Gewalttätigkeit nichts übrig. Wenn sie ihm aber den Weg zum größten Diebstahl aller Zeiten ebnete, war er bereit, sie anzuwenden.
Die Frau warf ihm abermals einen Blick zu. Der Ausdruck des Bösen, der über sein Gesicht gehuscht war, verwandelte sich in Freundlichkeit; Benjacomin entspannte sich. Und in diesem Zustand sah sie ihn. Er gefiel ihr.
Sie lächelte, und dann sagte sie, mit jenem schrecklichen Zaudern, das für die Norstrilier so charakteristisch ist:
»Könnten Sie sich ein wenig um meinen Jungen kümmern, während ich im Wasser bin? Ich glaube, wir sind einander schon mal im Hotel begegnet …«
»Aber gerne«, sagte und wandte sich um.
»Es wird mir eine Freude sein. Komm, Kleiner.«
Johnny schritt über die strahlend hellen Dünen in seinen eigenen Tod. Er kam zum größten Feind seiner Mutter.
Doch diese hatte sich bereits umgedreht.
*
Benjacomin Bozart streckte die Hand aus. Er packte das Kind bei der Schulter. Er drehte
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