10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
der Handlungsreisende. Lachhaft, meinten sie.
Die Menschen hatten sich nicht sonderlich geändert, wenn auch die Schiffe mit den Go-Captains im Herzen raunend durch die Sternnacht zogen – wie Blätter, die, getrieben vom Hauch der lauen, verspielten Winde, fern und ferner schweben; nein, sie hatten sich kaum geändert, die Menschen, wiewohl sie nun rege zwischen den Planeten verkehrten – wenn sie genug Geld besaßen, um die Hin- und Rückfahrt zu bezahlen.
Benjacomin stand vor einem tragischen Dilemma:
Er wußte ganz genau, jeder Versuch, die Antwort zu entschlüsseln, würde direkt auf den Abwehrapparat stoßen, den die Norstrilier errichtet hatten.
Old North Australia war ungeheuer reich. Allerorts, von Stern zu Stern, war es eine bekannte Tatsache, daß man dort eigens Söldner, Gegenspione, Geheimagenten und Wachtposten angeheuert hatte.
Sogar Mutter Erde – der Menschheitshort selbst, der sich nicht kaufen ließ, und sei die Summe noch so groß – war bestochen durch das Lebenselixier. Schon eine Unze jener Droge, im reduzierten, kristallinen Zustand »Stroon« genannt, genügte, das Leben um vierzig bis sechzig Jahr zu verlängern. Stroon erreichte unzen- oder kiloweise das übrige Universum, aber daheim auf Old North Australia wurde es zu Tonnen produziert.
Mit Schätzen wie diesem waren die Norstrilier Herren über eine Welt, deren Reichtum das menschliche Fassungsvermögen bei weitem überstieg. Sie konnten sich alles kaufen. Sie konnten mit andrer Leute Leben bezahlen.
Schon seit Jahrhunderten bestanden geheime Fonds für ausländische Dienste, die den Norstriliern die eigene Sicherheit gewährleisten sollten.
Benjacomin stand unten im Foyer, und nur ein Gedanke beherrschte ihn:
Mutter Fettchens kleene Kettchens.
In seinem Kopf barg er all die Weisheit und all die Schätze von tausend Welten, aber er wagte niemanden zu fragen, was es bedeute.
Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf.
*
Er sah aus wie ein Mann, dem soeben ein guter Witz eingefallen war. In der Tat: eine glänzende Idee war ihm gekommen.
Es gab eine Wissensquelle, die ihn nicht verraten würde. Die Bibliothek. Er könnte zumindest die einfachen, naheliegenden Dinge untersuchen – und nicht zuletzt herausfinden, welches Wissen bereits der Öffentlichkeit zugänglich war, in bezug auf das Geheimnis, das er dem sterbenden Kind entrissen hatte.
Seine persönliche Sicherheit war nicht vertan, Johnnys Leben nicht umsonst vergeudet worden, wenn es ihm gelang, eins der vier Wörter als Schlüssel zu entlarven. Mutter oder Fettchen oder kleene – letzteres in seiner speziellen Bedeutung – oder aber Kettchens. Noch war ihm die Beute nicht davongeschwommen!
Frohlockend drehte er sich um. Leichtfüßig schritt er durch den Gang, dann ins angrenzende Zimmer, vorbei an den Billardtischen und hinüber zur Tür, hinter der die Bibliothek lag. Er trat ein.
Dieses Hotel war nicht nur luxuriös und teuer; es war auch reichlich altmodisch. Es hatte sogar Bücher aus Papier, mit echten Lederrücken. Die Galaktische Enzyklopädie war auch da, alle zweihundert Bände. Er nahm jenen mit der Inschrift »Fe-Fe« vom Regal. Er schlug ihn hinten auf, suchte nach dem Namen »Fettchen«, und da stand er: »Fettchen, Jeremy – Pionier des alten North Australia. Angeblicher Mitbegründer des Abwehrsystems. Lebte von 10719 bis 17213 A. D.«
Das war alles. Benjacomin stöberte durch die Bücher. Das Wort »Kettchens« trat in dieser speziellen Schreibweise, mit dem »s« dahinter, nirgends auf, weder in der Enzyklopädie noch in irgendeinem anderen Verzeichnis. Er ging hinaus und die Treppen hoch, zurück auf sein
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